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Natürlich muss am nächsten Morgen erst einmal wieder darüber diskutiert werden. Wie behindert das doch ist, wie es das ganze Buch verdirbt und wie unverschämt das von den beiden ist. Ich persönlich finde es ja auch nicht so toll, aber was soll man dagegen tun? Eine eigene Version zu schreiben wird sich wohl niemand hier trauen und den Autor auf so etwas anzuschreiben ist einfach nur unverschämt. Immerhin ist es seine Idee, dein Buch und im Klappentext steht eindeutig: enthält homosexuelle Handlungen. Sie können sich also eigentlich gar nicht beschweren. Aber dass es unpassend ist finden alle. Besonders Yannick regt sich darüber auf. Wie man das seiner Freundin antun kann und irgendetwas verrät mir an seinem Verhalten, dass an seinem Geburtstag wohl noch mehr zwischen ihm und Jenni gelaufen ist, als ich mitbekommen habe, denn Beziehungen und Treue haben ihn zuvor nicht unbedingt interessiert. Alex dagegen ist eher still. Er beschwert sich zwar auch etwas, aber lange nicht so wie Yannickt. Sofia freut dafür umso mehr, denn sie shipt die beiden jetzt schon und so tun es fast alle Mädchen außer Julia, die das ganze doch irgendwie leicht mitnimmt. Sie hängt wohl doch sehr an Michael, oder eher ihrem fiktiven Schwarm. Die Meinungen sind recht zweigeteilt bei den Geschlechtern. Die Jungs finden es nicht toll und einige wollen auch aufhören es zu lesen und die Mädchen freuen sich darüber. Ich blicke durch die Klasse. Erneut bleiben meine Augen an Noah hängen. Meinte er nicht auch, dass er es liest? Seine Augen liegen auf dem Nussbaum in unserem Schulhof, der solangsam seine Blätter abwirft, die schon leicht braun sind.
"Was hälst du davon, Noah?", rufe ich durch das ganze Klassenzimmer. Alle Augen, besonders Noahs liegen auf mir. Eigentlich erwarte ich, dass er nachfragt um was es geht, aber zu meiner Verwunderung wird er rot.
"Naja... also ich...", stammelt er und schaut auf seinen Tisch. Unsere Mitschüler blicken zwischen uns hin und her. Kein Wunder, keiner hat wirklich bisher mit ihm geredet und es ist irgendwie schon fast zu einem ungeschriebenen Gesetz geworden, ihn nicht in eine Unterhaltung einzubeziehen. Von seiner Seite kommt auch nichts mehr, vermutlich ist er einfach zu überfordert und stattdessen beginnen die anderen wieder zu reden. Leiser und ruhiger. Und vor allem ohne mich, was mich auch nicht stört, denn meine Augen liegen immer noch auf Noah, wie er wieder aus dem Fenster schaut, mit hochrotem Kopf und leise etwas flüstert. Normalerweise würde man jetzt denken, dass er gestört ist und mit sich selber redet, doch für mich macht ihn das interessant. Außerdem sind mir mal wieder seine Augen aufgefallen, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen.

Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt