Der nächste Morgen kommt viel zu schnell und als mein Vater in mein Zimmer kommt um mich zu wecken, würde ich ihm am liebsten einfach ein Kissen anwerfen. Allerdings unterdrücke ich dieses Verlangen und beginne dafür meine Sachen zu packen und mich fertig zu machen. Auf Protestieren habe ich heute keine Lust. Ich weiß ja, dass es eh aussichtslos ist. Als ich mir in der Küche eine Tasse Tee zubereite ist meine Mutter nirgends zu sehen. Normalerweise würde mich das jetzt wundern, doch heute fehlt mir die Motivation dazu. Gleichbleibend meinen Tee schlürfend versuche ich irgendwie meinem Vater auszuweichen, bevor er noch auf die Idee kommt ein Gespräch zu beginnen. Schweigend setzen wir uns in sein Auto und dieses Mal beginnt er nicht mal mit seinem Auto zu prahlen und wie schnell es fahren kann. Vor der Schule wirft er mich raus und nuschelt ein Tschüs in seinen drei-Tage-Bart. Ich schultere meinen Rucksack und warte, bis mein Vater davon gefahren ist. Wehmütig blicke ich zum Schulgebäude, welches heute noch größer als sonst erscheint. Über den Schulhof huschen ein paar bekannte Gesichter, welche mir im Kopf aber doch leer erscheinen. Es klingelt zum ersten Mal und dann zum zweiten Mal. Noch immer stehe ich an der Schranke, am Ende des Schulhofes. Draußen ist es ganz still. Der Wind säuselt durch die Blätter der Bäume und auf einmal wird mir ganz kalt. ohne groß zu überlegen drehe ich mich um und laufe den Weg, welchen wir erst gerade kamen, wieder zurück. Meine Schule liegt zwar nur im Nachbarort, aber dennoch ist der Weg zu lange, um ihn zu gehen. Das wurde mir heute mal wieder bewusst, als ich nach gut ein einhalb Stunden Fußmarsch völlig verfroren zuhause durch die Türe trete.
"Niklas, ist alles okay?", empfängt mich meine Mutter verwirrt. Langsam kommt sie aus der Küche auf mich zugelaufen und nimmt mir meine Jacke ab.
"Du bist ja ganz kalt!", erschrickt sie und fasst dann an meine Stirn, "Du bist völlig unterkühlt und gut aussehen tust du auch nicht."
Ohne es wirklich zu bemerken steckt sie mich in mein Bett, macht mir Tee und setzt sich dann neben mich an den Bettrand. Fürsorglich streicht sie mir über die Stirn, welche sich mittlerweile ganz anders und komisch anfühlt. Sie stellt keine Fragen, sie macht die Situation nicht unangenehm. Sie ist genau die Mutter, welche ich gerade brauche. Eine, die sich einfach nur kümmert. Irgendwann schlafe ich ein und bemerke es erst, als ich laute Stimmen im Flur höre und von ihnen geweckt werde. Leider verstehe ich nichts, wobei das vielleicht ja sogar besser ist. Wäre ja nicht das erste Mal, dass mein Vater seine Stimme hebt. Schlaftrunken taste ich nach meinem Handy um auf die Uhr zu schauen. Allerdings springt es beim ersten Versuch nicht an. Stimmt ja, ich hatte es ausgeschalten. Die leuchtende Zahl springt mir förmlich ins Gesicht und ich muss feststellen, dass ich ganze zehn Stunden geschlafen habe. Trotzdem fühle ich mich keineswegs erholt. Das wird mir nur noch mehr bewusst, als sich die WhatsApp Nachrichten immer weiter anhäufen. Meine Klasse, Alex und Yannick streiche ich direkt weg. Doch bei dem Zeichen von verpassten Anrufen halte ich inne. Ganze 13 verpasste in den letzten 24 Stunden. Eine kleine Glückswelle überkommt mich, als ich sehe, dass sie allesamt von Tim sind. Er hat es wirklich geschafft, dass sich Noah mit mir treffen möchte. Ich kann kaum aufhören zu grinsen. Nachdem ich nicht geantwortet habe, hat er sich oft erkundigt, ob etwas sei. Auch SMS hat er geschrieben. Freudestrahlend lese ich mir alles durch. Er scheint gerade der Einzige zu sein, der sich wirklich für meinen Zustand interessiert und nicht für mein Statement zu einem Buch. Schnell schildere ich ihm den letzten Tag und dass ich mich darüber freue, dass das mit Noah geklappt hat. Kaum habe ich die Nachricht abgeschickt, bekomme ich bereits eine Antwort. Er freut sich erst einmal darüber, dass es mir gut geht und sonst nichts passiert ist. Ich möchte gerade antworten, da wird meine Tür unsanft aufgestoßen und mein Vater steht im Türrahmen: "Du warst heute nicht in der Schule?"
Vor Schreck bildet sich ein Kloß in meinem Hals. Das habe ich jetzt gar nicht kommen gesehen.
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Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)
RandomNiklas glaubt er hat den Verstand verloren, als er sich immer mehr mit dem fiktiven Hauptdarsteller eines Buches vergleichen kann, doch was genau hat der ruhige Noah in seiner Klasse plötzlich mit ihm und weshalb bekommt er jedes Mal ein Déjà-vu, we...