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Ohne lange zu warten steht Noah auf und geht auf die Türe zu. Er öffnet sie leicht und schaut mich dann fragend an: "Kommst du?"
Ich rappele mich aus meiner Starre und folge ihm dann aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Das Esszimmer liegt direkt neben dem Eingangsbereich und bereits beim Heruntergehen kann man erahnen, was es zu essen geben wird. Auf dem Tisch stehen bereits vier Teller. Ich muss schlucken als ich daran denke, dass ich auf dem Platz sitzen werde, auf dem vermutlich Sarah immer saß. Wir setzten uns schweigend und starren auf den Tisch. Noahs Vater sitzt ebenfalls bereits auf einem Stuhl und hat die Hände gefaltet, sein Blick ruht ebenso auf dem Tisch. Noahs Mutter kommt mit einem Topf zu uns an den Tisch und stellt ihn in der Mitte ab. Noch immer schweigen alle. Die Stimmung ist bedrückt. Alle nehmen sich nach einander und auch ich beginnen dann ohne Mucks zu essen. Ich muss daran denken wie es bei mir ist, wenn meine Mutter mal zuhause ist und wir gemeinsam essen. Über was wir uns unterhalten. Dabei hat sich das aber auch stark eingeschränkt, nachdem wir nur noch zu zweit sind und nicht mehr zu dritt.
"Woher kennt ihr beide euch eigentlich?", fragt auf einmal Noahs Mutter und ich bin ganz froh darüber, denn die Stille macht mich noch wahnsinnig.
"Wir gehen in eine Klasse", sagt Noah nur kurz, schaufelt sich kurz darauf die nächste volle Gabel in den Mund und wendet seinen Blick wieder auf sein Essen, welches sich noch im Teller befindet. Noahs Mutter nickt. Sie lächelt weich.
"Und du, ähm Niklas, bist du erst hier her gezogen oder wohnst du schon immer hier?", fragt sie nun auch mich persönlich und ich bin irgendwie froh darüber, dass sie meinen Namen noch kennt.
"Ich wohne schon immer hier", sage ich wahrheitsgemäß und blicke ihr fest in die Augen, doch ihr Blick schwindet und es scheint sogar, als würde sie auf einmal traurig sein.
"Wir sind erst vor kurzem hier her gezogen. Vor ein paar Jahren haben wir schon einmal in diesem Dorf gelebt, aber dann ist etwas vorgefallen, zogen weg, doch irgendetwas hält uns doch hier", beginnt sie zu erzählen, "weißt du, wir hatten noch ein Kind, eine Tochter. Sie war gerade in ihrer Referendarszeit, doch dann-"
Noahs Vater schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. Das Gespräch verstummt sofort. Man merkt, dass dieses Thema nicht bei allen hier erwünscht ist. Ich bemerke die Blicke zwischen Noahs Eltern. Wie sie einerseits wütend und andererseits traurig sind. Ich weiß gar nicht recht, in welches Gesicht ich blicken soll.
"Ich muss mal aufs Klo", sage ich schnell und stehe im nächsten Moment auch schon vom Tisch auf. Ich stürme aus der Türe und dann direkt die Treppe hinauf. Oben angekommen muss ich erst einmal verschnaufen. Was war das gerade. Diese komische Stimmung, als Sarah auf einmal zur Sprache kam. Und warum erzählt sie mir das alles, ich kenne dich bereits die ganze Geschichte. Ich war live dabei. Erinnert sich denn gar keiner hier an mich?

Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt