Ich sitze immer noch auf dem Sofa und starre an die Wand, als meine Mutter durch den Flur huscht und schlussendlich durch die Haustüre verschwindet. Aus den Augenwinkeln konnte ich erhaschen, dass sie etwas schicker angezogen war als sonst. Und ich dachte der Spruch mit dem Termin sei nur eine Ausrede. Wo sie wohl hingeht? Aber offensichtlich ist es nicht wichtig genug um mir zu sagen, was sie tut. Das Geräusch der ins Schloss fallenden Türe hallt endlos in meinem Kopf wider. Ich kann keinen festen Gedanken fassen und das Ticken der Uhr füllt schon bald meinen Kopf. Ohne es wirklich zu merken schlafe ich auf dem Sofa ein.
Als ich wieder die Augen öffne liege ich bereits in meinem Bett. Verwirrt schlage ich die Decke von mir und muss mich erst einmal orientieren. Vermutlich hat mich meine Mutter ins Bett gebracht, als sie wieder kam. Etwas peinlich ist mir das schon. Meine Augen gewöhnen sich so langsam an die Dunkelheit und bei dem Blick aus dem Fenster ist mir klar, dass ich mal wieder mitten in der Nacht aufgewacht bin. Dunkle Wolken verdecken den ansonsten sehr hell scheinenden Mond und mein Gefühl sagt mir, dass es wohl morgen kein schönes Wetter geben wird. Mit Mühe rolle ich mich aus dem Bett und muss mich nach dem Aufstehen direkt wieder setzen, damit mein Kreislauf nicht sofort absackt. Wie spät es wohl gerade ist? Fast automatisch wandern meine Augen zu meinem Laptop, welcher seelenruhig auf meinem Schreibtisch liegt. Etwas tollpatschig setze ich mich auf meinen Schreibtischstuhl und klappe den Laptop auf. Die Helligkeit blendet mich und ich brauche einen Moment, um die Tasten erkennen zu können, um mein Passwort einzutippen. Die Uhr bestätigt nur meine bisherige Vermutung und leuchtet mir mit einem 3:54 entgegen. Wie lange habe ich denn geschlafen? 10 Stunden? Noch völlig in Gedanken über meinen Schlaf öffne ich Google. WattPad wird mir als erstes Suchergebnis vorgeschlagen. Für einen Moment halte ich inne und lasse den Abend Revue passieren. Das neue Kapitel habe ich immer noch nicht gelesen. Sofort öffne ich WattPad und suche nach Noahs Buch in meiner Bibliothek. Die kleine orange Sprechblase mit dem weißen 'Neu' springt mir dabei bereits förmlich ins Gesicht. Mein Herzschlag beschleunigt, als die Seite lädt und wird auch nicht wieder langsamer als meine Augen sich bereits in den ersten Zeilen vertieft haben. Jedes Mal aufs Neue werde ich wieder von Noahs Schreibstil überrascht, als würde ich vergessen, dass er wirklich gut schreiben kann. Beim Lesen werde ich immer schneller und ich fühle mich direkt wieder in die Nacht hineinversetzt. Er beschreibt alles genau so, wie es war, oder zumindest so, wie ich mich daran erinnern kann. Keine Fantasie, keine Lüge. Nur die pure Wahrheit, welche jedoch nur er und ich wissen können. Wobei jetzt natürlich auch all seine Leser. Bei jedem seiner Worte spüre ich seine Hände auf mir, seine Küsse und seine Blicke, welche mich erneut bildlich ausziehen. Ich stehe regelrecht nackt vor ihm. In diesem Moment hat er mich so offen erlebt, wie kein anderer zuvor. Es war und ist mein verletzlichster Moment, doch ich habe mich dazu entschlossen ihn mit ihm zu teilen, ihm das Privileg zu geben ihn mit mir zu teilen. Und er stellt mich währenddessen bloß. Ich fühle mich beim Lesen so, als würde er mich der ganzen weiten Welt preisgeben. Meine tiefsten Geheimnisse, mein Schmerz und meine Sorgen. Allerdings kann ich nicht sagen, dass es mich stört. Es fühlt sich sogar beinahe befreiend an. Als hätte er das getan, was ich nie konnte. Als hätte er mir etwas abgenommen, wie eine unsichtbare Last, welcher ich mir nie bewusst war. Ein wärmendes Glücksgefühl überkommt mich. Erst jetzt fühle ich mich, als würde ich mich selber verstehen. Denn nun weiß ich, dass Noah es tut. Dass er es lange tat, bevor ich es konnte. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das Lesen und Erinnern an die Nacht nicht auch in eine gewissen Weise anmacht. Mein Herzschlag ist am Ende des Kapitels noch immer erhöht, jedoch nicht mehr aus Aufregung, sondern aus reiner Lust. Es schmerzt, dass Noah gerade nicht hier ist, denn ihm würde ich natürlich gerade am liebsten demonstrieren, wie sehr mich seine Wahrheit in diesem Kapitel berührt.
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Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)
RandomNiklas glaubt er hat den Verstand verloren, als er sich immer mehr mit dem fiktiven Hauptdarsteller eines Buches vergleichen kann, doch was genau hat der ruhige Noah in seiner Klasse plötzlich mit ihm und weshalb bekommt er jedes Mal ein Déjà-vu, we...