Eine turbulente Nacht

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Armina

Ich hörte, dass ich verfolgt wurde. Lautlos raste ich Haken schlagend durch die Gänge, aber scheinbar waren mehr Elben wach, als ich gedacht hätte. Anfangs war noch Elrohir bei mir gewesen, aber irgendwo hatten wir uns getrennt. Wo die anderen waren, wusste ich nicht.

Ich hätte mir mehr Mühe geben können, aber das wollte ich nicht. Normalerweise ließ ich mich bei sowas erwischen und diskutierte in meiner typischen Manier mit den Verantwortlichen, dem Rektor oder Elrond in diesem Fall, aber heute hatte ich dazu keine Lust. Ich war gut darin, nicht erwischt zu werden. Allerdings waren Finn, Kassi und ich sehr anfällig für solche Zwischenfälle.

Wenigstens habe ich den Whisky gefunden. Den Alk hab ich gebraucht und er war gar nicht mal so schlecht.

Tatsächlich brannte meine Kehle immer noch angenehm von dem Getränk. Warum hatte Elrond uns das nicht einfach angeboten? Das Zeug war der Hammer.

Hinter mir riefen Stimmen durcheinander und plötzlich wurde mir das Ganze zu doof. Sollten die doch einem Schatten hinterher rennen, ich war raus. Und mit diesem Gedanken hielt ich vor der nächstbesten Tür an, öffnete sie einen Spaltbreit und schlüpfte hinein. In der Finsternis dahinter schloss ich die Tür und blieb dicht am Holz stehen, um auf den Gang zu lauschen. Mein Puls war leicht erhöht, aber innerlich war ich ruhig. Es war nicht das erste Mal, dass ich gejagt wurde und dieses Mal stand nichts auf dem Spiel. Keine Standpauke von Elrond könnte mich beeindrucken.

Während ich mit dem Rücken zum Zimmer stand, fühlte ich mit einem Mal, dass ich nicht allein war. Meine Instinkte hatten mich noch nie getäuscht, deshalb erstarrte ich. Ohne über die Schulter zu blicken, konnte ich an dem leisen Rascheln von Kleidung und den relativ lauten Schritten erkennen, dass es ein Zwerg war und dass er hinter mich trat.

„Was habt Ihr hier verloren?", ertönte Thorins aggressive Stimme hinter mir.

Natürlich muss es genau sein Zimmer sein, in dem ich lande. Soll er mir erzählen, was er will, aber das ist doch kein Zufall mehr. Wir rennen uns dauernd über den Weg!

„Sei ruhig! Ich habe nicht vor, mir eine Elbenpredigt anzuhören", zischte ich leise.

Als ich mich umdrehte, konnte ich seine Silhouette erkennen und erahnen, wo seine Augen waren. Vermutlich starrte er mich durchdringend an, das hätte er sich bei den Lichtverhältnissen aber auch sparen können.

„Was habt Ihr getan? Ich werde nicht die Verantwortung übernehmen, wenn Ihr den Elb verärgert!", knurrte der Zwerg.

Das dumpfe Geräusch von Schritten wurde leiser und ich seufzte. Offensichtlich wollte dieser dumme Kerl Streit, also sollte er den haben. Es war ja nicht mein Problem, wenn das die Aufmerksamkeit der Elben erregte. Mich störten Gerüchte nicht, Mister König Eichenschild Schlechte-Laune aber ganz bestimmt.

„Als ob es dich kümmert, ob ich Elronds Gefühle verletze oder nicht. Dir wäre es doch lieb, wenn ich ihn genauso nerve wie dich", schnaubte ich. „Tut mir leid, Grummelbär, aber nicht alles dreht sich um dich!"

Ich konnte förmlich hören, wie er mit den Zähnen knirschte. Langsam gewöhnten meine Augen sich an die Dunkelheit und ich fragte mich, wie er das Mondlicht aussperren konnte. Vorhänge oder Rollos hatte ich bisher nicht gesehen.

„Ich würde ungern rausgeworfen werden wie ein Bettler, weil er wütend auf Euch ist!"

„Das würde er nie tun. Wir sind die Fünf. Wenn er uns rausschmeißt, kann er gleich Krieg mit den Valar anfangen. Ich hoffe, die sind für dich ein Begriff, ich kann sie dir nämlich nicht erklären. Scheinbar ist es nicht wichtig, dass wir Informationen über den Sinn unserer Anwesenheit hier bekommen", schnappte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

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