Geschichtsstunde

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Ilka

Das Zwitschern von Vögeln und warmes Sonnenlicht in meinem Gesicht weckten mich auf. Langsam setzte ich mich auf und streckte mich. Das Zimmer leuchtete schon fast dank der beigefarbenen Säulen und Wände und der Sonne, die mitten in den Raum strahlte.

Das hier ist wirklich ein schöner Ort.

Außerdem schien er heilend zu wirken, denn ich hatte mich lange nicht mehr so ausgeruht und zufrieden gefühlt. Mit gemäßigten Bewegungen schob ich meine Füße über die Bettkante und stand auf. Dabei sah ich zu Arminas Bett, wo meine beste Freundin mit dem Rücken zum Fenster lag, die Decke übers Gesicht gezogen. Lächelnd tappte ich barfuß zum Fenster und zog einen versteckten Vorhang aus einer Wandnische vor das Fenster, um den Raum in ein Dämmerlicht zu tauchen.

Armina war auf unserer Reise jeden Tag von Thorin durch frühes Wecken terrorisiert worden und das hatte nicht gerade zu einer Vertrauensbildung zwischen einer wütenden Armina und den Zwergen beigetragen. Sie verdiente es, jetzt ausschlafen zu dürfen.

Als ich mir ein kleines, bescheidenes Kleid aus meisterhaft gefertigtem, seidigen Stoff anzog, dachte ich an meine Visionen. Unsicherheit überkam mich und ich fragte mich, ob ich Thorin warnen sollte. Aber würde er mir überhaupt zuhören? Ich hatte gehört, wie er Armina bezeichnet hatte. Mich würde er sicher nicht freundlicher betrachten.

Hätte Armina nicht so einen Streit mit ihm vom Zaun gebrochen, wäre er vielleicht offener uns gegenüber gewesen. Ich hoffe, er will uns nicht hierlassen. Ich muss mitgehen, ich muss seinen Tod verhindern!

Ich war zu dem Schluss gekommen, dass diese Vision zu unsicher war und außerdem hatte sich bisher nur bewahrheitet, was ich über uns Fünf gesehen hatte. Selbst bei Ford war ich mir nicht sicher, ob er einer der Welpen war, von denen ich eine Vision hatte. Noch dazu würde ich den Mut verlieren, wenn ich anderes glauben würde. Es gab eine Möglichkeit Thorin zu retten und ich würde sie finden.

Kaum hatte ich mich angezogen, verließ ich leise das Zimmer. Armina würde es vermutlich dennoch merken, da sie einen leichten Schlaf hatte, aber ich wollte nicht extra laut sein. Das würde sie zu schätzen wissen und besänftigen.

Dabei schläft sie ganz schön lange! Ich habe schon ungewöhnlich lang geschlafen. Aber naja, vielleicht braucht sie das einfach.

Ich wandte mich um und lief durch den Gang. Die Elben, die mir begegneten, begrüßten mich allesamt freundlich und neigten die Köpfe, was ich höflich erwiderte. Meine Laune besserte sich mit jeder Minute und ich strahlte breit, als ich Gandalf traf. Der Zauberer kam mir entgegen und lächelte, als er mich sah.

„Ilka, du bist wach! Ich habe mich schon gefragt, ob ihr alle den Tag verschlafen wollt. Das Frühstück habt ihr verpasst, aber Elrond hat für euch etwas auftragen lassen. Kommen die anderen auch?", berichtete er und blickte über meine Schulter.

„Sia ist auch noch nicht wach? Das ist seltsam. Sie steht immer pünktlich auf", sagte ich überrascht.

Gandalf musterte mich mit einem seltsamen Glanz in den Augen. Dann lächelte er und gab mir einen Wink.

„Komm, ich leiste dir Gesellschaft. Ich wollte ohnehin mit euch über etwas reden und dich muss ich noch etwas fragen."

Ich setzte mich neben ihm in Bewegung. „Geht es um... meine Vision?"

Er hatte mein Zögern bemerkt, da war ich mir sicher, aber er achtete nicht darauf. Darum war ich ganz froh, denn bei dem Gedanken an die Bilder und an das, was Vaire mir gesagt hatte, fühlte ich mich noch immer unbehaglich. Ich wollte nicht länger darüber nachdenken.

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