Armina
Wir hatten uns auf einem Wachposten außerhalb des Berges versammelt, von wo wir Esgaroth sehen konnten. Finn und ich standen Seite an Seite, er hatte einen Arm um mich gelegt und ich hatte die Hand auf seine Schulter gelegt. Unsere Freunde starben, da konnte ich meine Abneigung gegen Körperkontakt einmal vergessen.
Smaug überzog die Stadt mit Feuer und wir sahen schweigend zu. In stummem Einvernehmen hatten wir beschlossen, dass das unsere Strafe für unser Versagen war. So war es leichter, sich unsere Freunde brennend und sterbend vorzustellen und ich erinnerte mich daran, dass es meine Schuld war.
Ich dachte, ich würde Ilka in Sicherheit bringen. Ich dachte, ich würde ausreichen, um sie und damit die Stadt zu beschützen. Aber ich habe sie in den Tod geschickt.
Auch die Zwerge und Bilbo standen schweigend bei uns und sahen zu. In einem seltenen Anfall von Verbundenheit wusste ich, dass sie auf diese Weise sich ebenfalls selbst strafen wollten. Das war unsere Schuld und es gab nichts, was etwas daran ändern würde.
Nur einer stand nicht hier oben. Thorin hatte sich entfernt und starrte nun zum Berg, den Rücken der brennenden Stadt zugewandt. Kurz sah ich über die Schulter und konnte nicht anders, als wieder Hass zu empfinden.
Du hast den Tod über diese Menschen gebracht. Wenn du nicht wärst, würde Ilka leben.
Aber ich wusste nicht, ob sie wirklich tot war und solange ich es nicht wusste, würde ich nichts tun. Sollte ich aber erfahren, dass Ilka oder Sia oder Kassi ihr Leben gelassen hatten, dann würde ich Thorin büßen lassen und nichts könnte mich davon abhalten. Aber noch vertraute ich auf Sia und ihre Gabe das Wasser zu lenken, um sich und unsere Freunde zu beschützen.
Wir sahen ihren Kampf. Einen Sturm aus Wellen und Feuer, als der Drache gegen den See selbst zu kämpfen schien. Wir sahen, wie er unter Wasser verschwand, nur um herauszubrechen und erneut zu kämpfen. Wir sahen, die das Toben des Sees nachließ.
Sia verlor den Kampf. Eine tiefe Leere ergriff Besitz von mir. Ilka war mein Ein und Alles, sie war mir wichtiger als das Leben selbst. Sollte sie dank Thorins Gier auf den Berg sein Opfer geworden sein, dann wusste ich nicht, wie ich mich kontrollieren sollte. Unaufhaltsam wuchs in mir das Verlangen nach seinem Blut.
Plötzlich stürzte der Drache in die Stadt, dann erhob er sich in die Luft. Krampfartig versuchte er, Abstand zwischen sich und die brennende Stadt zu bringen, ehe er mit einem Mal erschlaffte. Langsam stürzte er wieder zu Boden und verschwand zwischen den brennenden Häusern, worauf ein Zittern durch den Boden lief.
Ori sah auf. „Was war das? Was ist passiert?"
Bilbo marschierte vor zur Kante. „Er ist abgestürzt, ich hab's gesehen!"
Gebannt starrten wir über den See. Mein Herz zuckte in plötzlicher, schmerzhafter Hoffnung und ich fixierte die Stelle, an der Smaug verschwunden war. Er tauchte nicht wieder auf.
„Er ist tot." Bilbo drehte sich um. „Smaug ist tot."
Finn ließ mich los, sein Gesicht war verzerrt. Er wehrte sich gegen die verzweifelte Hoffnung, die auch ich fühlte: Konnten unsere Freunde überlebt haben?
Die Zwerge murmelten aufgeregt, doch mein Blick flog von alleine zu Thorin. Ein unheilvolles Kribbeln lief durch meinen Körper.
Es war, als würde sich etwas über ihn legen. Er straffte die Schultern und ließ uns zurück, um zum Berg zu gehen. Mein Herz erstarrte und gefror. Als ich beobachtete, wie er ging, schien etwas in mir zerstört zu werden.
Ich hatte Recht. Er ist gierig, ihn kümmert nur sein Titel und sein Reichtum. Ich hätte niemals auf die anderen hören sollen.
Geboren aus Verzweiflung und bitterem Zorn entsprang ein Entschluss: Sollte Ilka überlebt haben und auch Sia und Kassi und die anderen, dann würde ich Thorin eine letzte Chance geben. Dann würde ich versuchen die Macht, die der Schatz über ihn hatte, zu brechen. Sollte aber einer von ihnen tot sein, dann würde ich mich zurücklehnen und zusehen, wie Smaugs Worte wahr wurden und ich würde es genießen, auch wenn mich das zu meinem Vater machte.
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five •Hobbit FF•
FanficManchmal braucht eine Welt Helden, die sie nicht hat. Manchmal hat eine Welt Helden, die sie nicht braucht. Aber warum zum Teufel schmeißt man uns dann einfach in eine andere Welt?! -- So ergeht es fünf jungen Menschen, die alle ganz normale Freunde...