Seite 51

471 53 6
                                    

Trotz Protest meiner Lehrerin und offensichtlich auch meiner Mutter, verbringe ich den kompletten Tag in der Schule. Auch wenn meine Laune seit der ersten Stunde erneut auf dem Tiefpunkt ist, unterhalte ich mich angeregt mit Alex und Yannick. Wir reden über die vergangene Woche, den Ereignissen und was ihnen am Wochenende passiert ist. Da ich leicht angeschlagen bin, verschweige ich ihnen meinen gestrigen Ausflug, sowie andere Ausflüge, die ich auch meiner Mutter noch nicht anvertraute. Außerdem geben sie mir den Unterrichtsstoff von gestern, auf den ich ehrlich gesagt überhaupt keine Lust mehr habe. Nebenbei fällt mir auch immer mehr auf, wie Alex und Yannick in meiner Gegenwart verkrampfen. Sie reden mit mir wie immer, aber ihre Körperhaltung ist anders, ihre Gestik und auch ihr Gesichtsausdruck. Als wüssten sie etwas. Etwas, was ich nicht weiß und was sie eigentlich auch nicht wissen sollten. Ich werde wahnsinnig bei diesen ganzen Geheimnissen, sodass ich bereits als ich zuhause ankomme überhaupt keine Nerven mehr habe. Meine Mutter ist nicht da und mein Vater arbeitet eh. Umso besser für mich. Umso mehr Ruhe und Zeit für mich alleine. Zuerst bin ich sauer, dann verletzt und schlussendlich weiß ich gar nicht mehr was ich tue. Ich laufe blind durch unsere Wohnung, renne in jedes Zimmer, gehe wieder hinaus, versuche meine aufkommenden Aggressionen zu unterdrücken, scheitere beinahe daran und setze mich schlussendlich ruhig auf unser Sofa und starre die Wanduhr an, welche sich gleichbleibend bewegt. Meine Augen folgen dem Sekundenzeigen wie ein Polizeihund seiner Fährte und als der Zeigen genau auf der 12 angelangt ist und es genau 15 Uhr schallt, nehme ich ohne groß zu überlegen mein Handy aus der Tasche, gehe auf Whatsapp und suche Noahs Nummer. Ich finde sie recht schnell und ehe ich mich selber versehe, tippe ich ihm auch schon eine Nachricht. Erst als ich sie abgeschickt habe und erneut durchlese bemerke ich, was ich da eigentlich gerade getan habe. Ich habe ihn tatsächlich um ein Treffen gebeten, nein, eher angefleht. Ich schüttele meinen Kopf und kann nicht glauben, was ich gerade aus Reflex getan habe. Ich kann nicht mehr klar denken, mein Kopf ist voll. Voll mit Ereignissen, die passiert sind, voll mit Emotionen und voll mit Bildern von Sarah. Ohne auf eine Antwort zu warten werfe ich mein Handy auf den Tisch und verlasse den Raum. Was habe ich da nur wieder angestellt?


Das Leuchten des Mondes (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt