Beziehungsgespräche

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Finn

Mysla folgte mir, offensichtlich nervös. Dennoch hielt sie sich gerade und ihre Augen funkelten trotzig. Um ehrlich zu sein, es machte mich auf eine positive Art wahnsinnig. Dieser ungebändigte Stolz und ihre Eigensinnigkeit waren Dinge, die ich schon immer bewundert hatte. Damals bei Kassi und jetzt bei ihr, aber sie war ein bisschen mädchenhafter und unschuldiger als meine ehemalige beste Freundin. In ihren Augen lag ein verletzlicher Funken, der mir bereits zum Verhängnis geworden war.

Ich trat als Erster in mein Zimmer und winkte sie herein, ehe ich die Tür schloss. Ihr Kleid raschelte leise, als sie in der Mitte meines Raumes stehen blieb und sich neugierig umsah.

„Man muss es den Zwergen lassen, sie haben gemütliche Gemächer", stellte sie fest und musterte die vielen Felle auf dem Bett.

Muss sie da so hinschauen? Sie hat keine Ahnung, wie kirre mich das macht.

Beherrscht zog ich einen Stuhl heran und gestikulierte darauf. Mysla kam herüber und setzte sich, während ich mir einen anderen Stuhl suchte und mich mit dem Schreibtisch zwischen uns darauf niederließ. Immerhin kam der blöde Tisch mal zu einem Nutzen.

Mir war klar, dass ich Mysla einiges erklären musste und ich hatte in den letzten Tagen lange darüber nachgedacht. Zum ersten Mal wünschte ich mir, Bilbo wäre noch hier. Er war ein kluger kleiner Kerl und ich ahnte, dass er deutliche Worte für mich gefunden hätte, die mich eines Besseren besonnen hätten. Aber er war nicht mehr da und ich hatte auch sonst niemanden einweihen wollen. Das hier war mein Problem und ich musste es selber lösen und rausfinden, was ich wollte und was das Beste für Mysla und mich war.

Außerdem würden die Mädels mir die Hölle heißmachen und Kassi würde mich auslachen. Armina hatte mich die letzten Tage über dauernd beobachtet und ich vermutete, dass sie mehr wusste, als sie zugab. Allein ihr forschender Blick hielt mich davon ab, mit ihr darüber zu reden.

Na super, jetzt muss ich ihr irgendwie erklären, dass ich sie unter keinen Umständen heiraten will...

Gequält holte ich Luft, aber Mysla warf mir einen unergründlichen Blick zu und sprach zuerst: „Ich weiß, was du sagen willst. Du willst mich nicht heiraten, habe ich nicht recht?"

Überrascht starrte ich sie an und mir wurde heiß. War das so offensichtlich?

Verdammt. Ich bin so ein Idiot.

Mysla winkte ab und zeigte mir ein trauriges Lächeln. „Schau nicht so geschockt, ich wusste das schon immer. Du bist viel zu unabhängig, du magst keine Kinder und willst auch eigentlich niemanden in dein Leben lassen, der von dir abhängig ist. Was nicht heißen soll, dass ich das jemals wäre! Außerdem hat Sia viel von dir erzählt."

Sie klang schnippisch und ich stützte frustriert den Kopf in die Hände. Natürlich hatte Sia ihr von mir erzählt, schließlich hatte sie mir gegenüber oft missbilligend erwähnt, dass Mysla nach mir gefragt hatte. Die beiden hatten sich angefreundet, vor allem weil Mysla Sia zu bewundern schien und offenbar ihre Ansichten bezüglich Emanzipation übernommen hatte.

„Finn, warum nur hast du das zu meinem Vater gesagt?", wollte Mysla sanft wissen.

Mit großen Augen sah sie mich an und ich stöhnte. „Das weiß ich selbst nicht. Es war eine Kurzschlussreaktion, mehr nicht. Ich wollte nicht, dass dieser Hurensohn dich so behandelt", platzte es aus mir heraus.

Mysla sah mich scharf an. „Das ist immer noch mein Vater, den du da beleidigst."

Ich warf ihr einen kurzen ungläubigen Blick zu. „Du verteidigst ihn auch noch?!"

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schoss zurück: „Ich habe auch dich verteidigt, obwohl du mir nie einen Antrag gemacht hast und dich wie ein Schuft benommen hast!"

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