Die Fünf

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Ilka

Ich wusste nicht warum, aber ich vertraute Beorn. Er schien zwar grob und reizbar zu sein, aber ich hatte ein gutes Gefühl bei der Sache. Armina dagegen schlurfte hinter mir her und ihre Miene verfinsterte sich mit jeder Millisekunde mehr. Gott sei Dank war sie ein relativ ruhiger Mensch und würde sich, mal abgesehen von beißenden Kommentaren, zurückhalten. Sollte ihr aber die Sicherung durchbrennen, würde es ein wenig kompliziert werden.

Beorn führte uns in sein Häuschen, das einfach eingerichtet war. Der vordere Teil bildete den Stall für seine Tiere, dahinter befand sich sein Wohnbereich - also Küche, Esszimmer und vermutlich auch Wohnzimmer in einem - während dahinter zwei Türen zu sehen waren, die anscheinend ein Schlafzimmer und ein Bad beherbergten.

Das Seltsame waren aber die Möbel. Zum einen waren sie absurd groß, zum anderen gab es kein einziges modernes Stück. Es sah ganz so aus, als wären wir im Mittelalter gelandet.

Während ich mich noch mit großen Augen umschaute, ergriff Beorn einen Eimer voller Tierfutter und schob ihn mir in die Arme. Überrascht packte ich den übergroßen Eimer und ächzte, weil er ganz schön schwer war.

„Füttert die Tiere, ich decke den Tisch", brummte er.

„Achso, jetzt sind wir hier die Haushaltshilfen. Natürlich", murrte Armina.

Streng schaute ich sie an, dann wankte ich zu den Boxen hinüber und machte mich daran, das Futter in die Tröge zu füllen. Meiner Meinung nach war es nur richtig, Beorn zu helfen, immerhin waren wir einfach bei ihm eingefallen. Doch ich hatte gerade erst angefangen, als ich ein lautes Klirren hörte und ein wildes Knurren, begleitet von einem Fluch.

Erschrocken ließ ich den Eimer fallen und stürmte um die Ecke. Sofort blieb ich wie angewurzelt stehen und schlug die Hand vor den Mund, während mein Herz einen Satz machte.

Zwischen Beorn und mir stand ein großer, gelbbrauner Wolf mit schmalem Kopf. Das Tier war scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht und hatte die Ohren angelegt, doch kurz darauf wich es zurück und begann, sich hektisch zu winden.

„Was ist passiert? Wo ist Armina?", japste ich und erwartete, dass das Tier sich heulend auf den riesigen Mann warf.

Doch Beorn schaute mich gelassen an und deutete auf den Wolf. „Das ist Armina."

Ungläubig starrte ich das Tier an, das sich in dem Moment umdrehte und mich aus panischen, braunen Augen ansah. Arminas Augen.

„Wie ist das möglich?!", entfuhr es mir.

Schwerfällig ließ sich der Wolf auf sein Hinterteil sinken und legte die Ohren an. Auch wenn es schwer zu glauben war, so hatte das Tier doch exakt denselben genervt-unwillig-feindseligen Ausdruck wie Armina.

Wieso ist sie ein Wolf? Werde ich mich auch verwandeln?

Ängstlich sah ich zu Beorn hinüber, der ungemein fasziniert schien. Langsam umkreiste er sie.

„Was ist mit ihr?", wollte ich besorgt wissen.

Was ist, wenn sie jetzt den Verstand verliert? Wird sie zu einem wilden Tier?

„Sie ist eine Formwandlerin, aber anders als sonst hat sie völlige Kontrolle darüber. Ich denke, ich kann ihr helfen", erwiderte Beorn schließlich.

Es dauerte fast eine Stunde, in der der Armina-Wolf mehrmals fast dem großen Mann an die Kehle gegangen wäre. Sie konnte kaum laufen, da sie logischerweise keine vier Beine gewöhnt war und sie fand einfach nicht genug Ruhe, um sich wieder in einen Menschen zu verwandeln. Irgendwann aber gelang es ihr, wofür Beorn ihr eine Decke überwarf, da sie bei der Verwandlung ihre Klamotten verloren hatte. Dann war sie wieder die Alte. Was natürlich in einer stundenlangen Diskussion mit Beorn endete, bis der wortkarge Mann einfach nichts mehr sagte. Bisher hatten wir nur etwas über Formwandler und Orks erfahren, das war alles. Nach einer Weile gaben wir auf und machten es uns mit Decken und Kissen im Stroh bequem, wo ich erstaunlich schnell einschlief.

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