Ehre und Blut

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Ilka

Der Kampf war vollkommen unübersichtlich. Schon nach wenigen Minuten hatte ich meine Freunde aus den Augen verloren, aber ich schoss Pfeil um Pfeil und wann immer ich einen von ihnen entdeckte, dann half ich ihnen, so gut ich konnte. Dabei waren Ford und Armina am leichtesten zu verfolgen, vor allem als Armina Wolfsgestalt annahm. Doch dann jagte Ford auf die Stadt zu und zumindest Sia und Kassi waren bei ihm, vielleicht auch Finn.

Die Zwerge hatten mir alle Pfeile gebracht, die sie finden konnten und es waren viele. Anfangs hatten sie zugesehen und mich angefeuert, Kili hatte mir sogar geholfen. Doch sie waren schnell an der Hilflosigkeit verzweifelt und hatten sich nach unten verzogen, wo sie schweigend den Schreien lauschten. Allein Fili blieb an meiner Seite und schützte mich, wann immer ein verirrter Pfeil in meine Richtung kam.

Ich ließ Elloth-Aduial sinken und betrachtete das Gewimmel vor dem Berg. Schon lange hatte ich Probleme, die Zwerge in dem Gemenge zu erkennen und die Elben zogen sich systematisch Richtung Stadt zurück. Die Armeen trennten sich und jeder kämpfte für sich, anstatt dass sie sich vereinen würden. Und Thorin, wegen dem diese Schlacht ausgefochten wurde, der Grund für all die Toten, die ich deutlich sehen konnte, versteckte sich in diesem Berg. Selbst Dwalin war es nicht gelungen, zu ihm durchzudringen.

Armina hat ihren Schwur in meine Hände gelegt. Sie wollte, dass ich Thorin zur Vernunft bringe. Wie stellt sie sich das eigentlich vor?

„Ilka? Was ist los?", fragte Fili mich, doch ich war zu tief in meinen Gedanken versunken.

Ich dachte an meine Vision von Thorin in der Halle mit dem goldenen Boden und mit einem Mal wurde mir klar, dass dies vielleicht eine Vision war, für deren Eintreten ich sorgen musste. Die Valar hatten mir schon vor einer Weile die Möglichkeit gegeben, meine Visionen mit anderen zu teilen und bisher hatte ich nicht die Zeit und Geduld gehabt, um diese Fähigkeit zu nutzen. Vielleicht war es nun an der Zeit.

Entschlossen drehte ich mich um und lehnte meinen treuen Bogen an die Brüstung. Er würde warten müssen, bis ich die Sache erledigt hatte. Als ich mich umdrehte, trat Fili mir in den Weg und sah mich besorgt an.

„Was ist los?", wiederholte er und seine Ruhe klärte ein wenig meine ängstlichen Gedanken.

„Armina hat mich um etwas gebeten und ich werde sie nicht im Stich lassen. Die Sache endet jetzt", erwiderte ich kryptisch.

Fili musterte mich langsam, doch dann nickte er und berührte sanft meine Wange. „Was auch immer du vorhast, ich werde dich nicht aufhalten. Du weißt selbst am besten, was du tust. Ich werde da sein, falls du mich brauchst."

Liebevoll sah ich ihn an, dann schob ich mich an ihm vorbei. Dabei ließ ich meine Hand über seine Brust streifen, ehe ich die Stufen nach unten stieg.

Die Zwerge sahen auf und wirkten verwirrt, als ich an ihnen vorbei ging, ohne sie anzusehen. Den Kopf hielt ich hoch erhoben und mein Verständnis für Thorin war verschwunden. Es war höchste Zeit, dass er sich aus seinem Wahn befreite und wenn ich ihm dabei helfen musste, dann würde ich das tun.

Ori erhob sich halb, als wolle er mir folgen und Bofur öffnete den Mund, um mich anzusprechen. Doch da rief Fili seinen Namen und als die Zwerge zu ihm aufsahen, schüttelte er den Kopf. Ich spürte seinen Blick im Rücken, als ich in der Dunkelheit des Berges verschwand und sein stilles Vertrauen in mich stärkten meine Entschiedenheit.

Natürlich fand ich Thorin genau dort, wo ich ihn in meiner Vision gesehen hatte. Er stapfte über den goldenen Boden und murmelte vor sich hin, dass er das Gold tiefer in den Berg schaffen müsse, um es zu schützen. Die Zwerge, die dort draußen für ihn starben, schienen ihm egal zu sein.

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