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Bevor wir getrennten Weges gehen versichert Noah mir tatsächlich, dass er sich bei mir melden wird. So ganz glaube ich nicht daran, da er es ja auch nicht zuvor getan hat, allerdings möchte ich, dass es mir beweist, wie ernst er es meint und ich werde mich sicher nicht bei ihm melden. Es fällt mir schwer auf dem Nachhauseweg nicht ständig zu grinsen und ich wünschte ich könnte dieses Glücksgefühl einfangen, denn sollte Noah mir mal wieder nur Honig um den Mund schmieren, bräuchte ich diese Gefühlslage ganz dringend.

Völlig durchnässt schließe ich zuhause die Tür auf, ich war sogar so lange unterwegs, dass meine Mutter bereits Mittagspause hat und in der Küche etwas kocht. Sie kommt eigentlich nur sehr selten über Mittag nach Hause und die Tatsache, dass sie genau jetzt hier ist, macht mich überglücklich.
„Hallo Niklas, ist die Schule schon vorbei?", fragt sie gut gelaunt aus der Küche, ehe sie mich sieht.
„Ähm, ja, ich gehe schnell duschen", versuche ich schnell abzulenken und renne die Treppe hinauf, bevor sie weiterfragen kann. Eigentlich möchte ich sie nicht anlügen und ich weiß, dass sie nicht sauer wäre, wenn sie wüsste, dass ich nicht in der Schule war. Allerdings glaube ich auch, dass sie sich dann wieder Sorgen macht und ich möchte ihr einfach keine Last mehr sein. Ich würde so gerne der Sohn sein, den sie verdient hat.

Noch mit feuchten Haaren gehe ich nach dem Duschen in die Küche, wo meine Mutter gerade einen dampfenden Topf auf den Tisch stellt.
„Musst du heute nicht mehr arbeiten?", frage ich interessiert und schaue auf die Uhr.
„Doch, aber durch den Regen öffnen wir heute Mittag später. Der Ansturm hält sich heute eh in Grenzen", erklärt sie und lächelt mir zu. Ich freue mich über die gemeinsame Zeit und während dem Essen erzählt sie mir von der Arbeit. Wir haben selten so unbeschwerte Gespräche, weshalb ich es erstens sehr schätze und zweitens hoffe, dass sie nicht auf die Schule zu sprechen kommt. Doch zu meinem Glück tut sie das nicht und schiebt nachdem wir gegessen haben mein Handy auf dem Tisch zu mir, welches sie zuvor aus ihrer Tasche gefischt hatte: „Die Reparaturarbeiten sind bereits beendet, es sollte wieder funktionieren."
Ich bedanke mich und kurz darauf muss sie auch leider bereits gehen. Sie verspricht mir aber heute nach der Arbeit Essen bei unserem Lieblingsrestaurant zu holen und dann den Abend mit mir zu verbringen. Wir würden das viel zu selten machen und dabei hat sie vollkommen recht. Ich freue mich bereits auf später und stehe zum Abschied winkend in der Türe bis sie aus meinem Sichtfeld verschwunden ist. Erleichtert lasse ich mich auf das Sofa fallen und schalte mein Handy ein. Es wird von ungelesenen Nachrichten überhäuft, unter anderem auch von Nachrichten von Noah. Es freut mich, dass er immerhin nicht da gelogen hat und mich auch endlich nicht mehr blockiert hat. Doch zuerst antworte ich Tim, der zwar mittlerweile weiß, dass mein Handy hinüber war, ich ihm aber unbedingt von dem Treffen heute erzählen möchte. Also schicke ich ihm eine etwas längere Sprachnachricht und frage auch direkt, ob wir uns die Tage mal treffen können, damit wir ausführlich darüber reden können. Neben einigen Nachrichten aus der Klassengruppe, sowie von Julia an dem Abend, an dem ich sie aus Versehen Noah nannte, bekam ich keine relevanten Nachrichten. Etwas kränkt es mich sogar, dass nichts von Alex und Yannick dabei ist. Aber vermutlich brauchen sie nur ihre Zeit. Und wenn sie sich nicht mehr melden heißt es nur, dass sie keine wahren Freunde sind.

Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt