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Ich gehe direkt nach Hause, nur um mich dort auf mein Bett zu werfen und für alle Ewigkeiten zu schlafen. Andauernd sehe ich wieder Noah vor meinem inneren Auge, wie er vor mir steht, lächelt und mich anstrahlt, als wäre ich der Mittelpunkt der Erde. Kopfschüttelnd vergrabe ich meinen Kopf weiter in meinem Kissen. Das kann nicht sein, was tut er schon wieder mit mir. Ich erkenne mich selber nicht mehr. Die Stille wird durch meinen Klingelton unterbrochen. Ich halte die Luft an und warte ab, bis mein Handy wieder verstummt. Ich habe Angst, dass der Anrufer womöglich noch erfährt, dass ich ihn absichtlich ignoriere. Ich möchte nicht dran gehen, und auch möchte ich nicht wissen, wer da genau anruft. In meinem Kopf wird das Klingeln zu einer Melodie, die sich ständig wiederholt und ich beginne sogar bereits mich daran zu gewöhnen. Doch genau dann endet das Klingeln. Mein Handy liegt nur eine Armlänge von mir entfernt, doch ich bemühe mich erst gar nicht, um es anzuschauen. Ich habe vor der gesamten Schule meine Liebe zu Noah gestanden. Wir hatten eine Diskussion, über mein komplettes Leben, welches ich geheimhalten wollte. Jetzt wissen alle, dass ich auch Michael war, dass die ganze Geschichte wahr ist und dass sie tagtäglich über mein Leben diskutiert haben. Meine Gedanken werden erneut gestört. Schon wieder von meinem Klingelton. Dieses Mal erschrecke ich mich sogar ein wenig. Erneut warte ich so still wie möglich ab, bis es aufhört und erneut bleibt die Melodie in meinem Kopf hängen. Womöglich ist es sogar jemand aus meiner Klasse, der sich einfach erkundigen möchte, ob das alles stimmt, ob mein ganzes Leben veröffentlicht wurde. Doch das Einzige, was mein Leben gerade ist, ist ein schwarzes Loch ohne Boden, in welchem man ewig fällt, ohne Aussicht auf ein Ende. Meine Handy klingelt erneut. Ich sauge scharf Luft ein. Der Abstand wird kürzer und als es sogar zum vierten Mal klingelt, schnappe ich es mir doch schnell und drücke so lange auf den Knopf, bis es sich von selbst herunterfährt. Ich möchte nicht weiter gestört werden bei meinem Selbstmitleid und lege es wieder auf den Tisch neben meinem Bett. Ich kuschele mich ein wenig tiefer in meine Decke ein und schlafe kurz darauf auch schon ein, träumend von allen Schülern meiner Schule, welche um mich stehen und mich auslachen, weil ich so ein verkorkstes Leben habe und mir einbildete, mit meiner Lehrerin zusammen zu sein.

Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt