Finn
Ich saß auf der gesprengten Mauer und sah über das Feld hinweg. Die Leichen waren allesamt in die verschiedenen Städte geschafft worden, Menschen nach Thal, Zwerge zum Erebor, Elben ebenfalls nach Thal und nur die Orks, Trolle und Warge waren auf einer Seite aufgeschichtet worden. Anfangs hatte man überlegt sie zu verbrennen, doch Kassi hatte gefragt, warum man sie nicht einfach in die Löcher stopfte, aus denen sie gekommen waren und diese verschloss. Diese Idee fanden die Zwerge besser, denn sonst hinge der Gestank brennender Orks wochenlang über der Gegend.
Nicht, dass sie nicht schon stinken würden. Nach Ende der Schlacht hatten alle sich wortlos einen Platz zum Schlafen gesucht. In stillem Einvernehmen hatten wir Fünf uns in den Erebor zurückgezogen, Armina in ihr Zimmer gebracht und uns Betten in ihrer Umgebung gesucht. Ilka hatte sich direkt neben dem Wolf zusammengerollt und war einfach eingeschlafen, ohne ihr eigenes Zimmer aufzusuchen. Fili hatte sie gelassen.
Ganze zwei Tage hatte ich geschlafen und nach meinem Erwachen festgestellt, dass Sia als Erste aufgewacht war. Sie ließ sich von den Adlern, von denen manche geblieben waren, zwischen Thal und dem Erebor hin und her tragen und kümmerte sich um die Verletzten. Zahllose hatten den Tod gefunden, während wir uns erholt hatten. Ilka war bald darauf aufgewacht und direkt zu Fili gegangen, um sich weinend an ihn zu drücken. Kassi war am dritten Tag nach der Schlacht aufgewacht und hatte sich sofort um Ford gekümmert, der ebenfalls noch mit seinen Wunden zu tun hatte. Armina hatte sich auf mysteriöse Weise zurück in einen Menschen verwandelt und schlief noch immer.
Sie wird es überleben. Aber ich frage mich, was wir alle denn jetzt tun sollen.
Nachdenklich schaute ich zum Himmel auf, der eine fröhliche hellblaue Farbe hatte, als wäre nichts gewesen. In meinen Träumen sah ich die Toten, die unter meinen Krallen und Eirien fielen und fühlte mich ruhelos. Wann immer ich meinem erschöpften Körper eine Rast gönnen wollte verfolgten mich die Gedanken und ich musste mich bewegen, weil ich sonst den Verstand verloren hätte.
Im Geschichtsunterricht hatte ich gehört, wie Soldaten sich nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg gefühlt hatten. Ich hatte mich im Abi mündlich in Geschichte prüfen lassen und das war eines der Themen gewesen, über das ich dabei gesprochen hatte, doch ich hatte es gar nicht wirklich verstanden, wie mir jetzt klar wurde. Erst seit ich selbst in einer Schlacht gekämpft hatte wurde mir klar, was das alles wirklich bedeutete.
Ich habe getötet, um nicht selbst zu sterben. Das wird mich nie wieder loslassen.
Noch dazu gab es so viele Tote. Tauriel, die von einem zutiefst verstörten blonden Elben - er hieß Legolas, wie ich jetzt wusste - zu Grabe getragen wurde. Am Fuße des Wasserfalls hatte man sie beerdigt, an dem Ort, an dem die Liebe ihres Lebens lebte. Kassi hatte nicht protestiert, sie war in erster Reihe dabei gewesen und hatte mit stockender Stimme einige Worte gesprochen. Die anderen Elben wurden von ihren lebenden Verwandten zum Düsterwald gebracht, wo sie ihre letzte Ruhe finden würden. Zum Abschied hatte Legolas mich aufgesucht und sich tief vor mir verbeugt.
Auch Bifur hatte den Tod gefunden und ich wusste, dass meine Freundinnen sich die Schuld an seinem Tod gaben. Ein Leben für ein Leben. Bifur hätte nicht sterben sollen, aber er war der Preis dafür, dass Thorin, Fili und Kili lebten. Wir hatten es ihnen nicht gesagt, aber ich hatte das Gefühl, dass sie es wussten.
Jetzt sind wir hier und haben alle mögliche Ehren. Ich wollte nicht nach Valinor, aber hier fühle ich mich einfach falsch. Was tue ich denn jetzt?
Mir war bewusst, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte. In Valinor hätte ich mich gelangweilt und mich gesehnt, es verlassen zu dürfen. Ich wusste, dass es mir nicht bestimmt war, ein langes Leben in Frieden zu verbringen. Ich war zu jung und zu rastlos, um jetzt bereits ein solches Leben führen zu wollen. Dennoch gehörte ich hier nicht her.
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five •Hobbit FF•
FanfictionManchmal braucht eine Welt Helden, die sie nicht hat. Manchmal hat eine Welt Helden, die sie nicht braucht. Aber warum zum Teufel schmeißt man uns dann einfach in eine andere Welt?! -- So ergeht es fünf jungen Menschen, die alle ganz normale Freunde...