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Ich beschließe die ganze Abschlussfahrtangelegenheit ruhen zu lassen und freue mich umso mehr darauf, das neue Kapitel jetzt doch noch zu lesen.
In der Pause schnappe ich mir sofort mein Handy und gehe auf direktem Wege aufs Klo, denn dort ist man im Normalfall ungestört, es sei denn, man rennt mal wieder Noah über den Weg, der komischerweise immer dann dort ist, wenn ich mich auch in dem Raum befinde. Dieses mal habe ich Glück und ich bin völlig alleine. Ich begebe mich in eine Kabine, falls doch noch jemand hereinkommen sollte. Mit zitternden Händen öffne ich die orange App und drücke dort auf die Benachrichtigung, die ich bisher ignoriert habe.
Ich habe nicht einmal den ersten Satz fertig gelesen, da kann ich schon nicht mehr aufhören und wurde bereits in den Bann der Geschichte gezogen. In der Geschichte wird Sarah gerade von Michael im Krankenhaus besucht. Er streichelt sachte über ihr Haar und berührt dann ihre leider eiskalte Hand. Ich merke, wie meine Stimmung wieder dem Boden entgegen geht und traue mich schon beinahe nicht mehr weiter zu lesen. Michael ist so in Sarah vertieft, dass er gar nicht mitbekommt, wie ihr Bruder ebenfalls kommt und sich zu ihnen gesellt. Die beiden kennen sich schon ewig und verstanden sich auch schon immer gut, doch auf einmal beginnt Sarahs Bruder damit, sich Michael anzunähern. Er umarmt ihn und streichelt seinen Kopf, wobei seine Hand immer weiter über seinen Körper fährt. Ich verstehe immer weniger den Zusammenhang und lese die Stelle noch einmal. Anstatt etwas dagegen zu unternehmen beginnt Michael sich ihm zu fügen und mitzumachen. Was soll das? Seine Freundin liegt vor ihm im Koma auf dem Bett? Das meinten Alex und Yannick also. Diese Änderung. Und ich hab auch noch gesagt, dass es mir egal ist. An sich wusste ich ja, dass irgendwann so etwas kommt, es ist und bleibt ein Schwulenbuch, aber es jetzt zu lesen ist doch etwas... seltsam? Auf eine komische Art und Weise gefällt mir dieses Kapitel aber trotzdem außerordentlich gut. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass es so gut beschrieben ist und sich schon fast echt anfühlt. Ich schüttele mich kurz und schließe die App schnell als ich zu Ende gelesen habe. Komisch, was ein gutes Buch mit mir machen kann.

Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt