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Die Party ist mir sofort zu lästig, als ich aus dem Schlafzimmer trete. Die Musik ist zu laut und die Luft zu stickig. Ich kann es kaum abwarten zuhause zu sein. Ohne Alex oder Yannick zu suchen stürme ich aus dem Haus. Julia weiß ja Bescheid, sie kann Auskunft geben. Ein eisiger Wind erwartet mich draußen und fröstelnd lege ich meine Arme um mich. Ich bin froh, dass der Weg bis zu mir nur so kurz ist, sonst würde ich mir womöglich noch den Tod holen. Meine Benommenheit von vorhin ist wie weggeblasen und gerade hoffe ich einfach nur, dass meine Mutter bereits schläft und sie mich nicht in diesem Zustand sehen muss. Ich greife nach meinem Handy um auf die Uhr zu schauen, doch erst als ich es in der Hand halte, fällt mir auf, dass es ja gar nicht funktioniert. Ich verkrieche mich noch tiefer in meinem Oberteil und biege bereits in meine Straße ein. Mit jedem Schritt fällt es mir leichtere zu laufen und ich stelle mir schon mein gemütliches Bett vor. In Gedanken gehe ich die letzten Schritte zur Tür und krame bereits nach meinem Schlüssel, als ich den Schreck meines Lebens bekomme und beinahe in eine andere Person hineinrenne.
„Entschuldigung, ich habe Sie nicht gesehen", nuschele ich nur, ohne mich groß anzustrengen die Person zu erkennen.
„Kein Ding."
Sofort halte ich in der Bewegung den Schlüssel ins Schloss zu stecken inne und drehe mich langsam um. Der Bewegungsmelder aktivierte sich und vor mir steht niemand anderes als Noah. Seine Wangen sind leicht gerötet und sein Mund verzieht sich zu einem leichten Schmunzeln. Ich weiß nicht, was ich tun soll, nachdem er bereits zum zweiten Mal einfach so vor meinem Haus steht. Ich verenge meine Augen und lege den Kopf schief.
„Was genau machst du hier?", frage ich doch etwas unfreundlicher als ich wollte und füge schnell noch etwas hinzu, als sein Lächeln bereits anfängt zu verschwinden, „Bei der Kälte meine ich, natürlich."
„Ich dachte du wolltest reden."
Noah steckt sich nun auch seine Hände in die Taschen und wendet seinen Blick ab. Ich schaue ihn nur verständnislos an, bis es mir wie Schuppen von den Augen fällt: „Das Treffen."
Energisch krame ich mein Handy aus der Tasche und halte es in die Höhe.
„Mein Handy ist kaputt, tut mir leid, ich muss die Nachricht wohl nicht bekommen haben", erkläre ich und merke selber, wie ich mich gerade darüber freue, dass ich eine Ausrede dafür habe.
„Oh, achso", antwortet er nur knapp, „was wolltest du überhaupt?"
Mein Denken ist noch immer etwas eingeschränkt, weshalb ich zuerst gar nicht realisiere, was Noah gerade von mir möchte.
„Ich... ähm... ich wollte einfach mal wissen, wie du darauf kommst", bringe ich halbwegs zustande und frage mich, wie ich überhaupt einen ganzen Satz formulieren konnte. 
"Ist das nicht nebensächlich?", fragt er und starrt mir auf einmal direkt in die Augen.
"Nein", sage ich entschlossen und mache eine kurze Pause in der ich auch ihn mit meinen Augen fixiere, "Du rennst die ganze Zeit weg, du verschließt dich, du gibst mysteriöse Zeichen und tauchst immer nur auf, wenn du es möchtest. Du machst immer das, was du willst. Ich habe die meiste Zeit keine Ahnung, wo du dich befindest oder was in deinem Kopf vorgeht. Und dann schreibst du so etwas über Tim und mich? Am einen Tag gestehst du mir noch deine Liebe und am nächsten bin ich auf einmal wieder Luft für dich. Du möchtest, dass ich bei dir bin und im gleichen Moment schlägst du mir die Türe vor der Nase zu. Du hast mehr Geheimnisse, als ich mir jemals merken könnte und ich weiß nie, ob ich sie überhaupt wissen möchte."
Noah schaut mir immer noch tief in die Augen. Seine Mimik hat sich kein bisschen geändert. Meine Zunge fühlt sich während dem Reden ganz leicht an und die Worte purzeln nur so aus mir heraus. Sein intensiver Blick wird mir zu aufdringlich und ich breche den Blickkontakt ab. Ich nehme einen großes Atemzug: "So wie das jetzt gerade ist möchte ich das Ganze nicht weiterführen. Ich möchte nicht in der Angst leben, dass du mich immer wieder blockierst, falsche Zeichen ziehst oder sogar von heute auf morgen komplett aus der Stadt bist. Ich möchte, dass du dich mal entscheidest und zu deinem Wort stehst. Und solltest du das nicht können, dann hör auf mir hinterher zu rennen oder dich in mein Privatleben einzumischen."
Ein eisiger Wind weht plötzlich auf und erinnert mich wieder daran, wie kalt es doch ist. Bei dem letzten Satz habe ich mich wieder getraut in Noahs Augen zu schauen. Diese mustern mich immer noch starr, doch ich meine, dass der Ernst aus ihnen etwas verflogen ist. Ich weiß nicht, wie lange wir so dastanden. Ich beginne immer mehr zu frieren und merke, wie meine Beine langsam zu zittern beginnen.
"Danke für deine Antwort", nuschele ich, eher zu mir als zu ihm, und mache mich wieder daran, die Türe zu öffnen. Bevor ich die Klinke jedoch ganz heruntergedrückt habe, greift Noah meinen Arm und zieht mich zu sich. Das erste was ich sehe sind seine Augen, welche in diesem Moment komisch glitzern und mich erneut zum Staunen über dieses Farbschema bringt. Doch lange kann ich darüber nicht nachdenken, denn direkt danach drückt er seine Lippen auf meine. Nur ganz kurz und sanft. Aus Gewohnheit schließe ich meine Augen. 
"Ich möchte nicht, dass das so endet", haucht er an mein Ohr. Alle Härchen an meinem Körper stellen sich auf und ich weiß, dass dies nicht an der Kälte liegt. Erneut küsst er mich und dieses Mal erwidere ich, wenn auch etwas stürmischer, als ich eigentlich wollte. Meine Hände finden sich wie selbstverständlich in seinen uns als wir uns wieder lösen, halte ich immer noch seine Hand. Mein Mund lächelt wie von selber und ich möchte es mir ja selber kaum eingestehen, dass ich eigentlich genau das möchte. Noch einmal blicke ich ihm tief in die Augen, bevor ich die bereits offene Türe hinter mir anstoße und Noah an seiner Hand ins Haus ziehe. Seine Augen funkeln kurz auf und auch seine Mundwinkeln zucken nach oben. Ganz leise schließe ich die Türe hinter uns und führe ihn dann die Treppe hinauf. Ich kann ein leises Kichern nicht unterdrücken und ziehe Noah in mein Zimmer. Nachdem die Türe hinter uns geschlossen ist, falle ich ihm direkt wieder um den Hals. Fast automatisch bewegen wir uns küssend auf mein Bett zu und als wir uns darauf setzen wird Noah noch stürmischer. Ohne es kontrollieren zu können merke ich, wie mich das ganze erregt und ich langsam hart werde. Meine Hand wandert von Noahs Hinterkopf zu seinem Rücken und bleibt dann kurz vor seinem Hosenbund stehen. Er jedoch schiebt seine Hände unter mein Oberteil und hilft mir somit, es auszuziehen. Er mustert meinen nackten Oberkörper, bevor er wieder mit seinen Lippen nach meinen sucht. Ich merke immer mehr, wie sehr ich das Ganze will und sage nichts, ja freue mich sogar, als Noah seine Hand langsam in meine Hose schiebt.
"Ist das okay für dich?", fragt er schwer atmend zwischen zwei Küssen, doch als Antwort rutsche ich nur etwas näher zu ihm, sodass ich beinahe auf seinem Schoß sitze und auch bereits seine Erregung durch die Hose spüren kann. Mein Kopf schaltet total aus uns alles, was ich noch sehe, ist Noah vor mir, wie wir uns gegenseitig langsam ausziehen und uns immer näher kommen, uns gegenseitig berühren und verwöhnen. Es spielt sich beinahe ab wie ein Film und als ich nächsten morgen aufwache, weiß ich nicht, ob das nur ein Traum war oder Realität. Ich versuche mich in meinem Zimmer zu orientieren. Mein Kopf dröhnt wie nie zuvor, doch als ich neben mich greife bin ich alleine im Zimmer und Noah wohl bereits gegangen.

Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt