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Gespannt sitze ich in meinem Zimmer und komme nicht zur Ruhe. Ich laufe auf und ab, setze mich hin, stehe wieder auf, nur um dann schlussendlich wieder auf mein Bett zu fallen. Ich hasse es, wenn meine Mutter mir etwas verschweigt. Ich hasse es, wenn sie meinen Alltag bestimmt und immer mitreden will. Ich hasse es, dass sie sich so sehr in mein Leben einmischt. Ohne es wirklich zu wollen, werde ich schon wieder wütend. Auf meine Mutter. Dass sie mich nicht einfach in Ruhe lassen kann. Ist das denn so schwer? Vielleicht wurde ich etwas rückfällig, in Hinsicht auf Sarah, doch das ist kein Grund zur Besorgnis. Es lässt mich sogar eher noch lebendiger fühlen, als ich es bisher tat. Durch diese Gedanken bemerke ich wieder, wo ich in der Welt stehe und wie es ist, zu leben. Ich seufze und will mich gerade in meine Decke einrollen, da klopf es an meiner Türe. Nur ganz sachte und als die weiche Stimme meiner Mutter kurz darauf meinen Namen nennt, richte ich mich sofort auf.
"Ja?", frage ich und weiß selber nicht, wieso ich so einen fragenden Unterton habe.
"Bist du fertig, ich würde jetzt gerne gehen", sagt sie nur. Ich sage nichts. Sie auch nicht. Vermutlich ist sie bereits von meiner Tür weggetreten. Etwas in mir hindert mich allerdings daran, hinaus zu gehen. Als würde meiner Mutter noch davor stehen und als würde ich ihr nicht begegnen wollen. So viel Kontakt wie möglich vermeiden. Ich kann iren gequälten Blick nicht ertragen. Ich hasse ihn sogar. Kein Kind sollte seine Eltern leiden sehen. Doch dafür ist es bei mir bereits viel zu spät.
Ganz sachte öffne ich meine Türe und blicke in beide Richtungen. Von meiner Mutter war keine Spur. Etwas erleichtert laufe ich in den Flur und von dort direkt aus der Haustüre. Meine Mutter sitzt bereits im Auto, welches bereits auf der Straße steht. Sie blickt leer in die Weite der Straße und bemerkt micht erst, als ich die Beifahrertür öffne. Zuerst erschrickt sie kurz und ihre Miene ändert sich für einen Bruchteil einer Sekunde, doch als sie mich erblickt, wandelt ihr Gesicht wieder zu diesem betrübten, leeren Ausdruck, welchen ich leider schon zu gut kenne. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, fährt sie los. Ich will gar nicht wissen, wo wir hinfahren. Ich lehne mich an das Fenster und blicke hinaus, versuche den vorbeischweifenden Bäumen nachzublicken, was mir noch nie gelang. Das monotone Geräusch des Motors und die Stille zwischen uns im Auto macht mich ganz schläfrig, sodass ich bereits im Halbschlaf bin, als meine Mutter plötzlich anhält und sich abschnallt. Etwas schlaftrunken fahre ich nach oben und blicke aus der Frontscheibe. Das Gebäude ist mir unbekannt und ich kann die Buchstaben über der Tür nicht erkennen, geschweige denn etwas zurodnen. Ich bin so mit Erkunden beschäftigt, dass ich gar nicht bemerke, wie meine Mutter bereits ausgestiegen ist, ums Auto gelaufen ist und mir nun die Türe aufhält. Etwas widerwillig schnalle ich mich ab und trete dann auf den Asphalt.


Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt