Zwei Spione

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Finn

Der Palast war der reinste Irrgarten. Eigentlich hätte ich Bilbo finden und dann erst spionieren sollen, aber leider fand ich mich irgendwann in einem Lagerraum für Getreide wieder und hatte nicht die leiseste Ahnung, wie ich zurückfinden sollte. Dabei hatte ich eigentlich keinen schlechten Orientierungssinn.

Das ist Wahnsinn! Wie sollen Bilbo und ich alleine einen Weg finden, die anderen zu befreien, wenn wir uns nicht einmal finden?

Frustriert setzte ich mich und starrte auf die Säcke. Dann hörte ich das Knallen einer Tür und fuhr herum. Schritte näherten sich und ich schoss zwischen zwei Säcke und blieb fast stecken, ehe ich mich in den Schatten kauerte. Angespannt lugte ich aus meinem Versteck.

Eine junge Elbin betrat den Raum und sah sich kurz um. Dann seufzte sie und trat vor einen der Säcke, ehe sie zögerte. Nach einer Weile holte sie Luft und versuchte, den schweren Sack zu heben. Natürlich klappte es nicht und sie sagte etwas auf Elbisch, dann kratzte sie sich am Kopf und sah sich hilfesuchend um.

Während sie abgelenkt war, schob ich mich langsam aus meinem Versteck. Ohne sie aus den Augen zu lassen, tappte ich in Zeitlupe auf den Ausgang zu und hoffte, dass sie sich nicht umdrehte. Mein Herz klopfte schnell in meinen Ohren, als ich mich der rettenden Tür näherte.

Da blickte die Elbin auf und schrie überrascht auf, als sie mich sah. Ich erstarrte, für einen Augenblick trafen sich unsere Blicke. Dann wirbelte sie herum und rannte los, ich konnte sie hören, wie sie Treppen hinauflief und schließlich verschwand.

Echt jetzt? Langsam bekomme ich das Gefühl, dass die Valar mich hassen.

Eilig sprang ich auf die Tür zu und schoss in den Gang hinaus, dann schaute ich mich suchend um. Wo zum Teufel musste ich denn lang? Hier sah alles gleich aus!

„Finn?", flüsterte eine Stimme.

Erschrocken fuhr ich herum und mein Fell sträubte sich. Doch dann erblickte ich Bilbos unscharfe Umrisse, der sich aus einer Nische in der Wand schob und mich sichtlich erleichtert anstarrte. Mit einem Keuchen ließ ich den Kopf hängen.

„Musst du mich so erschrecken?", fauchte ich unwirsch.

Bilbo ging gar nicht darauf ein. „Ich dachte mir schon, dass ich dich da finde, wo Elben die Flucht ergreifen. Was hast du getan?", fragte er leise und trat zu mir.

Mein Ohr zuckte, ich fand es noch immer seltsam, dass ich ihn deutlicher hörte, roch und spürte, wenn er den Ring trug. Aber mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt. Wenigstens konnte ich ihn sehen.

Irgendwann werde ich das jedem unter die Nase reiben. Jetzt haben wir aber anderes zu tun.

Mit dem Schwanz zuckend wandte ich mich ab und stakste in die Richtung, in der ich die Kerker vermutete. „Komm jetzt, wir haben eine Aufgabe. Hast du schon was gefunden?"

„Ich weiß noch nicht einmal, wo wir sind", gab Bilbo frustriert zu.

Er folgte mir, als ich zielstrebig dem Weg folgte, der immer weiter nach oben führte. Spätestens als wir in einen Gang einbogen, in dem mehrere Elben unterwegs waren, stellte ich fest, dass ich wohl dem falschen Gang gefolgt war. Wütend blieb ich stehen und achtete nicht auf die neugierigen Blicke der Elben, die mich ja im Gegensatz zu Bilbo deutlich sehen konnten.

„Bist du dir sicher, dass hier die Zellen sind?", fragte Bilbo vorsichtig nach.

„Sehe ich so aus, als wäre ich mir da sicher?", knurrte ich leise und sah mich um.

Eine Gruppe Wachen lief vorbei, ich hörte Worte wie „Zwerge" und „Schicht". Schnell nickte ich zu ihnen herüber.

„Folge ihnen, dann müsstest du irgendwann die Kerker finden. Ich werde schauen, ob ich Thranduil finden kann. Am einfachsten werden wir wohl die Küche finden, also wird das unser Treffpunkt", erklärte ich schnell.

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