Finn
Ich hatte zwar den Mädels gegenüber so getan, als würde ich froh über das Ende der Besprechung sein und mich auf den Weg zu meinem Zimmer machen, aber das war nicht wahr. Meine Ruhelosigkeit hatte auch nach der Ankunft meiner Freundinnen nicht nachgelassen.
Daher blieb ich nicht lange in meinem Zimmer, sondern verließ es und tappte in Katzengestalt durch die nachtschlafenen Gänge Erebors. Irgendwie fühlte ich mich hier nicht wohl, auf mich wirkte die lichtlose Enge des Berges erdrückend, selbst in den größten Hallen, wo die Decke so weit entfernt zu sein schien wie die Wolkendecke am Himmel. Ich fragte mich, wie die anderen damit zurechtkamen. Zumindest Sia und Kassi waren so naturverbunden, dass sie sich wahrscheinlich auch nicht ganz wohl fühlten.
Vermutlich sind sie einfach zu müde, um sich groß Gedanken darum zu machen.
Kurz dachte ich an unser Gespräch über Thorin. Die ganze Zeit hatte mir eine Frage auf der Zunge gelegen, aber ich hätte sie niemals beiläufig stellen können, daher hatte ich lieber gar nichts gesagt. Aber mir brannte schon seit gestern Nacht das ungewisse Schicksal eines jungen Mädchens auf der Seele.
Verärgert legte ich die Ohren an. Warum interessierte es mich überhaupt? Sie war nur eine kleine Nervensäge aus der Seestadt, ihr Tod wäre nicht tragischer als der aller anderen Menschen, die Smaug zum Opfer gefallen waren. Dennoch beschäftigte es mich mehr als das all der Unbekannten.
Das ist ja nur natürlich, ich kannte sie ja schließlich. Mit den anderen Einwohnern der Stadt verbindet mich nichts.
Das leise Geräusch von Schritten drang an mein Ohr, wobei ich es fast nicht gehört hätte. Neugierig blieb ich stehen und blickte über die Schulter. Es gab nur zwei oder drei Mitglieder der Gemeinschaft, die sich so leise bewegen konnten.
Dann trat Bilbo um die Ecke, den Kopf gesenkt und einen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht. Zufrieden erkannte ich, dass ich richtig geraten hatte. Er war am wahrscheinlichsten noch nachts unterwegs, denn er war keine zwei Tage am Stück wach gewesen und sehr sensibel. Thorin beschäftigte ihn ebenso sehr wie uns, wenn nicht mehr.
Immerhin kann er Thorin eher leiden als wir fünf alle zusammen.
„Was machst du denn noch um diese Zeit hier draußen?", fragte ich laut und registrierte belustigt, wie Bilbo heftig zusammenzuckte.
Blinzelnd starrte der Hobbit in die Dunkelheit und brauchte einen Moment, um mich zu erkennen. Fast hatte ich vergessen, dass ich im Dunkeln besser sehen konnte als jeder aus der Gemeinschaft.
„Finn? Natürlich bist du das, wer sollte sonst um diese Zeit wie ein Geist durch die Gänge schleichen?", murmelte er und ich drehte um und trottete zu ihm.
„Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, aber Armina liebt den Flair von Mysterien. Es steht fifty fifty, dass du sie oder mich hier beim Rumschleichen triffst."
„Fifty fifty?", wiederholte Bilbo verwirrt.
Ich wedelte abwinkend mit dem Schwanz. „Ach, nicht so wichtig."
Nachdenklich sah Bilbo mich an. „Gehen wir ein Stück?"
„Sicher", antwortete ich und stellte fest, dass es mir ausnahmsweise nichts ausmachte, in meiner Ruhe gestört zu sein.
Eigentlich war ich nicht der Typ für Nachtspaziergänge, in denen man sich über philosophische und tief persönliche Dinge unterhielt. Doch erstaunlicherweise hatte ich Bilbo auf dieser Reise so sehr ins Herz geschlossen, dass ich mich jetzt und hier wohlfühlte. Und es war etwas ganz anderes als meine Freundschaft zu den Mädels, es war mehr so eine weichere Männerfreundschaft.
DU LIEST GERADE
five •Hobbit FF•
FanficManchmal braucht eine Welt Helden, die sie nicht hat. Manchmal hat eine Welt Helden, die sie nicht braucht. Aber warum zum Teufel schmeißt man uns dann einfach in eine andere Welt?! -- So ergeht es fünf jungen Menschen, die alle ganz normale Freunde...