Der Schmerz der Liebe

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Finn

Leise schloss ich die Tür hinter meinen Freunden und blieb eine ganze Weile schweigend und in Gedanken versunken stehen. Wir hatten nicht mehr viel gesprochen, nachdem Armina gegangen war. Geschockt und zutiefst traurig hatten wir dagesessen, uns gegenseitig angesehen und dann rasch die Blicke abgewandt. Für jeden von uns war das Wissen präsent, dass wir nicht mehr zu fünft waren.

Die Fünf haben ihre Aufgabe erfüllt. Es gibt keinen Grund, warum wir zusammen bleiben sollten.

Es war nicht das erste Mal, dass ich darüber nachdachte selbst zu gehen. Ich hatte mich losgelöst gefühlt seit die Schlacht vorbei war und gelegentlich hatte ich mit dem Gedanken gespielt Bilbo zu besuchen oder diese Welt zu erkunden. Doch als Armina ihren Plan geschildert hatte, hatte ich gewusst, dass ich ihr nicht folgen würde. Warum nicht?

Mein Blick glitt durch den Flur, der mit einem dicken, weichen Teppich ausgelegt war. Ich hatte keine Ahnung von mittelalterlichen Möbeln, aber Mysla hatte ein gutes Gespür dafür und ich musste meistens nichts zahlen für Dinge, die ich wollte. Mal von den ganzen Geldgeschenken abgesehen, die ich bekommen hatte. Ich wurde fast als Prinz behandelt und ich wusste, dass ich ein ruhiges Leben führen konnte, wenn ich das wollte. Ich hatte mich losgelöst gefühlt, doch jetzt fühlte ich mich wohl. Das hier war noch nicht mein Zuhause, aber das könnte es noch werden.

Ich habe meinen Platz gefunden. Er ist bei meinen Freunden und hier, wo ich mir ein faules, freies Leben machen kann. Bestimmt werden die Leute mich irgendwann für arrogant und faul halten, aber ich habe ihr aller Leben gerettet. Sie sollen sich mal nicht so anstellen.

Nachdenklich schlenderte ich durch den Flur, betrachtete den dunklen Holzboden. Es war ein altes, prachtvolles Haus gewesen und eines der ersten, die repariert worden waren. Mir zu Ehren. Mysla hatte sich gleich Wohlgefühlt und auch ich liebte das Ding, obwohl es schrecklich altmodisch und dunkel war. Es hatte etwas von einer luxuriösen Höhle.

Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als ich das dachte. Eine luxuriöse Höhle? Nur ein Hobbit würde so seine Behausung nennen. Und ja, dieses Haus erinnerte mich entfernt an Bilbos Heim und vielleicht war es das, was mich so sehr fesselte. Ich war unter Mensch, aber ich hatte dennoch einen Hauch vom Auenland hier. Dem Auenland gehörte mein Herz, aber hier gehörte ich her.

„Finn?", rief Mysla aus unserem gemeinsamen Schlafzimmer.

Tatsächlich schlief nur sie dort, ich zog eines der Gästezimmer vor. Allerdings tat ich das eher ihr zuliebe und nicht, weil ich ihre Gesellschaft nicht ertragen hätte. Ich hatte nur das Gefühl, dass es ihr unangenehm wäre. Wir waren hier schließlich in Mittelerde. Es war für die Leute schon seltsam genug, dass ich mit meiner Verlobten zusammenlebte. Was sie wohl täten wenn sie erführen, dass diese Verlobung eine Farce war?

„Komme", erwiderte ich und stapfte auf die kunstvoll geschnitzte Tür zu, ein Geschenk von König Thranduil.

Seltsam, dass der idiotische Elb uns so gerne Geschenke machte, obwohl wir alle ihn nicht leiden konnten. Manche von uns hatten ihn sogar beleidigt. Bestimmt würde er das nicht so schnell vergessen, er hatte ja noch ein paar Jahrtausende Zeit, um sich daran zu erinnern.

Vielleicht wollte er, dass ich die Tür ansehe und es jedes Mal bereue, dass ich ihm nicht den Respekt gezeigt habe, den er gerne hätte. Ich hätte sie als Klotür verwenden sollen. Wer hat schon so eine schöne Klotür?

Mysla hatte mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber sollte je ein Elb aus dem Waldlandreich zu Besuch kommen, würde ich die Tür mit der Klotür tauschen. Auf jeden Fall.

Jeder Gedanke an Elben und Türen verschwand aus meinem Kopf, als ich in das Schlafzimmer trat und wie angewurzelt stehenblieb, als ich Mysla vor mir stehen sah. Nackt. Von oben bis unten nackt.

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