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Ich verbringe das Wochenende alleine und auch meine Mutter schicke ich auf Abstand. Mir fliegt so viel durch den Kopf, dass ich meine Gedanken kaum ordnen kann. Einige Male komme ich sogar in Versuchung Noah zu schreiben, doch ich lasse es lieber. Heimlich warte ich ja darauf, dass er sich bei mir meldet, doch leider warte ich vergebens.
Am Montagmorgen würde ich am Liebsten einfach in meinem Bett liegen bleiben, doch dann hätte ich zu viel angst, dass ich Noah eventuell verpassen würde. Darum quäle ich mich immerhin halb motiviert aus dem Bett und trete meinen Weg zur Schule an. Doch leider stellt sich meine Anstrengung als unnütz heraus. Noahs Platz bleibt erneut leer. Immer häufiger wage ich einen Blick nach hinten, doch jedes Mal werden ich nur noch enttäuschter, weil er immer noch nicht wie gewohnt auf seinem Stuhl sitzt und aus dem Fenster schaut.
Die letzte Stunde hat gerade begonnen, das erste Mal, dass wir unsere Klassenlehrerin heute sehen.
"Bevor wir mit dem Unterricht beginnen möchte ich euch noch mitteilen, dass wir ab sofort eine Person weniger in der Klasse sind. Noah wird aufgrund von familiären Gründen die Schule wechseln müssen. Ich habe lange mit seinen Eltern darüber gesprochen und ich kann euch versichern, dass es nichts mit euch zu tun hat und er gerne geblieben wäre."
Für einen Moment bleibt mein Herz stehen. Sie sind doch schon einmal umgezogen, holt sie die Vergangenheit etwa ein... so wie mich? Ich verzweifle fast an meinen eigenen Gedanken und mit einem Mal wird mir klar: ich muss nach der Schule sofort zu ihm.

Irgendwie schaffe ich es den Tag zu überstehen und verschwende keine Sekunde, um nach der Schule direkt zu Noah zu fahren. Mein Herz rast bei jedem Meter mehr und mir brennen gerade so viele Fragen auf der Zunge. Warum sagt er nichts. Wieso kommt er einfach nicht mehr. Wieso möchte er jetzt ohne irgendetwas wieder aus meinem Leben verschwinden. Ich bin ratlos und meine Gedanken ordnen sich auch nicht, als ich bereits vor Noahs Türe stehe. Ich klingele einmal und bemerke erst jetzt, wie sehr meine Hände zittern. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Knopf beim ersten Mal auch wirklich getroffen habe, weshalb ich ihn direkt erneut drücke. Genau in diesem Moment öffnet Noah die Türe einen kleinen Spalt. Sein Gesicht scheint bei meinem Anblick sich kurz zu erhellen, fällt dann aber direkt wieder in das Trübe ab, das ich davor immer so gut von ihm kannte. Ich bin schon drauf und dran ihn mit Fragen zu überhäufen, da fällt er mir direkt ins Wort: "Was machst du hier?"
In seiner Stimme liegt etwas Hoffnung, doch viel mehr Angst. Angst und auch etwas Desinteresse. So als würde ich zum völlig falschen Zeitpunkt kommen.
"Die Frage ist eher wieso bist du nicht mehr in der Schule?"
Mein Blick wird sofort ernst und ich spüre, wie die Spannung zwischen uns immer größer wird. Einen Augenblick starren wir uns nur gegenseitig an, doch dann wendet er seinen Blick auf den Boden. Es fühlt sich fast so an, als hätte er damit eine unsichtbare Verbindung zwischen uns unterbrochen.
"Das hat seine Gründe."
Ich versuche ihn weiter anzustarren, damit er seinen Blick vielleicht erneut erhebt. Doch er tut es nicht. Er starrt nur weiterhin auf den Boden, zu seinen Füßen. Nicht einmal die Tür öffnet er ein wenig weiter.
"Dann erklär sie mir."
Meine Stimme wird immer bestimmender und ich bin selber von meinem Ernst überrascht.
"Ich kann nicht."
Mit diesen Worten hat er die unsichtbare Verbindung zwischen uns komplett fallen gelassen. Ohne zu überlegen, und vor allem ohne mir noch einmal in die Augen zu schauen, schließt er wieder die Türe. Ich vernehme ein ganz leises Entschuldigung, doch allerdings hätte ich mich da auch täuschen können. Die Tür geht ins Schloss und erst jetzt wird mir unser kurzes Gespräch erst wirklich bewusst. Noah möchte nicht mit mir reden. Er geht einfach. Dabei kam er gerade erst in mein Leben, hat gerade angefangen es wieder aufzubauen, da trennt er alles und verschwindet. So wie Sarah einst.

Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt