Eine Nacht unter Zwergen

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Finn

Für mich war der Ritt zwar langweilig, aber entspannt. Ich lag zusammengerollt vor Armina auf einer Decke und schlief die meiste Zeit. Gelegentlich redete Armina mit mir und auch wenn Kassi nicht in der Nähe war, um zu übersetzen, verstand sie meine gemaunzten Antworten.

Aber die Stunden vergingen und bald herrschte Schweigen. Alle konzentrierten sich auf den Weg, Kassi hörte Musik, Ilka starrte in den Wald, der Zauberer beobachtete Kassi grüblerisch und Armina sah so desinteressiert aus wie immer. Doch ich konnte förmlich die Langeweile spüren, die von ihr und Kassi ausging.

Ilka jedoch war glücklich und betrachtete lächelnd die Natur. Eigentlich war Kassi der Naturmensch, aber Langeweile nahm sogar für sie den Reiz der Wälder und Wiesen, an denen wir vorbeikamen.

Wenn wir nicht bald Pause machen, wird irgendjemand einschlafen. Oder Armina sorgt für einen Streit. Eigentlich ist es meine Aufgabe, einen Streit zu provozieren, aber als Katze ist das ein bisschen schwierig.

Ich fand es generell lustig, dass alle Zwerge manchmal wisperten, es sei ein Fehler, die Mädchen mitzunehmen, während nicht einer am meiner Anwesenheit etwas auszusetzen hatte. Ich war sogar willkommener als Bilbo, der immer noch ein Problem mit seinem Pony hatte und dauernd aussah, als würde gleich eine Lawine heranrauschen und uns alle umbringen.

Wir stoppten erst, als die Sonne sich schon dem Horizont näherte. Thorin brüllte Befehle und alle beeilten sich, ihm nachzukommen. Ich suchte mir eine ruhige Ecke und beobachtete das alles. Wir hatten an einer Klippe gehalten und ich hörte Ilka voller Sorge fragen, ob das nicht gefährlich für die Ponys sei.

„Die werden nicht über die Klippe laufen", erwiderte Kassi zuversichtlich.

„Wieso, hast du sie gefragt?", grummelte ich von meinem Stein aus.

Kassi warf mir einen bösen Blick zu. Provozierend zeigte ich ihr die Zähne und machte mich innerlich über ihre Wut lustig.

„Nein, aber so dumm sind sie ja wohl nicht!", fauchte sie mich an, was etliche verwirrte Blicke von den Zwergen zur Folge hatte.

„Hey, Kassi, ich glaube da hinten haben sie dich noch nicht gehört", rief Armina herüber, die ihr Pony absattelte.

„Wir wechseln uns beim Kochen ab. Heute übernehmen Armina und Bifur", mischte sich da Thorin ein.

Oh, da hat jemand aber einen ganz eigenen Weg, sich an Armina zu rächen, dachte ich.

Natürlich hatte ich gehört, was passiert war. Mehrere Zwerge hatten sich schon tuschelnd über die Ohrfeige unterhalten und ich fand es faszinierend, den Willenskrieg zwischen den beiden zu beobachten. Ich kannte Armina, sie hatte den stärksten Willen, den ich kannte. Aber Thorin war ihr ein würdiger Gegner.

Auch jetzt erstarrte sie und ihre Augen wurden ganz schmal, als sie Thorin anstarrte. Sie als Frau mit einem Zwerg zusammenzustecken, der sich nicht verständlich machen konnte, war mehr als eine Beleidigung. Nur waren außer Sia und Ilka bei uns alle untalentiert als Köche.

„Ich kann dir helfen!", meldete sich Kassi schnell zu Wort und sah Armina mitfühlend an.

„Nein! Ihr helft mit den Ponys. Fili, Kili, helft ihr", befahl Thorin.

Kurz sah es aus, als wolle Kassi widersprechen, aber sie war dem ehrfurchtgebietendem Zwerg nicht gewachsen. Mit einem Murmeln senkte sie den Kopf. Ilka versuchte es gar nicht erst, Armina zu helfen.

Die hatte erstaunlicherweise kein Wort gesagt. Irritiert schaute ich sie an und der berechnende Blick in ihren Augen ließ mein Fell zu Berge stehen. So wie es aussah würden die Zwerge heute kein wohlschmeckendes Mahl aufgetischt bekommen.

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