Wir laufen nur einige Schritte, da fällt mir auf, dass die beiden irgendwie angespannt wirken. Sie laufen kerzengerade und beinahe im Gleichschritt. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, aber so kenne ich sie nicht. Ich starre eine Weile auf ihre Füße, wie sie gleichbleibend sich bewegen. Ich werde von der monotonen Bewegung schon fast müde.
"Was genau habt ihr eigentlich vor?", frage ich, als meine Augenlider schwerer werden. Yannick dreht seinen Kopf ein wenig nach hinten: "Das sagen wir noch nicht."
Dabei lächelt er ein wenig hämisch, aber immerhin wieder ehrlicher als vorhin. Ich seufze. So wirklich Lust auf Überraschungen habe ich nicht. Die ganze Situation scheint mir immer komischer. Keiner redet ein Wort. Als hätten sie sich wirklich gegen mich verschworen.
"Wisst ihr eigentlich was von Noah?", frage ich einfach mal, um wenigstens etwas Gesprächsstoff zu liefern. Augenblicklich verkrampfen sich die beiden ein wenig, ich meine sogar, dass sie langsamer werden.
"Ne", sagt Alex schnell, wobei er Yannick einen schnellen Blick zuwirft. Etwas enttäuscht richte ich meine Augen wieder auf den Boden. Ob sie merken, dass ich mental gerade etwas schlecht drauf bin?
Gemeinsam troten wir noch etwas durch die Gegend, bis die beiden schließlich vor einem Haus Halt machen und in den Vorgarten einbiegen. Ich verstehe nicht recht, was das genau soll, doch ich folge ihnen einfach. Schon ganz gespannt drückt Yannick auf den Klingelknopf und Alex wippt leicht mit seinen Füßen.
"Hey, da seid ihr ja!", begrüßt uns Julia stürmisch, während aus dem Inneren des Hauses schon Musik dringt, "Und Niklas habt ihr mitgebracht, sehr gut."
Gemeinsam treten wir in das Haus ein und folgen Julia kurz darauf ins Wohnzimmer. Die Musik wird immer lauter und in dem Raum befinden sich bereits weitere Schüler unserer Klasse.
"Was ist denn hier los?", frage ich nur halblaut in die Runde.
"Wir dachten uns, dass du mal ein wenig Ablenkung gebrauchen könntest", erzählt Alex stolz und lächelt leicht zu Yannick, welcher auch sehr freudig rüberkommt.
"So, hier für dich!"
Julia drückt mir einen Becher mit nicht definierbarere Flüssigkeit in die Hand. Als ich daran rieche bemerke ich den starken Ethanolgeruch. Verwirrt blicke ich Julia hinterher, die gerade weitere Becher an andere Mitschüler verteilt. Auch Alex hält einen in der Hand, welchen er nun mit meinem anstößt: "Auf einen tollen Abend!"
Mit diesem Satz setzt er an und nimmt einen großen Schluck. Ich tue es ihm gleich und genehmige mir auch etwas davon. Noch immer kann ich die Flüssigkeit nicht ganz definieren, aber sie schmeckt nicht so schrecklich wie Bier, was mich dazu bringt noch einen Schluck zu nehmen. Für einen kurzen Moment wird mir schwindelig, doch nach einem erneuten Schluck verfliegt dieses Gefühl wieder und in meiner Brust wird es ungewohnt warm. Nach einem weiteren Schluck fühle ich mich sogar noch befreiter und muss sogar ein wenig über mich selber lachen. Ich geselle mich zu den anderen Leuten meiner Klasse und bitte um Nachschub, welcher mir sofort gegeben wird. Ich drehe die Musik ein wenig auf und fühle mich zum ersten Mal seit Tagen wieder richtig leicht. Ohne Sorgen und Zweifel. Nach meinem vierten Becher kann ich sogar auf einmal tanzen, was mich allerdings so sehr anstrengt, dass ich kurz darauf schwer atmend auf das Sofa falle. Meine Sicht ist ein wenig verschwommen und auch erst jetzt fällt mir auf, dass weder Yannick noch Alex in der Zeit wirklich bei mir waren. Ich schließe kurz die Augen um mich zu sammeln und bemerke, wie sich jemand neben mich setzt. Einen kurzen Augenblick denke ich es sei Noah und will gerade seinen Namen nennen, da spüre ich andere Lippen auf meinen und reiße meine Augen sofort auf.
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Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)
RandomNiklas glaubt er hat den Verstand verloren, als er sich immer mehr mit dem fiktiven Hauptdarsteller eines Buches vergleichen kann, doch was genau hat der ruhige Noah in seiner Klasse plötzlich mit ihm und weshalb bekommt er jedes Mal ein Déjà-vu, we...