Wasserspiele

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Sia

Der Wind fuhr über die Wasseroberfläche und kräuselte sie sacht, das leise Plätschern des Baches, der aus einem gespaltenen Felsen entsprang, übertönte fast das Rascheln der Blätter und Zwitschern der Vögel. Vereinzelte Steine ragten in dem Becken auf, gemustert mit Schnörkeln und anderen elbischen Dekorationen. Vier unterschiedlich große Schalen lagen so im Wasser, dass ihre Ränder mit der Wasseroberfläche auf einer Höhe waren. In ihnen lagen Blumen und sogar Räucherstäbchen, ein Abfluss in der Mitte des steinernen Beckens verhinderte, dass es zu viel Wasser darin gab.

Ich hockte auf einem herausragenden Teil des Felsens, dicht genug über dem Wasser, um es berühren zu können. Dafür müsste ich mich nicht mal strecken. Es gab viele Brunnen, Teiche und Bäche in Bruchtal, aber diese Quelle hier hatte es mir angetan. Seit ich meine Fähigkeit entdeckt hatte, hatte ich eine besondere Verbindung mit dem Wasser. Es beruhigte und stärkte mich und ich könnte stundenlang hier sitzen und würde mich nicht langweilen.

Langsam streckte ich die Hand aus und berührte das Wasser. Schwach spürte ich die ruhige Kraft, die Reinheit und Ruhe des Wassers. Es bewegte sich kaum, doch der kleine Wasserlauf plätscherte fröhlich vor sich hin und schien zu singen, wie es die Elben gerne taten. Lächelnd bewegte ich die Hand, zog feine Kreise im Wasser und genoss die Kühle an meinen Fingern, die warm wurde, wenn es mir zu kalt war.

Langsam zog ich die Hand aus dem Wasser und betrachtete sie. Gestern hatte ich mich an einer Rose geschnitten, ein kleiner roter Kratzer war auf meinem Handgelenk zu sehen. Ein Tropfen Wasser floss darüber, ich spürte seine milde Linderung. Meine verletzte Haut glühte auf, dann schloss sie sich.

Ich kann mich selbst mit dem Wasser heilen, aber kann ich das auch bei anderen? Elben verletzen sich eigentlich nicht, deshalb konnte ich es bisher nicht testen.

Es war nicht das erste Mal, dass ich meine Kratzer heilte, aber es faszinierte mich jedes Mal aufs Neue. Das leichte Kribbeln, die Energie des Wassers, es war euphorisch.

„Anastasia! Sitzt du schon wieder da drüben?"

Ich schaute auf und bemerkte Elladan und Elrohir, die am Rand des Beckens standen und grinsend zu mir blickten. Ich musste lächeln. Ich hatte zwar immer noch keine Kontrolle über meine Gabe, aber immerhin hatten die beiden aufgehört, mich dauernd zu erschrecken.

„Vielleicht bin ich so gerne hier drüben, weil ihr mir auf die Nerven geht", schmunzelte ich und stand auf.

Elegant sprang ich auf den breiten Beckenrand und balancierte zu ihnen. Elladan hielt mir grinsend den Arm hin und mit einem dankbaren Lächeln ließ ich mir von ihm herabhelfen.

„Du bewegst dich schon fast wie eine Elbe! Anscheinend sind wir ansteckend", lachte er, als er mich losließ.

Streng schlug ich ihm leicht gegen den Arm. Die beiden waren wirklich anstrengend, aber sie ähnelten Kassi und das half mir nicht durchzudrehen, wenn mich die Gedanken an alles zu überwältigen drohten.

„Solange ich keine spitzen Ohren kriege", neckte ich ihn.

„Wieso? Was ist so schlimm daran? Meine Ohren sehen doch toll aus!", rief Elrohir gespielt empört und fasste sich an die Ohrenspitzen.

Ich lachte auf und schüttelte den Kopf, ehe ich mich abwandte. „Keine Sorge, ich habe nichts gegen deine Ohren. Ich will nur meine behalten, das ist alles."

„Ich glaube nicht, dass deine Ohren spitz werden", sagte Elladan und folgte mir, sein Zwillingsbruder gesellte sich auf meine andere Seite.

„Wer weiß? Armina ist bei ihrer Reise nach Mittelerde geschrumpft. Könnte ja sein, dass wir uns noch irgendwie verändern", überlegte ich und seufzte leise.

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