Zwerge mit Hundeblick

680 62 19
                                    

Ilka

Es tat weh. Nicht, dass Armina mich angeschrien hatte, nein. Auch wenn mich das tatsächlich ein wenig verletzt hatte. Nein, mir tat mehr weh, dass sie gerade so abweisend war. Irgendwas störte sie ganz gewaltig, aber sie wollte es mir nicht sagen.

Um mich zu beschützen? Wahrscheinlich. Ich hasse es, wenn sie glaubt, sie müsse das tun!

Erneut schluchzte ich leise auf und Fili seufzte und legte einen Arm um mich. Mitfühlend sah er mich an, aber ich konnte ihm ansehen, dass er Arminas Verhalten zutiefst missbilligte.

„Es ist nicht ihre Schuld", verteidigte ich sie leise.

Fili sah mich ungläubig an. Hinter ihm tauchte Finn aus dem Wald auf, sprach kurz mit Oin und gesellte sich dann zu Sia und Kassi, die neben Ford auf dem Boden saßen und sich angeregt unterhielten. Fast alle sahen mich an, dabei sollten sie sich lieber um Armina sorgen. Warum musste ich auch ausgerechnet jetzt zu weinen anfangen!

„Sie kann nichts dafür, dass sie so verkorkst ist. Zumindest würde sie das sagen. Kein Kind könnte was dafür, wenn der eigene Vater...", sagte ich schniefend und brach dann erschrocken ab.

Armina würde nicht wollen, dass jemand davon erfuhr. Schuldbewusst mied ich Filis durchdringenden Blick.

„Wenn der eigene Vater was?", wollte er wissen.

Bevor ich mir eine Antwort überlegen konnte, tauchte Thorin aus dem Wald auf. Er keuchte und in seinen Augen stand ein Kampf von Gefühlen. Sofort wurde es still und Dwalin und Kili griffen nach ihren Waffen und eilten an seine Seite.

„Was ist los? Haben die Orks uns gefunden?", fragte Kili aufgeregt.

Thorin wehrte ihn ab, seine Augen flogen zu mir. Unentschlossen sah er mich an, dann blickte er weg. Kälte machte sich in mir breit. Mir war klar, warum er so durch den Wind wirkte und warum er ausgerechnet mich ansah.

„Was ist mit Armina?"

Meine Stimme war erstaunlich klar und zitterte nur leicht, aber dahinter stand ein ganzer Berg aus Ängsten. Thorin wandte mir den Rücken zu und sprach leise mit Dwalin. Der zögerte, schüttelte den Kopf und wirkte abwehrend. Thorin wiederholte seine Worte, dringlicher und schließlich neigte Dwalin den Kopf und wandte sich um, um im Wald zu verschwinden.

Ich schüttelte Filis Arm ab, der mich zurückhalten wollte und rannte auf den Zwergenkönig zu. Zum ersten Mal hatte ich keine Angst vor ihm und das lag nicht an seinem erschütterten Gesichtsausdruck. Kassi und Sia tauchten direkt neben mir auf, Schulter an Schulter standen wir vor Thorin.

„Wo ist Armina?", wiederholte Sia meine Frage.

Obwohl sie müde war, schien sie fest entschlossen, sich jetzt und hier um alles zu kümmern. Mit ihrer altbekannten Autorität blickte sie auf den Zwerg herab, der für einen Moment unsicher wirkte. Dann straffte er die Schultern.

„Ich habe sie im Wald getroffen. Es geht ihr gut, sie will aber ihre Ruhe haben. Wahrscheinlich ist sie unterwegs, um ihren Wolf zu füttern", sagte er beiläufig.

„Er lügt", erkannte ich und Thorin musterte mich überrascht.

„Ilka hat eine hervorragende Empathiefähigkeit, sie hat fast immer recht, wenn sie sowas sagt. Also, wo ist Armina?", verlangte Kassi zu wissen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Leute, Leute! Hört auf damit, okay?", mischte sich Finn ein und schob sich einfach zwischen uns und Thorin, was jeden tierisch nervte.

„Armina ist weg und immer noch verletzt!", rief ich und meine Stimme klang hysterisch.

five •Hobbit FF•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt