Der Mond stand hoch am Himmel und tauchte die Lichtung zwischen den gewaltigen Bäumen Lothloriens in ein silbernes Licht. In der Mitte stand ein ausgehöhlter Tisch, in dem sich Wasser befand. Eine einzelne, wunderschöne Frau in einem weißen Kleid und mit langem, weißblondem Haar schritt im Kreis bedächtig darum herum, die Augen fest auf das Gefäß gerichtet. Ihre Iren leuchteten wie der Sternenhimmel. Eine machtvolle, fremde Präsenz schwebte in der Luft, unheilvoll und gütig zugleich. Die Bäume seufzten im Wind, der raschelnd durch die Blätter fuhr.
Die Frau zog weiterhin ihre Kreise, ein sanftes Leuchten umhüllte sie. Lautlos glitt der Saum ihres Kleides über den Waldboden, als sie mit sorgenvoller Miene ihren Weg ging.
„Das ist also Euer Wille. Die Helden einer anderen Welt in diese zu holen", ergriff sie plötzlich mit klarer, ernster Stimme das Wort.
Das Wasser in dem Gefäß kräuselte sich, das Abbild des Mondes wurde verzerrt. Dann erhob sich eine tiefe, autoritäre Stimme im Wind.
„Dies ist der Wille Ilúvatars, des Vaters der Menschen und Elben. Mittelerde braucht Helden, die diese Welt nicht hat. Andere Welten jedoch schon."
Die Frau richtete den Blick auf die Sterne über sich, ihre Augen blitzten. Sie wirkte nicht so, als stimme sie diesen Worten zu.
„Was sagt Ihr, Herrin der Sterne?", fragte sie leise.
Ein einzelner Stern glühte am Himmel auf, spiegelte sich im Wasser und zog die Aufmerksamkeit der Frau auf sich. Erneut erklang eine Stimme, weiblich diesmal und melodisch und rein wie das Licht des Mondes.
„Unsere Macht mag reichen, die anderen Welten zu beeinflussen, aber dies stünde nicht in unserer Macht, würde uns nicht Ilúvatar zur Seite stehen. Es ist nötig."
„Diese Welten sind uns fremd, ihre Bewohner wissen nicht um die Wahrheiten Mittelerdes. Wie können sie das Schicksal ändern?", fragte die schöne Frau und richtete ihren Blick wieder auf das Wasser, immer noch ihre Kreise ziehend.
„Sie werden nicht hilflos sein. Wir haben Gaben für sie, mächtige Fähigkeiten. Erweisen sie sich ihrer würdig, wird ihnen noch größere Macht gewährt. Unsere Unterstützung und Führung wird sie leiten", ergriff die männliche Stimme wieder das Wort.
„So sagt ihr, ich solle eure Stimme für diese Menschen sein. Aber wer wird sie führen und lehren, wenn sie in der Realität Mittelerdes leben?"
„Es gibt Wächter, die sie erkennen werden. Ja, es lauern Gefahren für diese Fünf, aber sie müssen sie meistern und mit unserer Hilfe und ihrer eigenen Kraft wird es ihnen gelingen", murmelte die geisterhafte Frauenstimme.
Die wunderschöne Frau blieb stehen und faltete die Hände vor dem Bauch. Ein Ausdruck des Friedens legte sich über ihr Gesicht.
„So sei es."
Die Männerstimme erhob sich von Neuem: „Sie sollen gemeinsam das Schicksal Mittelerdes ändern, aus diesem Grund muss unsere Wahl auf eine Gruppe fallen, die schon jetzt verbunden ist."
„Habt Ihr schon jemanden gefunden?"
Die Frau schien überrascht, ihr Blick hob sich zu dem leuchtenden Stern hinauf.
„Ja. Wir beobachten sie noch, aber ihre Seelen sind stark und sie verfügen über große innere Kraft", antwortete die Frauenstimme.
„Welche Gaben werdet Ihr ihnen geben?"
„Das obliegt allein uns. Doch sie werden Fähigkeiten erhalten, die ihnen zustehen", erwiderte die Männerstimme.
Langsam senkte die Frau den Kopf. Das Haar fiel ihr ins Gesicht und enthüllte spitze Ohren.
„So werde ich tun, was Ihr von mir wünscht. Wann werden sie kommen?", hauchte sie.
„Wenn es an der Zeit ist", war die brüske Antwort im Wind.
Eine kräftige Windbö fuhr durch die Bäume, ein Ast knackte bedrohlich. Dann legte sich der kurze Sturm und Stille senkte sich über die Lichtung. Allein schaute die Frau zum Himmel hinauf. Der Stern leuchtete nicht mehr, doch im Wasser lag immer noch ein Schimmer, als wäre das Licht des Sterns darin gefangen.
„Sei unbesorgt, Galadriel", wisperte die Frauenstimme, „die Fünf werden kommen und sie werden wohl behütet sein. Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du es wissen. Die Valar achten auf ihre Geschöpfe und wir werden jene beschützen, die wir in diese Pflicht zwingen."
Dann verebbte das Leuchten und eine düstere, unheilschwangere Dunkelheit legte sich über den Wald. Galadriel stand schweigend auf der Lichtung, ihre Augen waren blau und nicht mehr angefüllt vom Licht der Sterne. Kummer und Sorge lagen in ihren Augen. Dann wandte sie sich langsam um und ging anmutig davon.
Ein einzelnes Blatt schwebte herab und kam auf der Wasseroberfläche zum liegen, sandte kreisförmige Wellen über das Wasser.
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five •Hobbit FF•
Fiksi PenggemarManchmal braucht eine Welt Helden, die sie nicht hat. Manchmal hat eine Welt Helden, die sie nicht braucht. Aber warum zum Teufel schmeißt man uns dann einfach in eine andere Welt?! -- So ergeht es fünf jungen Menschen, die alle ganz normale Freunde...