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Aus Reflex stehe ich direkt auf. Ich habe Tims Mutter schon lange nicht mehr gesehen und ehrlich gesagt weiß ich auch gar nicht, wie ich ihr gegenübertreten soll. Sollte ich ihr die Hand geben? Sie überhautp begrüßen?
"Was machst du hier?", unterbricht sie meine Gedanken und fprmt ihre Augen zu Schlitzen.
"Ich, ähm...", beginne ich, weiß jedoch nicht, was ich sagen soll. Ich weiß es ja nicht einmal selber. Ich war in der Gegend und dachte ich schau mal vorbei. Nach drei Jahren. Das kauft mir doch niemand ab.
"Ich möchte, dass du gehst."
Überrascht zucke ich zusammen.
"Jetzt!"
Mein Blick fliegt von ihrem ausgestreckten Arm welcher zur Tür zeigt zu Tim, der ganz starr da sitzt. Im Gegensatz zu mir scheint er nicht überrascht zu sein. Eher gequält. Als wäre ihm klar, dass so etwas passiert. Sofort mache ich mich auf den Weg zur Tür. Meinen Tee habe ich nicht einmal leer getrunken. Ich kann es kaum erwarten wieder auf der Straße zu sein. Dass sie nicht besonders gut auf mich zu sprechen ist dachte ich mir ja bereits, aber dass sie mich direkt rausschickt hätte ich mir nicht vorgestellt. Aber ich habe ja auch den Geburtstag meines besten Freundes ruiniert. Direkt vor ihren Augen. Ich kann mich noch genau daran erinner, wie sie mich damals angeschaut hat. Ich weiß es noch bei all seinen Familienmitgliedern. Einfach nur erniedrigend. Als wüssten sie alles besser. Als hätten sie von allem eine Ahnung. Abscheulich ist so etwas. Wenn ich wieder daran denke kann ich nur den Kopf schütteln. Leute die immer zuerst ihre eigene Meinung bilden kotzen mich so sehr an. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass eine der Personen mich auch nur ansatzweise besser kannte. Und ich glaube nach diesem Tag wollten sie das auch nie. Ich versuche krampfhaft nicht daran zu denken, wie ich damals getobt habe, geschrien und wie gemein ich war. Es war Tim nicht würdig, das ist klar. Natürlich bereue ich es jetzt auch. Doch damals konnte mich echt nichts halten. Völlig in Gedanken laufe ich wieder nach Hause. Draußen wird es schon dunkel. Im Vorbeilaufen werde ich von einem Auto geblendet. Ich sehe genau, dass es mein Vater ist. Er schaut mich sogar noch aus dem Auto an, hält nicht einmal an, fragt nicht, wo ich war. Doch das wundert mich nicht. Er hat sich auch die letzten Jahre nicht dafür interessiert wie es mir geht, was ich so mache oder wie ich zu ihm stehe. Was die zwei wohl in der Zeit gemacht haben, in der ich weg war? Ich möchte es gar nicht wissen. Gesucht haben sie mich ja offensichtlich nicht. Eigentlich möchte ich gar nicht nach Hause. Doch nun stehe ich schon vor der Haustüre, welche ich nach kurzem Überlegen auch aufschließe. Alle Lichter sind ausgeschalten und Stille schwebt in der Luft. So leise wie möglich ziehe ich meine Schuhe aus und begebe mich dann auf den Weg in mein Zimmer. Aus irgendeinem Grund möchte ich gerade meiner Mutter begegnen, aber gleichzeitig auch nicht. Demnach bin ich auch erst etwas genervt, als sie schlussendlich doch meinen Namen nennt, als ich mich gerade auf der Treppe befinde. Langsam drehe ich mich um: "ja?"
Sie sieht fertig aus. Sofort tut sie mir leid. Für sie war das gerade sicher auch keine einfache Situation.
"Tim hat gerade angerufen."
Ich zucke zuerst zusammen. Sie sagt es, als wäre es das Normalste der Welt. Irgendetwas sagt mir, dass sie genau wusste, wo ich war.
"Ich weiß", antworte ich nur, drehe mich um und gehe in mein Zimmer. Heute möchte ich nicht mehr mit ihm reden.

Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt