Die Macht der Sprache

487 56 8
                                    

Ilka

Armina und ich hatten unsere Zimmer nebeneinander ganz am Ende des Gangs, denn sie hatte möglichst weit weg von allen anderen sein wollen und ich wollte in ihrer Nähe bleiben, solange sie noch so seltsam gelaunt war. Fili hatte nichts dagegen gehabt, auch wenn ich ihm angesehen hatte, dass er enttäuscht war.

Wir müssen dringend klären, was das zwischen uns ist. Wenn ich doch nur den Mut dafür hätte!

Seltsamerweise war es leichter, vor einem Rudel Warge zu flüchten, als Fili meine Gefühle zu gestehen. Mir war zwar bewusst, dass er ähnlich für mich empfand, aber wir mussten über unsere Zukunft reden. Gab es überhaupt eine Zukunft für uns? Er war ein Prinz und ich war nicht einmal eine Zwergin, hatte magische Fähigkeiten von den Valar erhalten und stammte aus einer anderen Welt. Wahrscheinlich durften wir gar nicht zusammen sein.

„Warum willst du Thorin eigentlich helfen? Das war ja deine Idee, auch wenn du das den anderen niemals sagen würdest", wandte ich mich an Armina, um mich von meinen eigenen Gedanken abzulenken.

Armina sah mich nicht an, doch sie ging ein wenig langsamer. Sie redete ein wenig offener mit uns, seit wir hier aufgetaucht waren, was ich als gutes Zeichen empfand. Aber schließlich hatte sie drei von uns für tot geglaubt. So etwas veränderte einen Menschen. Allerdings würde sie vermutlich niemals wie ein normaler Mensch über das reden, was sie wirklich dachte und fühlte.

Nach einem Moment des Schweigens seufzte Armina. „Ich fühle mich verpflichtet, ihm zu helfen."

Wir hatten inzwischen mein Zimmer erreicht, doch das war mir egal. Erstaunt blieb ich stehen und sah Armina an. Sie war ebenfalls stehen geblieben und blickte in die Schatten des Ganges, als wolle sie mich nicht ansehen.

„Was meinst du damit?", fragte ich überrascht.

Eine Weile antwortete Armina nicht. Gedankenverloren blickte sie ins Nichts, ehe sie mich ruhig ansah. Ihr Gesicht war betont ausdruckslos, aber ich konnte den tiefen Schmerz darunter sehen.

„Ich habe mir etwas geschworen, sollte euch etwas zugestoßen sein. Das ist es aber nicht und jetzt... kann ich nicht einfach zusehen, wie er sich selbst zerstört."

Sie hat sich etwas geschworen? Was das wohl war?

Doch trotz meines mulmigen Gefühls sah ich den Blick in ihren Augen und beschloss, sie nicht danach zu fragen. Die letzten Stunden und Tage waren sehr stressig gewesen und ich wollte, dass wir uns alle erstmal beruhigten. Besonders Armina hatte es dringend nötig, ein wenig von ihrer inneren Anspannung abzubauen.

„Wenn es dir so wichtig ist, dann werde ich dir helfen. Du kannst immer mit mir darüber reden", bot ich ihr sanft an.

Armina sah mir mit einem ehrlichen Lächeln in die Augen. „Ich weiß."

Damit nickte sie mir zu und wandte sich ab, doch ich musste trotzdem lächeln. Dieses unerschüttertere Vertrauen in mich war etwas, von dem ich lange geglaubt hatte, dass Armina es nicht haben könnte. Bis heute wusste ich nicht, warum sie mir so sehr vertraute, aber ich würde es nicht infrage stellen.

Ich sah ihr nach, als sie sich in ihr Zimmer begab und leise die Tür hinter sich schloss. Dann erst betrat ich mein eigenes Zimmer und warf einen Blick auf die traurig flackernde Flamme im Kamin, die Ori angefacht hatte. Es roch muffig und rauchig, dennoch war es kalt. Darum legte ich noch ein paar Holzscheite nach und legte mich dann erst ins Bett, das mit mehreren alten Fellen bedeckt war.

Seit dem Morgen, an dem der Großteil der Gemeinschaft zum Erebor aufgebrochen war, hatte ich nicht mehr geschlafen. Das war gestern gewesen, daher war es kein Wunder, dass ich trotz meiner Sorgen schnell einschlief.

five •Hobbit FF•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt