Das protzige Gänseblümchen

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Finn

Mit schmerzenden Ballen ließ ich mich auf einen Heuhaufen fallen. Natürlich pikste der Scheiß dann auch noch wie die Hölle, aber es war besser als der bloße Boden. Gähnend schloss ich die Augen, legte mir die Schwanzspitze über die Nase und schloss die Augen.

Eine sanfte Wärme weckte mich, obwohl ich gerade mal fünf Minuten geschlafen hatte. Zumindest sagte das mein Instinkt. Der Geruch von frischer Wäsche stieg in meine Nase und spätestens das Gefühl von Sonne auf meinem Fell machte mir klar, dass ich träumte.

Gemächlich öffnete ich die Augen und hob den Kopf. Ich lag mitten in einem Nest aus weichem Moos, umgeben von frischem Gras. Über mir stand eine Trauerweide, deren längste Äste den Boden streiften. Sie raschelte im Wind und warf ihren Schatten auf eine Frau, die mit dem Rücken zu mir stand. Sie trug ein wallendes, weißes Kleid, das im Wind flatterte. Ihre Haare waren schwarz und lang und allein ihre Schönheit reichte, um sie als Valar zu identifizieren.

Ich setzte mich auf und legte den Schwanz ordentlich um meine Pfoten. Ich stank nach Blut und Dreck, mein Fell war verfilzt und zerfetzt, an meiner Flanke gab es sogar eine kahle Stelle. Dennoch weigerte ich mich, mich schlecht zu fühlen. Ich hasste die Valar für ihre Allmacht, die sie ausnutzten, um uns die Arbeit machen zu lassen. Dabei wussten wir nicht mal, welche Arbeit das überhaupt war.

Wenn sie mir nichts über diese Aufgabe sagen will, dann werde ich meine Krallen benutzen. Es ist mir egal, was das als Strafe nach sich ziehen wird. Ich will wissen, wofür ich mein Leben aufgeben musste!

In rachsüchtiger Stimmung legte ich bereits meine Sätze und Gedanken zurecht. Doch dann drehte die Valar sich um und alles fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Mein Kiefer klappte herunter und ich war mir sicher, dass das bei einer Katze richtig bescheuert aussehen musste. Aber Himmel, sie strahlte so sehr, dass ich ihre Gesichtszüge nicht deutlich erkennen konnte. Nur die klaren Augen, die mich wie ruhende Teiche anblickten, blieben für immer in meinem Gedächtnis verankert.

Ihr Lächeln kühlte meinen Zorn und mein Gefühl, unzureichend zu sein. Mein Fell glättete sich und sie lachte, kräftig und stark.

„Legt Eure zornigen Gedanken ab, junger Finn. Es ist mir nicht erlaubt, Euch die Wahrheit zu sagen. Aber würdet Ihr denn alles in jedem Moment geben, wenn Ihr den Ausgang der Geschichte wüsstet?", fragte sie sanft.

Verdammt sei die Weisheit der Valar! Immer wissen sie, was sie sagen müssen.

Entschlossen wehrte ich mich gegen die Einlullung durch ihre blöde Macht. Sorgfältig überlegte ich, was ich eben noch hatte sagen wollen.

„Seid nicht ungerecht. Ich weiß, Ihr seid ein unabhängiger Mensch und verabscheut das, wozu wir Euch gezwungen haben. Doch heute bin ich hier, um Euch ein paar Antworten zu geben", unterbrach sie meine Bemühungen.

Immerhin etwas.

Schnell stand ich auf und sprang näher zu ihr. Sie faltete die Hände vor sich und lächelte gütig.

„Frage Eins: Warum zum Teufel habe ich als Einziger keine Waffe?", fragte ich herausfordernd.

„Da Ihr bisher nicht Euren eigenen Körper wiederhattet", erklärte sie freundlich. Sie griff hinter sich und zog aus dem Nichts eine Waffe.

Um ehrlich zu sein, ich war erstaunt. Das Teil war so prunkvoll, als stamme es aus dem Barrock. Es hatte einen goldenen Griff, der von blauem Leder umwickelt war. Die Stelle, an der er in die Klinge überging, hielt einen prächtigen Löwenkopf. Die Klinge selbst schillerte prachtvoll im Licht.

„Dies ist Eirien, Tulkas' schönstes Schwert. Nun gehört es dir", verkündete sie feierlich und legte es vor meine Pfoten, „es wird sich wie deine Kleidung mit dir verwandeln, wenn du es an deinem Körper trägst."

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