Die Gemeinschaft wieder vereint

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Ilka

Der Weg zum Erebor war nicht sehr angenehm und das lag nicht daran, dass ich müde und innerlich völlig am Ende war. Wir sprachen kaum ein Wort, selbst Bofur war seltsam still und hatte nur Augen für den einsamen, bedrohlichen Gipfel vor uns. Der Boden war hart und kalt vom hereinbrechenden Winter und es wuchs kaum etwas. Unsere Gedanken waren nur bei unseren Freunden.

Ich hatte Angst vor dem, was ich im Berg antreffen würde. Kassi und Sia lebendig am Ufer des Sees zu sehen war eine unglaubliche Erleichterung gewesen, aber was war mit dem Großteil der Gemeinschaft und Armina und Finn? Hatte der Drache sie getötet und dann beschlossen, auch Esgaroth zu zerstören? Oder hatten sie sich verstecken können und aus Wut hatte er die Stadt stattdessen angegriffen?

Vaire, kannst du mir nicht sagen, was aus ihnen geworden ist? Sogar eine Vision über das, was wir finden werden, wäre mir jetzt willkommen!

Doch es kam keine. Stattdessen klammerte ich mich an Kassi, die die Hände tief in Fords warmem Fell vergraben hatte. Mehrfach fragte ich Sia, ob wir tauschen sollten, aber sie schüttelte jedes Mal den Kopf, auch wenn sie vor Müdigkeit kaum gerade gehen konnte.

Der junge Warg erwies sich als unglaublich wertvoll für diesen letzten Abschnitt unserer Reise. Mit unermüdlicher Kraft und Ausdauer und Geduld tappte er neben den Zwergen und Sia her und trug Kassi und mich, ohne sich zu beschweren. Gelegentlich sagte er etwas zu Kassi und sie antwortete ihm, woraus ich schloss, dass er nach unserem Befinden fragte.

Trotz all der Probleme, die Ford ausgelöst hatte und der Intoleranz der Zwerge ihm gegenüber und der Furcht, er könnte eines Tages böse werden, war ich unendlich froh, dass Kassi ihm das Leben gerettet hatte. Nun zahlte sich das aus durch die Treue des Wargs. Dankbar verbarg ich meine kalten Finger in seinem Fell.

Als wir uns dem Berg näherten, wurde es sehr still. Die Zwerge beschleunigten noch einmal ihr Tempo, auch wenn Sia kaum mithalten konnte. Deshalb stoppte Ford und kurz darauf saßen wir zu dritt auf seinem Rücken und er trabte hinter den Zwergen her.

Dann umrundeten wir einen Felsen und erblickten das zerschmetterte Tor, das sich wie ein hungriger Schlund schwarz vor uns öffnete. Es sah so aus, als wäre der Drache heraus gebrochen und es gab keine Spur von Zwergen oder unseren Freunden. Mir wurde eiskalt.

Nein! Das darf nicht sein!

„Nein!", schrie Kili und er und die anderen rannten los.

Mit einem Winseln begann Ford, in einem merkwürdig flachen Gang, um uns nicht versehentlich abzuwerfen, zu rennen. Schnell hatte er zu den Zwergen aufgeschlossen und lief durch den Eingang, dann bellte er etwas.

„Er sagt, er kann sie riechen! Und zwar frisch!", keuchte Kassi.

„Sie leben?", fragte ich und wagte es nicht, daran zu glauben.

„Hier lang!", rief Kassi über die Schulter und Ford setzte zwischen den Trümmern hindurch, die überall lagen.

Von meiner Umgebung bekam ich kaum etwas mit. All meine Sinne waren darauf gerichtet, meine Freunde wiederzusehen. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, sollte ihnen etwas zugestoßen sein. Was sollte ich ohne Armina tun, meine beste Freundin, die immer für mich da war und mir immer Halt geben würde, ganz gleich was geschah?

Ford trabte schnell einige verwinkelte Gänge und Treppen hinab, tiefer und tiefer in den Berg hinein. Wir durchquerten gewaltige Hallen und schmale Gänge, ohne dass ich groß darauf geachtet hätte. Fili, Kili, Oin und Bofur waren immer dicht hinter uns.

Gerade hasteten wir einige geländerlose Treppen hinab, wofür Kassi ausnahmsweise kein Wort übrig hatte, als eine Stimme ertönte: „Wartet!"

Ford kam rutschend zum Stehen, als ein sehr lebendiger und äußerlich unversehrter Bilbo angerannt kam und vor uns stehen blieb. Ich musste so breit grinsen, dass meine Wangen schmerzten.

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