Ich beschließe wirklich aufs Klo zu gehen, falls jemand auf die Idee kommt ebenfalls aufzustehen. Sicher öffne ich eine der Türen und verstehe gar nichts mehr, als hinter der Türe sich nicht das Klo, sondern ein weiteres Schlafzimmer befindet. Haben sie hier etwa umgebaut? Aber warum sollte man das tun? Langsam schließe ich die Türe wieder und will gerade auf die nächste zugehen, da bemerke ich, dass Noahs Tür leicht angelehnt ist und sein Laptop sogar noch offen auf dem Schreibtisch steht. Einige Sekunden stehe ich nur auf dem Flur und starre hinein, bis ich mich traue und komplett in seinem Zimmer verschwinde. Die Neugierde ist einfach zu groß und wenn so ein Angebot auch direkt vor meiner Nase steht, dann kann ich gar nicht anders als es zu ergreifen. Leise lasse ich mich auf dem Stuhl nieder und fahre mit der Maus über Noahs Dateien. Wo hat er denn das neue Kapitel? Ich öffne alles, was ich finden kann, was mit Schreiben zu tun haben könnte, bis ich über einen Ordner stolpere, der Sarah heißt. Ich halte inne und lasse meine Augen nur auf dem Namen ruhen. Immer und immer wieder lese ich ihn in meinem Kopf durch. Ich schließe die Augen und öffne den Ordner. Als ich sie wieder öffne erblicke ich mehrere hundert Dateien, welche alle fein sauber mit Datum nummeriert sind. Ich scrolle durch alle hindurch und frage mich ob das die Dinge sind, die Noah an Sarah geschrieben hat, welche er vorhin erwähnte und die ihn zum Geschichtenschreiben brachten. Sollte ich es wagen und lesen, was er alles so geschrieben hat? Ich traue mich nicht wirklich und fühle mich auch gleichzeitig schlecht, denn herumzuschnüffeln ist das aller Letzte. Die letzte Datei ist von vor einer Woche. Mit zitternden Händen öffne ich sie und versinke sofort in den ersten Zeilen.
Hallo Sarah,
es ist einiges passiert. Ich durfte in Brighton mit Niklas in ein Zimmer doch leider hat er somit unser Geheimnis herausgefunden. Er weiß nun von der Geschichte. Es tut mir unendlich leid und ich weiß, dass du ihn nicht sonderlich mochtest, aber ich bleibe immer noch bei meiner Meinung, dass er unglaublich interessant ist. Ich hoffe du verzeihst mir, dass ich dich da auch mit reinziehe. Ich möchte nur so gerne mehr über ihn wissen. Vielleicht sollte ich ihm auch einfach die Wahrheit sagen. Die Wahrheit, die eigentlich jeder geheimhalten will. Es macht mich fertig, dass ich sie ihm nicht einfach sagen kann, doch dann wäre alles so viel einfacher. Ich habe gehört, dass er wieder zu seinem Psychologen geht, vielleicht löst sich das Problem dann ja auch von alleine. Doch wenn es sich dieses Mal wirklich zum Guten für ihn wendet, dann habe ich keine Gemeinsamkeiten mehr mit ihm, dann gibt es nichts mehr was uns verbindet und vor allem auch keinen Grund, dass wir beisammen sind. Ich wünsche ihm nur das Beste, aber ich wünsche mir auch, dass er geheilt wird, denn sonst-"Das Klo ist unten."
Erschrocken drehe ich mich um. Noah steht in der Tür und schaut mich mit hochgezogener Augenbraue an.
"Ja, ähm, ich...", beginne ich und merke, wie ich rot werde. Sehr rot. Ich würde am liebsten im Erdboden versinken.
"Was machst du denn noch hier?", fragt er, sogar ein wenig zornig. Sofort stehe ich auf und gehe auf ihn zu. Ich blicke ihm kurz in die Augen, bevor ich die Treppe hinunter gehe, meine Schuhe und Jacke anziehe und die Haustüre öffne. Bevor ich gehe blicke ich noch einmal nach oben zur Treppe, auf deren obersten Stufe Noah steht. Sein Blick ist ruhig, sogar ein wenig wütend und er ist keineswegs überrascht oder sogar traurig, dass ich nun gehe. Es kommt mir fast so vor, als wäre er froh darüber. Entschlossen wende ich den Blick von ihm ab und verlasse dann das Haus. Tief stopfe ich meine Hände in meine Taschen und stapfe dann vom Grundstück.
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Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)
RandomNiklas glaubt er hat den Verstand verloren, als er sich immer mehr mit dem fiktiven Hauptdarsteller eines Buches vergleichen kann, doch was genau hat der ruhige Noah in seiner Klasse plötzlich mit ihm und weshalb bekommt er jedes Mal ein Déjà-vu, we...