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Als es zur Pause läutet, spanne ich mich wieder automatisch an. Schon fast von alleine stehe ich auf und habe vor, aufs Klo zu gehen, damit ich nicht fir Pause über mit meinen Mitschülern im Klassenzimmer sein muss, doch natürlichen machen mir Alex und Yannick einen strich durch die Rechnung.
"Hallo, Niklas", begrüßt mich Yannick, während er mich direkt beim Aufstehen am Ärmel packt. Langsam drehe ich mich um und lasse mich sachte wieder auf meinen Stuhl fallen.
"Hallo", antworte ich verkrampft, kann sein Lächeln allerdings nicht wirklich erwidern. Ich möchte nicht unhöflich sein und die beiden sind ja immer noch meine besten Freunde. Hoffentlich sehen sie mir aber an, wie unwohl ich mich gerade fühle. Lautlos rücke ich mit meinem Stuhl näher an Yannicks Tisch. Jetzt bloß nicht abweisend wirken. Vermutlich denken sie aber genau das, als sie mich doch etwas lange mustern, ohne etwas zu sagen. Meine Haltung wird immer verkrampfter.
"Was war das denn heute für ein tolles Auto, mit welchem du kamst", fragt Alex interessiert und ohne dabei zu wirken, als wollte er etwas anderes fragen. Meine Spannung fällt sofort ab und ich verdrehe meine Augen: "Mein Vater kam auf einmal wieder nach Hause und denkt jetzt er müsste den Supervater spielen."
Meine Wut auf meinen Vater kommt mir wieder vor Augen und lässt mich meine Angst vor der Sache hier sogar vergessen. Alex und Yannick stutzen.
"Dein Vater?", fragt Yannick ungläubig, was ich mit einem genervten Nicken erwidere. Wie er sich einschleicht und denkt alles in die Hand nehmen zu müssen.
"Ich dachte er hätte euch für immer verlassen", wirft Alex ein und ich nicke heftig: "Das dachte ich ja auch. Und ehrlich gesagt hatte ich damit auch kein Problem und jetzt steht er vor der Türe und meine Mutter wirft sich ihm um den Hals."
Alex und Yannick schauen sich planlos an.
"Da ist ja gerade ganz schön was los bei dir."
Ich nicke zustimmend und freue mich insgeheim, dass ich mich mit den beiden austauschen kann und bisschen Luft ablassen kann. Vor allem auch, dass es hierbei gerade nicht um Noah geht.
"Er passt einfach nicht in unser Leben. Er will gefühlt meinen ganzen Tag bestimmen. Wann ich aufstehe, wann ich esse. Vielleicht denkt er, er muss die Zeit, welche er weg war, jetzt irgendwie aufholen. Doch dann nimmt er eindeutig den falschen Weg", rege ich mich weiter auf. Ich hatte mit ihm abgeschlossen, ihn aus meinem Leben geworfen. So wie er mich damals. Ich kam die letzte Zeit gut ohne ihn klar. Und ich denke meine Mutter auch.
"Also ich würde mich eher fragen, was er jetzt möchte. Vielleicht ist etwas vorgefallen", überlegt Alex laut und schaut Yannick dabei vielversprechend an. Dieser nickt. 
"Hör zu, du darfst dir nichts von ihm einreden lassen. Verzeih ihm das nicht so schnell, dass er euch damals sitzen gelassen hat. Und spiel auf gar keinen Fall den braven Sohn", mahnt mich Yannick mit einem finsteren Blick.
"Darauf würde ich im Schlaf nicht kommen", stimme ich dem finsteren Blick zu und mustere Alex ebenso grimmig. Gemeinsam fangen wir an zu grinsen. Es erfüllt mich, dass die beiden sich solche Sorgen machen. Ich kann gar nicht wirklich beschreiben, wie froh ich bin, dass sie meine Freunde sind. Ausgelassen reden wir noch über unwichtige Themen bis die Pause vorbei ist und unser nächster Lehrer das Klassenzimmer betritt.

Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt