Väter

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Finn

Ich hatte mich etwas abseits niedergelassen und zuppelte an meinen Klamotten rum. Oin hatte bereits meine Verletzungen behandelt, aber irgendwie fühlte ich mich nicht so ganz wohl in meiner Haut. Um ehrlich zu sein, ich vermisste die Katzengestalt. Sicher, ich könnte mich jederzeit verwandeln, aber gerade kämpfte ich noch gegen das Gefühl.

Bei Arminas Aufschrei blickte ich hoch und sah sie im Gebüsch verschwinden. Ilka starrte ihr nach, Tränen stiegen ihr in die Augen. Natürlich war sofort Fili da und schloss sie in die Arme. Nachdenklich schaute ich Armina nach.

Normalerweise reagiert sie nur so, wenn sie in Schwierigkeiten ist und sich nicht helfen lassen will. Und selbst dann ist Ilka eigentlich vor ihr sicher.

Ich fasste einen Entschluss und stand leise auf. Dann verwandelte ich mich. Es fühlte sich an, als würde eine Decke über mich gebreitet werden und schon stand ich auf vier Pfoten da.

Lautlos schlich ich durch das Lager und wie immer übersah mich jeder. Sie waren alle zu beschäftigt damit, ihr Gepäck zu suchen und das zu teilen, das gerettet werden konnte. Unbemerkt durchquerte ich das Lager und tauchte dort in den Wald, wo Armina ebenfalls hingegangen war.

Ihre Spur war leicht zu verfolgen. Sie hatte sich weniger Mühe als sonst gemacht und einige Pflanzen plattgetrampelt, außerdem war mir ihr Geruch inzwischen mehr als vertraut. Darum konnte ich auch den starken Blutgeruch wahrnehmen. Sie war noch immer verletzt.

Das erklärt einiges. Armina hasst die eigene Schwäche. Sie würde niemals zugeben, dass sie verwundet ist. Und sie würde auch Sia nicht um Hilfe bitten, wenn eine Heilung sie so schwächt.

Ich fand Armina bei einem Teich, in den der Bach mündete. Sie hockte auf einem Stein am Ufer und wusch ihre Schulter. Leise verwandelte ich mich zurück und trat dann aus dem Wald. Mir stockte das Herz, als ich die tiefen, blutenden Löcher in ihrer Schulter sah. Sie sahen Thorins Verletzung ähnlich, aber tiefer und größer. Außerdem hatte sie mehr Löcher, als hätten mehrere Warge zugebissen.

Scheinbar war ich doch nicht so leise gewesen, denn Armina stockte. Langsam wandte sie den Kopf und musterte mich mit ausdruckslosem Gesicht.

„Du kannst auch nie jemanden einfach lassen", stellte sie fest.

„Nicht, wenn eine meiner engsten Freundinnen gerade am Verbluten ist und einfach niemanden um Hilfe bittet", bemerkte ich und lehnte mich mit verschränkten Armen an einen Baum.

Bei Armina musste man vorsichtig sein. Sie ließ sich nicht gern bemuttern oder in die Enge treiben und sie war eigenwillig. Wenn man nicht aufpasste, konnte sie allein mit Worten großen Schaden anrichten. Ich hatte die ein oder andere Persönlichkeitskrise hinter mir, ausgelöst durch Armina. Sowas war oft auf unseren Zeltausflügen passiert. Die waren inoffiziell ein Versuch gewesen, sich selbst zu beweisen und unsere Gruppe hatte immer wieder Mutproben wie kleinere Einbrüche und Diebstähle versucht. Etwas, bei dem Armina hervorragend ihre Aggressionen ablassen und ihre Gedanken auf andere Bahnen lenken konnte.

Jetzt schnaufte sie. „Dann wärst du der Einzige, der mich wenigstens nicht mit Fragen nervt."

„Du weißt, dass du Ilka verletzt hast."

Sie wandte den Blick ab, aber ich sah die Bitterkeit in ihren Augen. Irgendwas Größeres ging hier vor und es wurmte mich, dass ich nicht wusste, was.

„Vielleicht ist das besser. Scheinbar bin ich ja eine Gefahr, die die Valar im Blick behalten müssen", spuckte sie aus.

Ah, da nähern wir uns dem Problem.

„Lass mich raten: deine Vergangenheit? Irgendwas mit Hass und Psyche?", fragte ich, denn das war es, was auch ihre Psychiater gerne erzählt hatten. Armina hatte es nur nie hören wollen.

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