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Meine Sicht verschwimmt, mein Blick schwindet von Noah und ich fühle mich gerade unglaublich schlecht, da ich ihn darauf angesprochen habe. Doch was hätte ich sonst tun sollen? Keiner würde da tatenlos zusehen, oder? Ich bin mir gerade bei gar nichts mehr sicher und beschließe es dabei zu belassen. Er hat es immerhin schlimmer als ich. Leise flüstere ich "es tut mir leid" und stehe vom Bett auf. Einfach aus dem Zimmer, einfach aus Noahs Sicht. Seine traurigen Augen kann ich jetzt echt nicht gebrauchen. 
Draußen auf dem Flur begegne ich sofort Alex und Yannick, welche wohl gerade aus der Dusche kommen und sich lauthals über unsere Lehrerin unterhalten. Dabei kann man es eigentlich nicht wirklich unterhalten nennen, lästern wäre hierfür das eher angepasste Wort.
"Niklas, alles okay?", fragt mich Yannick sofort besorgt als er mich sieht und stellt das Lachen ein.
"Hm?", frage ich halb in Gedanken, halb in der realen Welt, "Achso, ja ja."
Ich schlendere mit leeren Augen an ihnen vorbei und auf direktem Wege nach unten. Die beiden schauen mir etwas traurig hinterher, fragen aber nicht nach. Selber weiß ich allerdings auch nicht wo ich überhaupt hingehen soll. Ob ich raus gehen darf?
Ohne noch einmal einem mir bekannten Gesicht zu treffen, gelange ich in die Lobby. Schnell öffne ich die Tür und spüre die kalte Luft um mich strömen. Ich blicke nach rechts und links hinter mich und gehe dann schnellen Schrittes hinaus. Die Sonne beginnt bereits langsam zu versinken und ein angenehmer Wind überzieht die Küste. Meine Füße führen mich an den Steinstrand, an dem ich etwas entlang gehe und immer weiter von dem Hostel abkomme.

Völlig in Gedanken wandere ich umher und weiß bereits nicht mehr wo ich mich überhaupt befinde. Die Sonne ist mittlerweile vollkommen versunken und ich beschließe mich auf den Weg zurück zum Hostel zu machen. Eigentlich bin ich ja nur am Stand entlang gelaufen, da wird der Weg zurück kein Problem sein. Meine Sicht ist etwas erschwert und der Akku meines Handys ist natürlich auch leer, sodass ich nicht einmal meine Taschenlampe einschalten kann. Vorsichtig drehe ich mich auf der Stelle um und gehe auf den rutschigen Steinen immer weiter, bis ich plötzlich etwas nasses an meinen Füßen spüre. Verwundert springe ich einen Schritt nach hinten. Mein rechter Fuß ist komplett nass und es ist beinahe unmöglich, dass ich beim Laufen so sehr nach rechts gedriftet bin. Vermutlich stehe ich etwas zu lange an der selben Stelle und denke über meinen nassen Fuß nach, denn es dauert keine Minute, da merke ich, wie er erneut nass wird und dieses mal der linke auch gerade dazu. Panisch laufe ich weiter nach oben, nur um zu bemerken, dass ich ausgerechnet jetzt auf einem etwas tiefer gelegten Abschnitt des Strandes stehe und der Gehweg sicher zwei Meter über mir ist. Ich stecke also sozusagen in der Falle und das bei Flut.

Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt