Ohne zu überlegen gehe ich wieder aus der Türe. Ich bin so verwirrt, dass ich nicht einmal bemerke, wie mein Vater mich ruft und sogar zu mir gelaufen kommt. Rasch schlüpfe ich in meine Jacke und Schuhe, um kurz darauf hastig das Haus zu verlassen. So schnell wie möglich möchte ich weg von hier. Weg von dem Haus. Weg von diesem Anblick. Weg von meinem Vater. Ich möchte nicht einmal darüber nachdenken, was gerade passiert ist. Das Ganze widert mich an. Ich möchte mein Handy aus meiner Hosentasche holen und Noah anrufen, doch mir wird im gleichen Moment klar, dass ich nichts davon kann. Mein Handy liegt in meinem Zimmer und das letzte was ich jetzt möchte, ist Noah etwas erzählen. Hat er ja auch nicht bei mir gemacht. Ich irre durch die Straßen ohne Ziel und folge einfach meinen Füßen, die wie von alleine laufen. Immer weiter verlaufe ich mich in der Stadt, bis ich selber nicht einmal mehr wirklich weiß, wo ich mich befinde. Meinen Kopf hatte ich stets auf den Boden gerichtet, um möglichen Kontakt mit anderen Passanten zu vermeiden. Nun stand ich zwischen zwei Kreuzungen und weiß nicht, in welche Richtung ich gehen soll. Ich drehe mich um meine eigene Achse und merke plötzlich, dass mir diese Gegend bekannt vorkommt. Wie von alleine laufe ich in eine bestimmte Richtung, wobei meine Schritte immer schneller werden. Schon beinahe rennend passiere ich die Straße und bleibe wie von alleine vor einem Haus stehen. Meine Füße wollen nicht mehr weiter gehen und ich mustere das Haus genauer. Es sieht aus wie jedes andere. Blumen vor den Fenstern, einen kleinen Vorgarten und eine weiße Fassade. Und dennoch hebt es sich für mich von den anderen ab. Ich beschließe der Sache auf den Grund zu gehen und trete mutig zur Türe. Die Musik der Klingel kann man bis vor die Türe hören und ich frage mich in den Moment, ob das im Haus selber nicht zu laut sei. Es dauert auch gar nicht lange, da wird die Tür geöffnet. Ein Junge in etwa meinem Alter schaut mich fragend an: "Ja?"
Ich öffne meinen Mund um etwas zu erwidern, doch irgendwie kommt er mir bekannt vor, sodass ich kein Wort herausbringe.
"Niklas?", fragt nun der andere und mustert mich auch etwas genauer, "Das ist ja ewig her, dass ich dich gesehen habe."
Auf seinen Lippen bildet sich ein kleines Lächeln ab und er kommt mir einen Schritt näher.
"Hör zu, ich hätte mir wirklich gewünscht, dass das damals nicht so geendet hätte", redet er weiter und schaut verlegen auf den Boden, "Wie wäre es mit einem Neuanfang?"
Mit diesem Wort trifft mich sein leicht gequälter Blick. Auf einmal fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ist ja klar, dass ich genau hier hin gelaufen bin und vor seinem Haus gelandet bin. Das Haus meines alten besten Freundes, von Tim. Verlegen kratze ich mich am Hinterkopf: "Hör zu, das fällt mir wirklich schwer zu sagen..."
Ich verliere immer mehr meine Worte und bin gerade einfach geschockt, dass gerade er vor mir steht. Nach drei Jahren keinen Kontakt.
"...ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung mehr, was damals eigentlich wirklich vorgefallen ist", lüge ich schnell, denn dadurch gebe ich mir selber das Gefühl, dass ich es wirklich vergessen habe, dass ich keine Ahnung mehr habe, wieso wir nicht mehr geredet haben. Beziehungsweise wieso ich nicht mehr mit ihm geredet habe. Tim schaut mich auch dementsprechend mit großen Augen an: "Echt gar nicht mehr?"
Peinlich berührt schüttele ich den Kopf. Ich merke dazu wie mein Kopf rot wird. Ich kann überhaupt nicht lügen.
"Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig als die alles zu erzählen."
Ein breites Lächeln macht sich nun auf seinem Gesicht breit und ehrlich gesagt weiß ich nicht, was genau das zu bedeuten hat. Sollte ich ihm einfach so trauen? Immerhin hat Noah mir auch das Blaue vom Himmel gelogen.
"Um das hier draußen zu erzählen ist es doch etwas viel", beginnt er und schaut sich dann etwas um, als könnten wir beobachtet werden, "Komm doch rein, ich mach dir auch einen Tee."
Im nächsten Moment hat er sich auch schon umgedreht und bereits im Flur verschwunden. Ich zucke leicht mit den Schultern und folge ihm dann, eine andere Möglichkeit werde ich wohl wirklich nicht haben.
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Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)
RandomNiklas glaubt er hat den Verstand verloren, als er sich immer mehr mit dem fiktiven Hauptdarsteller eines Buches vergleichen kann, doch was genau hat der ruhige Noah in seiner Klasse plötzlich mit ihm und weshalb bekommt er jedes Mal ein Déjà-vu, we...