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Aus Intuition schließe ich meine Augen und fühle mich Sarah so nahe. Meine Gedanken fliegen nur um diese weichen Lippen und dass ich endlich spüren darf, wie sie sich anfühlen. Ich kann gar nicht aufhören und würde am Liebsten noch mehr von diesen Lippen erfahren, mehr erkunden, weiter Sarah kennenlernen. Doch leider endet es noch bevor es wirklich angefangen hat und wie in Zeitlupe öffne ich meine Augen wieder, davon ausgehend, dass vor mir die wunderschöne Sarah sitzt, in Person und vollkommen lebendig. Doch leider trifft es mich wie der Schlag als ich doch wieder Noah anstatt Sarah vor mir sitzen sehe. Wir blicken uns in die Augen. Ich realisiere gar nicht, was passiert ist. Ich sitze immer noch in meiner perfekten Märchenwelt fest, in welcher ich gerade Sarah geküsst habe. Nicht ihren Bruder, nicht sonst wen, nur Sarah. Allerdings bleibt meine Tat natürlich nicht unbemerkt und Noahs Wangen werden rot, sogar sehr rot. Er öffnet den Mund, möchte etwas sagen, doch schafft es nicht, es kommt kein Wort heraus. Langsam aber ruckartig zieht er seine Hand wieder zu sich zurück und blickt auf den Boden. Am liebsten würde ich seine Hand sofort wieder greifen, ich kann die Realität nicht mehr von meinem Traum unterscheiden. Aber noch lieber würde ich wieder Sarah vor mir sehen, sie wieder küssen und fühlen.
"Wieso?", haucht Noah ganz leise gen den Boden. Seine Hände überkreuzt er, seine Finger wirbeln umeinander und es sieht aus, als wäre er ziemlich nervös. Ich wende meinen Blick ebenso ab, schaue auch auf den Boden. Ich weiß nicht einmal selber, was ich da eigentlich gerade getan habe. Wie kam ich darauf?
"Ich glaube, ich sollte jetzt gehen", wird mir bewusst und stehe bereits im nächsten Moment auf.
"Warte", versucht Noah mich noch aufzuhalten und hält mich an meiner Jacke fest. Überrascht schaue ich hinter mich. In Noahs Augen steht Verzweiflung, es sieht fast so aus, als würde er gleich weinen. Hektisch schüttelt er den Kopf und blickt dann wieder auf den Boden, seine Hand immer noch an meiner Jacke, "Ich möchte nicht, dass du gehst."
Es dauert einige Sekunden, bevor ich wirklich realisiere, was er da gerade von sich gibt. Unschlüssig was ich tun soll, blicke ich zwischen der Bank und der Ferne hin und her. Ich atme überfordert aus und setze mich dann wieder neben ihn. Die Freude kann man sogar förmlich spüren, welche er jetzt ausstrahlt. Dass er etwas näher bei mir sitzt ist mir natürlich nicht entgangen. Ich kann ihn nicht mehr anschauen und meide seinen Blick, auch wenn ich weiß, dass er auf mich gerichtet ist.
"Möchtest du vielleicht zu mir nach Hause kommen?"
So schnell wie noch nie zuvor drehe ich meinen Kopf in seine Richtung. Ist das sein Ernst? Seine rote Gesichtsfarbe und das Unterbrechen des nun doch entstandenen Augenkontaktes verrät mir, dass er es wirklich meint. Ich bin leicht geschockt, doch dann nicke ich mit dem Kopf. Anfangs nur leicht doch dann immer stärker. Warum sollte ich diese Gelegenheit nicht ergreifen. Wo Noah wohnt, wohnte auch einst Sarah.


Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt