Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)

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Den nächsten Tag gehe ich auch nicht in die Schule. Stattdessen gehe ich wie selbstverständlich in den Park und setze mich dort auf die Bank beim Ententeich. Wo ich mich mit Noah getroffen habe. Wo wir uns geküsst haben. Bei dem Gedanken wird es mir wieder so komisch warm. Zuvor musste ich dabei an Sarah denken, da sie sich so ähnlich sehen, doch mittlerweile kann ich dieses Gefühl gar nicht mehr wirklich zuordnen. Auf einmal kommt mir Sarah auch nicht mehr wie die Liebe meines Lebens vor. Es fühlt sich eher wie eine längst verflossene Liebe an, die vor langer Zeit erblüht und erloschen ist. Als wäre ich mit den ganzen Gefühlen zu spät dran gewesen. Eigentlich würde ich gerade gerne mit jemanden darüber reden. Wie ich mich fühle, was für neue Erkenntnise ich habe und wie es jetzt weiter geht. Allerdings wüsste ich niemanden, dem ich das alles anvertrauen könnte. Gedankenverloren werfe ich einige Steine in den Teich und verjage dabei ein paar Enten, welche quakend davon schwimmen. Für einen Augenblick wünsche ich mir eine Ente zu sein. Enten haben solche Probleme nicht. Sie schwimmen nur den ganzen Tag umher und suchen Essen. Bei dem Gedankenzug bemitleide ich mich selber. Wie tief bin ich denn gesunken, dass ich mir schon wünsche eine Ente zu sein. Der nächste Stein den ich werfe verfehlt den Teich und rollt in einen Busch am Ufer. Ich beschließe das Steinewerfen zu lassen, bevor ich später womöglich noch eine Ente treffe.
"Die Enten werden aggressiv wenn du sie triffst."
Ich lehne mich leicht nach hinten und muss schon fast schmunzeln: "Ich hatte nicht vor die Enten zu treffen."
Ich vernehme ein leichtes lachen und im nächsten Moment setzt sich die Person neben mich. Ich traue mich zuerst gar nicht ihn anzuschauen.
"Tut mir leid."
"Schon gut, du musst dich nicht entschuldigen. Du hast mit all dem nichts zu tun."
Noah berührt ganz leicht meine Hand. Unsicher blicke ich ihm ins Gesicht und merke sofort, wie ich rot werde. Ich habe seine Stimme natürlich direkt erkannt und irgendwie freue ich mich, dass er hier ist. Einfach nur seine Nähe zu spüren beruhigt mich irgendwie.
"Warum bist du nicht in der Schule?", fragt er direkt und in seinen Augen erkenne ich so etwas wie Besorgnis.
"Das Gleiche könnte ich dich fragen."
Es tut mir direkt leid das gesagt zu haben, denn Noah wendet seinen Blick ab und nimmt seine Hand von meiner. Am liebsten hätte ich wieder nach ihr gegriffen, doch ich weiß genau, dass ich das nicht tun sollte.
"Zuhause ist ganz schön was los. In der Schule werden sie vermutlich auch ziemlich reden. Da sitze ich lieber an der frischen Luft und genieße einfach die Stille."
Einige Zeit blicke ich in Noahs in die Ferne gerichtetes Gesicht. Ich habe angst den Moment zu ruinieren. Erst recht habe ich angst etwas falsches zu erzählen.
"...wegen Wattpad?", frage ich ganz vorsichtig und so leise, dass er es kaum hören konnte. Noah nickt leicht.
"Meine Eltern halten mir Predigten wieso ich meinen Vertrag gekündigt habe und nun nicht weiterschreiben möchte. Sie verstehen nicht, dass ich auch meinen eigenen Kopf habe."
Keine Worte können beschreiben wie sehr ich gerade mit Noah fühle.
"Doch sie wissen nicht einmal, dass mir das Schreiben schon seit einer Weile auf die Nerven ging. Dass ich eine Blockade habe."
Den letzten Satz nuschelt Noah und ich wünschte ihn nie gehört zu haben. Er war für mich immer der eine Autor. Der Autor, den ich vergötterte, wegen dem ich Nächte mit lesen verbrachte. Dass gerade er eine Blockade hat, hätte ich nie gedacht. Dementsprechend erstaunt bin ich auch.
"Ich weiß, du möchtest das vermutlich alles nicht hören, aber bei dir fühle ich mich irgendwie sicher. Als könnte man die alles erzählen", beichtet er mir und schaut mir dabei wieder tief in die Augen. Auch ich schaue ihm tief in die Augen. Ich erkenne sie. Doch zum ersten Mal sehe ich darin nicht Sarah. Sondern nur Noah.