Armina ärgert einen Drachen

542 59 46
                                    

Finn

Ganz ehrlich, dieses Mädel ist wahnsinnig. Mir rutschte das Herz in die Hose, als Armina einfach so den Drachen anschrie, der natürlich sofort herumfuhr und seine Raserei sein ließ. Seine roten Augen fixierten Armina, die nicht einmal zuckte und ihn selbstbewusst und herausfordernd anstarrte.

Am liebsten hätte ich mir einen Facepalm gegeben. Ihr Stolz musste ganz schön angeknackst worden sein, anders konnte ich mir nicht erklären, warum sie gerade Präsentierteller spielte. Verzweifelt suchte ich mich hinter die Säule und versuchte, trotzdem alles im Blick zu behalten.

Smaug sog tief die Luft ein, seine Hörner sanken herab, als er seine Wut herunterschluckte und kalte Neugier zurückblieb. Feindselig musterte er Armina.

„Sieh mal an, Fassreiter. Deine kleine Menschenfreundin ist so mutig und will dein Leben retten. Was könnte ein minderwertiger, dummer, armseliger Mensch mir entgegenzusetzen haben?", schnaubte er abwertend.

Ah ja. Scheinbar hasst er Zwerge und Menschen findet er dumm. Was ist mit Elben? Gibt es überhaupt jemanden, den er mag?

Armina begann, langsam parallel zu ihm zu laufen, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Smaug kniff die Augen zusammen, er imitierte ihre Bewegung, knapp sechs Säulen unter uns. Offenbar merkte er, dass Armina anders war und das erst Sekunden, nachdem er sie das erste Mal gesehen hatte.

Ich fühlte mich, als wäre ich in einem schlechten Film. Gleich würden die beiden Giganten aufeinander losgehen und sich ein Deathmatch liefern. Nur würde es kein wirklicher Kampf werden. Smaug und Armina würden sich mit Worten bekämpfen, allerdings würde Armina das nicht gewinnen können. Wenn der Drache keinen Bock mehr hatte, würde er sie einfach niedermachen.

Alter, sind alle geisteskrank hier?

„Ich bin kein Mensch", sagte Armina schlicht.

Verächtlich schnaubte der Drache. „Der Geruch von Menschen ist mir sehr wohl bekannt und auch du stinkst danach, Weib!"

Armina zeigte keine Regung und die Augen des Drachen weiteten sich ganz kurz. Die Situation erinnerte mich grotesk an zwei Fechter, die einander umkreisten und die Schwächen des anderen suchten.

„Nun, ich war ein Mensch. Teilweise bin ich es noch immer. Und du warst einmal ein Drache."

Nicht nur ich war verwirrt, auch Smaug zögerte und legte den Kopf auf die Seite. Er war so aus dem Konzept gebracht, dass er stehen blieb.

„Was für ein Spiel soll das sein? Glaubst du, du könntest mich hinhalten, damit dein kleiner Freund entkommen kann?", fragte er höhnisch und leckte sich die Lefzen. „Keine Sorge, du wirst ihn nicht sterben sehen. Dich werde ich nämlich zuerst fressen!"

„Hast du schon so lange kein Fleisch mehr gekostet? Hast du so lange in diesem Berg gehockt, bis du den Geschmack der Freiheit vergessen hast, gefangen von deiner eigenen Gier? Gekettet an ein Leben, das man nicht Leben nennen kann", verkündete Armina und irgendwie schaffte sie es, Smaugs bedrohliche Tonlage zu imitieren.

Der Drache peitschte mit dem Schwanz und bewegte sich langsam auf Armina zu. Nervös beobachtete ich sie. Mir wurde klar, dass ich sie das nicht allein duchziehen lassen konnte. Ich musste ihr helfen.

„Wie kannst du es wagen? Ich kann tun, was ich will! Ich kann gehen und diese widerliche Seestadt vernichten, wenn ich es will! Ich kann bis ans Ende der Welt fliegen und zurück, wenn ich will! Ich bin so frei wie kein anderes Wesen auf dieser Welt und nichts könnte mich an etwas ketten", grollte er und baute sich immer mehr auf.

Armina schlenderte weiter, als würde nicht gerade ein wütender Drache auf dem Weg zu ihr sein. „Was ist, wenn ich dir sagen würde, dass du dich irrst? Wenn ich dir jemanden nennen könnte, der freier ist als du?"

five •Hobbit FF•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt