Sia
Die untergehende Sonne konnte nicht vor der aufziehenden Kühle schützen, die in den letzten Tagen zugenommen hatte. Vielleicht lag es auch einfach an der Gegend, denn der Wasserfall auf dem Rabenberg, einer Art Ausläufer des Erebors, war gefroren und es lag vereinzelt Schnee. Die Reise hatte meinen Mantel mitgenommen und ich hatte viel Gepäck verloren, unter anderem an die Elben des Waldlandreiches und bei Smaugs Angriff auf Esgaroth. Eigentlich war mir nur mein Handy geblieben von all den Sachen, die ich mit nach Mittelerde genommen hatte und das war leer. In den letzten Wochen hatte ich nicht mehr daran gedacht, es aufzuladen.
Ich warf Finn einen Blick zu, der schweigend neben mir lief. Sein Fell war aufgeplustert gegen die Kälte, aber er mied die einzelnen Schneeflecken. Vermutlich war der Schnee unangenehm kalt an seinen Pfotenballen.
„Ich bin froh, dass du mich begleitest", sagte ich zu ihm.
Er sah mich an, seine Schnurrhaare zuckten leicht. „Ganz ehrlich, ich mochte die Zwerge ohnehin nie so sehr wie Ilka oder Kassi. Und ich mag es nicht, wie Thorin sich aufführt", knurrte er, aber ich hatte das Gefühl, dass er mir etwas verschwieg.
Soll er doch. Wenn er nicht darüber reden will, dann ist das seine Sache. Außerdem ist es wirklich angenehm, mit ihm hier zu sein.
Finn und ich hatten schon immer eine sehr gute Beziehung gehabt, anfangs hatte ich sogar leicht auf ihn gestanden. Das war aber sehr lange her und er hatte sich als ungewöhnlicher, aber verlässlicher und lässiger Kumpel entpuppt, der unkomplizierter war als Kassi. Zumindest wenn er nicht gerade wieder jemanden nervte oder unhöfliche Bemerkungen machte.
Als wir uns der Stadt näherten, musterte ich die verfallen Mauern. Ich konnte sehen, dass Thal einst eine prächtige Stadt gewesen war. Die Dächer waren kunstvoll strukturiert und einige der Dachziegeln, die zerbrochen am Boden lagen, zeigten noch eine kräftige rotbraune Farbe. Die Häuser zeigten zum Teil noch Verzierungen an den Fassaden und die Mauern waren dick. Nun war aber alles zerfallen und ausgebrannt und machte einen trostlosen Eindruck. Mir wurde das Herz schwer, als ich die traurigen Überreste der Gebäude sah und daran dachte, wie viele Menschen hier ihr Leben gelassen haben mussten.
„Das erinnert mich an die Bilder vom Zweiten Weltkrieg, die wir in der Schule gesehen haben. Von all den zerbombten Städten", murmelte ich, als wir uns den Weg durch ein Loch in der Mauer bahnten.
„Also ich sehe da kaum Gemeinsamkeiten. Immerhin liegen hier nicht überall Bombenreste herum und damals war gar nichts mehr von den Gebäuden übrig", stellte Finn fest und fauchte, als er über einen großen Stein kletterte und fast abrutschte.
Die Straßen waren schmal, nicht zu vergleichen mit Bruchtal oder der Erde, aber sie waren gepflastert und nicht allzu abgenutzt. Es gab kaum Schlaglöcher oder Absenkungen und das, obwohl ein Drache und mehrere Jahrzehnte über diese Stadt getobt waren.
Schweigend folgten wir den Straßen, die sich ständig kreuzten, aber dennoch in Richtung des Stadtzentrums führten. Es war definitiv keine Planstadt wie Paris, aber Thal war dennoch mit Bedacht angelegt worden. Bald trafen wir auf heruntergekommene, unglückliche Menschen, die uns ausdruckslos, argwöhnisch oder unsicher beobachteten. Niemand sah neugierig aus, eher abweisend.
„Das gefällt mir nicht", murmelte Finn mir zu und ich musste ihm im Stillen recht geben.
Doch die Menschen taten mir auch Leid. Ich sah eine Frau, deren Gesicht halb verbrannt war und die offensichtlich krank war. Sie atmete schwer, wurde von einer anderen Frau gestützt und versuchte immer wieder, an ihrer Verletzung zu kratzen. Ein alter Mann stützte sich schwer auf einen Jungen von vielleicht dreizehn Jahren, sein Armstumpf war in blutige Lumpen gewickelt. Ein Kind weinte und flehte die Mutter um etwas zu essen an, die es jedoch nur verzweifelt an sich drücken konnte und die bittenden Augen gen Himmel richtete.
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five •Hobbit FF•
Fiksi PenggemarManchmal braucht eine Welt Helden, die sie nicht hat. Manchmal hat eine Welt Helden, die sie nicht braucht. Aber warum zum Teufel schmeißt man uns dann einfach in eine andere Welt?! -- So ergeht es fünf jungen Menschen, die alle ganz normale Freunde...