Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)

Seite 36

"Was machst du an meinem Laptop?", fragt Noah, nervös und außer Atem zugleich. Es klingt fast so, als würde sein Leben davon abhängen und er gleich darauf seine Stimme verlieren wird. Sofort springe ich auf und laufe zu meinem Bett. Noah hingegen schlägt den Laptop auf, den ich schlussendlich doch zugeklappt habe und tippt schnell das Passwort ein. Seine Augen weiten sich, sein Gesicht wird weiß. Ich kann ihn nicht anschauen und mein Blick bleibt am Boden kleben. Alles was ich vernehme ist ein leises aber schnelles atmen und auf einmal überkommt mich der Mut.
"Wieso schreibst du so etwas?"
Noah schaut mich perplex an, was ich nur in meinen Augenwinkeln erkennen kann.
"Wieso schreibst du so einen Mist?", frage ich erneut und schaue ihn dieses mal richtig an. Man sieht noch immer Schock in seinem Gesicht geschrieben, doch so langsam scheint es, als würde er sich davon erholen.
"Mist?", fragt er dennoch nach und legt seinen Kopf schief.
"Mist", wiederhole ich leise, "von Michael."
Ich senke meinen Kopf erneut und hänge noch ein ganz leises und kurzes 'und mir' hintendran. Auch Noah scheint seinen Blick wieder gesenkt zu haben und einen Mucks gibt er auch nicht von sich.
"Und dazu noch schwulenzeugs", meine ich abwertend und muss mir ein verächtliches Lachen verkneifen. Warum, warum einfach nur. Ich verstehe es nicht. Noah seufzt. Komischerweise ziemlich lange und fest.
"Warum ich so etwas schreibe?", fragt er sicher und blickt mich an.
"Ja. Wie kommst du auf so etwas?"
Er steht langsam auf und kommt auf mich zu. Sein Gang ist standhaft und sein Blick ernst, aber auch etwas erleichtert.
"Ich kam nicht darauf. Es ist Realität und das weißt du auch"
Meine Augen folgen jeder seiner Bewegungen und enden dann schließlich als er sich auf meinem Bett niederlässt. Im Schnelldurchlauf durchfliegen mich Bilder von Sarah, ihrem Unfall und ihr Grab. Ich kann seinem Blick nicht standhalten und muss auf die Matratze starren. Danke. Danke dass du mich erneut daran erinnert hast. Unbeholfen kämpfe ich gegen die Tränen an und verliere den Kampf beinahe.
"Das erklärt nicht, weshalb Adrian und ich in dem Buch plötzlich rummachen", bemerke ich, meine Stimme zittert leicht. Noah muss lachen: "Also hast du bemerkt, dass er dich darstellen sollst?"
Ich lache verächtlich. Wie hätte ich das übersehen können. So sehr es geht blicke ich ihm erneut in die Augen.
"Woher weißt du so viel von Sarah?"
Bei diesem Satz merke ich, wie meine Augen feucht werden und ich ihren Namen beinahe nicht über die Lippen bringe.