Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)

Seite 69

Am nächsten Tag fehlt Noah in der Schule. Auch den Tag darauf bleibt sein Platz leer. So ganz unschuldig bin ich ja nicht und mit jeder Schulstunde die er verpasst bekomme ich ein schlechteres Gewissen. Als ich am zweiten Tag nach Hause komme und gerade mal wieder in meinem Essen herumstochere muss ich immer noch an Noah denken. Ich würde ihn gerne besuchen, sehen wie es ihm so geht, doch ich weiß nicht, ob das eine gute Idee wäre. Ich glaube nämlich eher nicht. Ich traue mich nicht einmal ihm auf Whatsapp zu schreiben. Ich ziehe meine auf den Stuhl, auf dem ich sitze. Manchmal bin ich wirklich nur ein kleines Häufchen Elend. Mit einem Mal kommen mir die Worte von Noah wieder in den Kopf. Ich weiß noch immer nicht wirklich, was ich damit anstellen soll. So wirklich möchte ich das alles auch nicht glauben. Psychische Störung. Ich war nie mit Sarah zusammen. Schon alleine der Gedanke daran veursacht bei mir Kopfschmerzen. Als ob ich mir das alles eingebildet habe. Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich versuche mich auf andere Gedanken zu bringen und gehe nach langer Zeit mal wieder auf Wattpad. Irgendwie ist mir gerade nach Noahs Geschichte, vielleicht kann ich anhand ihr neue Schlüsse fassen und manches verstehen. Vielleicht habe ich ja sogar etwas übersehen, was eigentlich die ganze Zeit vor meinen Augen lag. Als ich gerade meine Bibliothek öffne werde ich aber stutzig. Egal wie oft ich sie durch gehe, ich finde das Buch nicht. Schon etwas verzweifelt gebe ich Noahs Benutzername ein. Die Suche ist allerdings vergebens. Immer hektischer schaue ich unter meinen Abonnierten Usern. Verwirrt drücke ich auf den User ohne Bild und ohne Bild.

User nicht gefunden

Zuerst denke ich noch, dass ich mich irre, doch das ist unmöglich. Noah hat sich tatsächlich gelöscht. Etwas leid tun mir nun seine ganzen Fans, zu denen ja eigentlich auch ich gehöre. Sie werden wohl nie das Ende der Geschichte erfahren. Das wird keiner. Mir wird außerdem klar, dass ich Zeit über in der Schule nicht einmal wirklich auf die Gespräche der anderen geachtet habe. Sicher werden sie sich wundern, ja sogar trauern. Ich kann sie verstehen. Doch sie wissen nicht wieso er sich gelöscht hat. Noch weniger. Sie wissen nicht einmal, wer N ist.
Ich lege mein Handy auf die Seite. Mein schlechtes Gewissen wird immer größer. Ich denke darüber nach. Was wäre, wenn ich gestern nicht noch zu ihm gefahren wäre. Was sich geändert hätte. Wenn ich die Wahrheit nicht erfahren hätte. Wenn ich die Vergangenheit geändert hätte.
Wenn ich Sarah nie kennengelernt hätte.
Bei dem letzten Gedanken wird es mir schlecht und ich halte sofort inne. Ich sollte mit diesen Gedanekn aufhören. Ich kann jetzt eh nichts mehr machen. Ich sollte mich damit abfinden, damit leben. Das, was ich die letzten Jahre auch gemacht habe.