„Aufstehen, es ist 6:30 Uhr."
Grelles Licht blendet mich und nötigt dazu, die Augen zu öffnen. An meinem Fenster steht mein Vater und zieht den Rollladen nach oben.
„Mein Unterricht beginnt erst um 7:55 Uhr", meine ich verschlafen und reibe mir die Augen. Genervt ziehe ich die Decke über meinen Kopf.
„Man kann nie genug Zeit am Morgen haben. Und jetzt steh auf, ich hab Frühstück gemacht und später bringe ich dich zur Schule."
Voller Enthusiasmus stolziert mein Vater durch mein Zimmer. Er reißt die Fenster auf und schaltet all meine Lichter an.
„Eigentlich fühle ich mich nicht so gut", gebe ich unter der Decke von mir. Wenn ich an die Schule denke wird mir ganz komisch. Ich möchte dort nicht hin. Nicht heute. Nicht nach gestern.
„Ach was, dir geht es im Nu wieder besser", versichert er mir und nimmt dann den Teller von gestern Abend, welchen ich mit auf mein Zimmer genommen habe. Er zieht mir die Decke ein wenig weg, damit ich ihn direkt anschauen musste. In seinem Gesicht liegt ein verschmitztes Lächeln, welches er versucht mit einem echten zu überdecken. Dann geht er aus meinem Zimmer und lässt die Türe offen. Verwirrt blicke ich um mich. Er ist keinen Tag da und schon spürt man förmlich die andere Atmosphäre. Dass sie besser ist kann man natürlich nicht sagen. Bereits jetzt vermisse ich meinen normalen Morgenablauf und stehe nur sehr widerwillig auf. Als ich ins Bad gehe wird mir erst wirklich bewusst, was das nun bedeutet. Eine fremde Zahnbürste steht inzwischen bei unseren und in der Dusche steht ein weiteres Duschgel. Ich versuche nicht daran zu denken und beginne meine Zähne zu putzen. So wirklichen Hunger habe ich nicht und normalerweise esse ich vor der Schule auch nie etwas, doch ich habe ja beschlossen bei dem Ganzen so gut es geht mitzumachen, damit ich meiner Mutter bei ihrem Glück nicht im Wege stehe. Also gehe ich nach dem Bad in die Küche und esse Rührei mit frischen Brötchen und Tomaten. Wo auch immer er das ganze Zeug her hat. Meine Eltern reden sehr angeregt beim Frühstück. Den verliebten Blick meiner Mutter würde ich am liebsten ausblenden. Doch leider ist er viel zu offensichtlich, als dass es möglich wäre. Ich beschließe mich nicht in die Unterhaltung zu integrieren und gehe relativ früh wieder auf mein Zimmer, wo ich mich anziehe und meine Sachen richte. Mir fällt auf, dass ich meine Hausaufgaben nicht habe und ich eines der Bücher nicht finde.
„Niklas? Kommst du?", steht auf einmal mein Vater in der Tür. Ich erschrecke mich ein wenig und schnappe mir noch schnell mein Handy. Unten ziehe ich meine Schuhe und Jacke an, während meine Mutter noch in der Küche steht und mir dabei zusieht. Ihre Augen strahlen wie Sterne und ihr Mund kann glaube ich gar nicht mehr aufhören zu lächeln.
„Du hast nach der Schule noch einen Termin, Niklas. Ich muss länger arbeiten darum vergiss es bitte nicht, ja?", erzählt mir meine Mutter noch, während ich meinen rechten Schuh binde. Davon wusste ich natürlich mal wieder nichts. Doch um mich darüber zu beschweren fehlt mir ein wenig der Antrieb.
„Ja, werde ich nicht", versichere ich ihr darum nur und stehe im nächsten Moment auf. Wie gerufen tritt mein Vater aus dem Wohnzimmer und geht direkt auf meine Mutter zu. Zum Abschied gibt er ihr einen Kuss und ich muss mich echt anstrengen um nicht gleich zu kotzen. Geschwind schlüpfe ich durch die Tür und bekomme zum Glück nicht mit, wie sie sich noch weiter verabschieden. Sie verhalten sich wie Teenager in ihrer ersten Beziehung. Als wären sie frisch verliebt. Mein Vater tritt aus der Tür, erneut mit diesem Verschmitzten Lächeln, welches ich überhaupt nicht mag. Er schließt sein Auto auf und ohne ein Wort zu sagen rutsche ich auf den Beifahrersitz. Nur weil ich bei der ganzen Sache mitmache heißt es ja noch lange nicht, dass ich mich mit ihm anfreunden muss.
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Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)
RandomNiklas glaubt er hat den Verstand verloren, als er sich immer mehr mit dem fiktiven Hauptdarsteller eines Buches vergleichen kann, doch was genau hat der ruhige Noah in seiner Klasse plötzlich mit ihm und weshalb bekommt er jedes Mal ein Déjà-vu, we...