Ankunft in Esgaroth

579 54 29
                                    

Sia

„Ach, schieb's dir doch sonstwohin!", fauchte Finn, fuhr herum und stakste auf die andere Seite des Kahns.

Ich atmete erleichtert auf, dass der Streit zwischen ihm und Kassi endlich vorüber war. Die beiden hatten sich wie so oft in die Haare gekriegt und darüber diskutiert, wer nutzloser gewesen war während dem Kampf auf dem Fluss, Ford oder Finn. In meinen Augen war Ford alles andere als nutzlos, aber ich würde sicher nicht etwas in der Richtung sagen.

Nun funkelte ich Kassi verärgert an. „Wie oft muss man euch denn noch sagen, dass ihr mit diesem Kinderkram aufhören sollt?"

„Wenn der da aufhört, mich dauernd wie ein dummes, kleines Mädchen zu behandeln!", schnappte Kassi und verschränkte die Arme vor der Brust.

Ich verdrehte die Augen und lehnte mich zurück. Es war doch verlorene Liebesmüh, die beiden würden sich niemals einigen können.

Warum versuche ich es überhaupt? Sie haben auf der Erde nicht gelernt miteinander zu leben und sie werden es auch hier nicht tun.

„Vorsicht!", rief plötzlich Bofur.

Kassi und ich sahen auf, als aus dem Nebel genau vor uns einige zerfallene Säulen und Bögen auftauchten. Doch der Mann aus der Seestadt lenkte uns geschickt zwischen ihnen hindurch.

„Was wollt Ihr tun, uns ertränken?", fragte Thorin mit tiefer Stimme und funkelte den Mann an.

„Ich wurde auf diesen Wassern geboren und aufgezogen. Wollte ich Euch ertränken, würde ich es nicht hier tun", konterte der gelassen.

„Was sind das für Ruinen?", wollte ich wissen und betrachtete das Mauerwerk, das neben uns vorbeiglitt.

„Das sind die Überreste Esgaroths, als es noch größer und näher am Berg lag. Sie wurden zerstört und verlassen, um möglichst weit entfernt vom Drachen zu sein", erwiderte der Mann, der meine Worte gehört hatte.

Solche Angst hatten sie vor dem Drachen, dass sie Teile der eigenen Stadt zerstört haben? Aber warum haben sie dann den See nicht ganz verlassen?

„Arroganter Seemensch. Ich sage, wir werfen ihn über Bord und fertig", murrte Dwalin leise und starrte den Mann genervt an.

„Viel Spaß dabei, uns durch diesen Nebel zu manövrieren. Da können wir gleich von Bord springen und in die Stadt schwimmen", mischte sich Armina ein, ohne die Augen zu öffnen.

Insgeheim fragte ich mich, ob ich uns nicht manövrieren könnte. Der See war kalt und träge, doch ich konnte ihn fast so gut spüren wie den Fluss zuvor. Möglicherweise könnte ich uns geradewegs in die Seestadt bringen. Doch ich hielt lieber den Mund, bevor die Zwerge entschieden, den armen Mann tatsächlich von Bord zu werfen.

„Bard, sein Name ist Bard", ergriff mit einem Mal Bilbo eine Spur gereizt das Wort.

„Woher weißt du das?", wollte Bofur wissen.

„Äh, ich habe ihn gefragt", schoss der Hobbit untypisch schnippisch zurück.

Ein Lächeln huschte über mein Gesicht und Kassi murmelte leise vor sich hin. Ihre Augen glitzerten belustigt.

Bilbo wird mal etwas selbstbewusster. Finde ich gut.

„Es interessiert mich nicht, wie man ihn nennt. Ich mag ihn nicht", grummelte Dwalin.

„Wir müssen ihn nicht mögen, wir müssen ihn nur bezahlen", stellte Balin pragmatisch klar.

„Außerdem ist er nett genug, uns zu helfen. Er hätte uns auch einfach zurücklassen können", wandte ich ein.

five •Hobbit FF•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt