Armina
Es war dunkel in der Gasse. Dunkle Wolken hingen am Himmel und ich hatte lange genug in der Wildnis gelebt, um den Regen zu schmecken, dafür brauchte ich nicht einmal die Sinne eines Wolfes. Aus dem Schatten meiner Kapuze heraus beobachtete ich den Mann, der mit grimmiger Miene vor mir stand.
„Ihr habt Euch um die Angelegenheit gekümmert?", fragte er mit kalter Stimme.
Ich lächelte kalt. „Euer Schuldner ist nicht mehr. Dies ist alles, was ich auf seinem Grundstück fand."
Mit diesen Worten warf ich ihm einen vollen Beutel zu. Mit gierigem Blick fing er ihn auf und sah hinein. Ich wusste, was er sehen würde. Überrascht verzog er das Gesicht.
„Das sind Kartoffeln! Winzige Kartoffeln", entfuhr es ihm.
„Was erwartet Ihr von einem Bauern?", fragte ich höhnisch.
Innerhalb eines Herzschlags hatte er ein Messer gezückt und bedrohte mich damit. Ich musste mir mühsam ein Lachen verkneifen.
Wenn er wüsste, was ich in den letzten Monaten so getrieben habe. Sein Käsemesser kann er sich sonstwohin schieben, da nutzt es ihm mehr als hier.
„Oh, wie niedlich. Wollt Ihr mich etwa töten?", wollte ich sanft wissen.
Der schmieriger Kerl grinste und entblößte eine Reihe schwarzer Zähne. Ich verzog das Gesicht, irgendwie war keiner der Idioten hier in der Lage, sich vernünftig die Zähne zu putzen. Aber das sollte nicht mein Problem sein. Mein Problem war, dass dieser Mann einfache Menschen hereinlegte, sich als großer Freund aufspielte, der ihnen mit ihren Geldsorgen helfen wolle und hinterher das Doppelte zurückverlangte und Kopfgeldjäger auf die armen Leute hetzte, die natürlich nicht zahlen konnten. Es war ein beliebtes Geschäft in dieser Gegend, die nahe bei Mordor lag.
Ich verstehe nicht, warum hier Menschen leben. Es ist ein beschissener Ort. Aber es ist auch seltsam, dass noch immer Leute auf diese Möchtegernbetrüger hereinfallen. Wer glaubt so einem Gesicht?
„Ihr habt Euch verspielt, Weib", fauchte der Mann mich an.
„Das bezweifle ich."
Mit diesen Worten streckte ich die Hand aus und plötzlich hatte ich Agar'Silith in der Hand. Die wunderschöne Klinge reflektierte das Licht des Feuers aus der nahen Gastschenke und blitzte auf in den Augen des Mannes, der sichtlich erschüttert war.
Er wirbelte herum und versuchte zu fliehen, doch ich war mit einem Schritt bei ihm, packte ihn hinten am Umhang und riss ihn zurück. Sofort legte ich mein Schwert an seine Kehle und streckte mich, um in sein Ohr flüstern zu können.
„Ihr hättet mich nicht unterschätzen sollen. Ich bin Armina und dein Tod", murmelte ich, dann schlitzte ich ihm die Kehle auf.
Gurgelnd sackte der Mann zu Boden, zuckte ein paar Mal und lag dann still. Müde sah ich auf ihn herab und seufzte.
Ilka wäre entsetzt, wenn sie wüsste was ich tue.
Anfangs hatte ich versucht ihnen Angst zu machen, damit sie aufhörten arme Menschen zu verarschen und schließlich töten zu lassen, doch das war nicht sehr erfolgreich gewesen. Nachdem ich das vierte Mal demselben Mann gegenübergestanden hatte, war meine Wut mit mir durchgegangen und ich hatte ihn versehentlich umgebracht. Anfangs hatte ich Angst gehabt, dass dieser Mord meine Klinge entweihen könnte, doch Agar'Silith hatte mich dennoch nicht im Stich gelassen.
Es war nicht rechtens, was ich tat. Das wusste ich. Aber irgendwer musste etwas tun und vielleicht war ich dazu bestimmt, meine kaputte Seele noch weiter zu zerstückeln, um andere zu retten. Das war mir lieber als wenn ich die immerwährende Sittenwächterin spielte, die alle paar Monate ihre Runden drehte und immer dieselben jagte. Darauf hatte ich keinen Bock. Es gab einfach keine andere Möglichkeit, um diese Verbrecher zur Rechenschaft zu ziehen.
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five •Hobbit FF•
FanfictionManchmal braucht eine Welt Helden, die sie nicht hat. Manchmal hat eine Welt Helden, die sie nicht braucht. Aber warum zum Teufel schmeißt man uns dann einfach in eine andere Welt?! -- So ergeht es fünf jungen Menschen, die alle ganz normale Freunde...