Armina dreht durch

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Kassi

Gut gelaunt marschierte ich neben Armina her, die wortlos auf das Wäldchen hinter Beorns Haus zuhielt. Gänseblümchen! Herrlich. Ein besseres Schwert hätte Finn nicht bekommen können.

Alle können mit „Blutsilber", „Sonne des Waldes" oder „Lachende Welle" in die Schlacht ziehen und dann kommt Finn mit einem Gänseblümchen! Die Orks werden vor Lachen umfallen.

Fröhlich kickte ich einen Stein weg und fragte: „Also, wo wolltest du mal wieder unbemerkt hin?"

Armina warf mir einen kurzen Blick zu. Mir war klar, dass sie eigentlich keine Lust auf Gesellschaft hatte, aber bisher hatte sie erstaunlich wenig gesagt. Wenn sie mich wirklich nicht hier wollen würde, würde sie mich mit Worten in die Flucht schlagen. Solange sie das nicht tat, würde ich ihr weiter auf die Nerven gehen.

„Schon mal daran gedacht, dass die Orks immer noch in der Gegend sind? Wenn du nicht aufpasst, frisst dich ein Warg zu Mittag", warnte sie trocken.

Ich schnaubte. „Wenn du das wirklich denken würdest, hättest du mich nicht mitkommen lassen. Also?"

Erwartungsvoll sah ich sie an. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie mir eine Antwort gab, war gering, aber man konnte es ja mal versuchen. Armina war am gesprächigsten, wenn man sie in einer nachdenklichen Stimmung erwischte. Sie war fast immer in so einer Stimmung, wenn sie sich aus dem Staub machte.

Sie sagte nichts, doch ihr Ausdruck wurde genervter. Scheinbar wollte sie nicht darüber reden.

Gut. Dann nicht.

Wir liefen ein Stück in den Wald, dann bog Armina wortlos ab. Neugierig folgte ich ihr und bald kamen wir auf eine Lichtung. Am Rand plätscherte ein Bach und sie ging zielstrebig darauf zu.

„Was genau wollen wir hier?", wollte ich wissen.

Wir wollen gar nichts. Ich will was trinken, das nicht nach Leder und Zwerg schmeckt", schoss sie zurück.

Kapitulierend hob ich die Hände. Gut, sie hatte schlechte Laune. War nicht anders zu erwarten, immerhin hatte ich ihre lautlose Davonschleichaktion vereitelt. Sie war manchmal echt anstrengend.

„Ist ja gut, ich hab ja nur gefragt", murmelte ich.

Armina blieb am Ufer stehen und ging in die Knie. Dann erstarrte sie, die Augen auf etwas hinter den Bach gerichtet. Ihr Blick flog hin und her und mit einem Mal bekam ich Angst.

Was, wenn die Orks wirklich noch irgendwo hier sind?

„Armina? Ist da wer? Ist da ein Ork?", flüsterte ich und hastete leise auf sie zu.

„Nein", sagte Armina, ihre Stimme scharf wie Eis und sie hob den Blick und schaute dorthin, wo wir hergekommen waren, „es ist ein Zwerg."

Überrascht drehte ich mich um und mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als Thorin aus dem Unterholz trat. Er wirkte wütend, als passte es ihm gar nicht, dass wir ihn ertappt hatten.

„Alter, bist du uns gefolgt?", entfuhr es mir, angepisst wegen dem Schreck, den er mir eingejagt hatte.

„Wieder falsch", knurrte Armina und stand auf. Der Zorn in ihrem Blick machte mir echt Angst. „Er ist mir gefolgt. Der Missgeburt."

Nervös schaute ich zwischen dem Zwerg, der jetzt den Kiefer zusammenpresste, und Armina, deren Augen Mord versprachen, hin und her. Bei diesem Streit wollte ich eigentlich gar nicht dabei sein. Blöd nur, dass ich jetzt auch nicht einfach gehen konnte.

Wär ich doch mal lieber bei Sia geblieben!

Vernichtend starrte Armina Thorin an, der ihrem Blick standhielt. Ich sah schon einen Anstarrwettbewerb des Jahrhunderts auf mich zukommen. Allerdings machte ein Knacken uns einen Strich durch die Rechnung. Ich wirbelte herum, mit einem Mal war der friedliche, helle Wald bedrohlich.

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