No. 172

6 0 1
                                    

„Und? Ist Ran schon da?", hilft Taka mir mit meinen Kisten. „Seltsamerweise nicht. Er muss wohl noch kurz wohin sein und kommt gleich wieder. Ich ruf ihn an, dass wir durch sind", zücke ich mein Handy. Erst jetzt bemerke ich die verpassten Anrufe von Rindou. „Komisch...", murmle ich. „Was ist los?", will mein bester Freund wissen. „Rindou ruft mich nicht oft an", drehe ich das Display um. „Ruf zurück", stellt Taka die letzte Kiste auf. „Rindou..?", beginne ich das Telefonat, doch werde von einem hektischen Schwager unterbrochen. „Na endlich. Ich versuche dich schon seit einer Weile anzurufen", entgegnet er. „Ich hatte meine Abschlussprüfung und musste das Handy aus machen", setze ich mich auf die oberste Kiste. „Du musst unbedingt ins Krankenhaus kommen", wird er ernst. „Was ist passiert", springe ich panisch auf. „Ran... er hatte einen Unfall", antwortet Rindou mir. „Was? Wann? Wie?", kommen mir die Tränen hoch. „Erzähl ich dir wenn du hier bist", legt er auf. „Mei? Was ist passiert?", steht er neben mir und schaut mich besorgt an. „Ran... e-er hatte einen Unfall", sacke ich weinend zusammen. Ich bekomme nicht mit, wie er sich mein Handy schnappt und alles mögliche regelt. „Mei, Liebes. Kira wird dich und deinen Freund zum Krankenhaus fahren. Ich kümmere mich hierum. Alles wird gut, ja?", wischt sie mir mein nasses Gesicht sauber. Kira gibt Vollgas und beeilt sich so schnell wie möglich zum Krankenhaus zu kommen. Kaum das wir beim Eingang sind, kommt Rindou uns entgegen. Völlig fertig erzählt er uns was passiert ist. „Ran wurde von einem Auto angefahren. Wir hatten telefoniert, als er auf dich gewartete hat. Er hat die Zeit aus den Augen verloren und wollte sich beeilen. In seiner Eile hat er das Auto nicht gesehen und er wurde erwischt", erzählt Rindou. „Wie geht's ihm?", will ich wissen. „Er ist im OP", setzt er sich. Mittlerweile sind wir drin und sitzen vor dem OP Raum. Die Stunden fühlen sich ewig an, als endlich das Licht ausgeht. Ein Arzt kommt zu uns, um uns den Verlauf der OP mitzuteilen. „Sind Sie die Angehörigen?", steht er vor uns. „Ich bin sein Bruder und das ist seine Verlobte", stehen wir auf. „Ihr Bruder hatte schwere Verletzungen und innere Blutungen. Wir haben unser best mögliches getan, doch konnten Ihn leider nicht retten. Es tut mir leid", zieht er sich die Maske vom Gesicht und verbeugt sich. „Wir bringen Ihn in einem Raum. Da können Sie sich noch einmal von Ihrem Bruder und Verlobten verabschieden", verabschiedet sich der Arzt. „D-das kann nicht sein... er... Ich... e-er hat versprochen ewig bei mir zu sein...", ich kann nicht verstehen was gerade passiert. Meine Beine geben nach und mir wird schwarz vor Augen. Das letzte was ich wahrnehme, sind Taka und Rindou, die besorgt meinen Namen rufen.

Heute ist Rans Beerdigung. Dank meiner Familie und Freunde habe ich das alles einigermaßen überstanden. Das Interview für meine bestanden Prüfung habe ich dank einer Maske, ebenfalls gemeistert. Doch innerlich kämpfe ich gegen eine Dunkelheit an. Immer wieder frage ich mich, ob sich das hätte verhindern lassen können. Wenn er nur nicht da gewesen wäre, wäre er noch am Leben. In schlechten Momenten gebe ich mir sogar selber die Schuld daran. Rindou und ich stützen uns die ganze Zeit über gegenseitig. Er hat seinen geliebten großen Bruder verloren. Sie waren ein Herz und eine Seele. „Mei? Wir müssen gleich los", kommt Shin behutsam in mein Zimmer. Seit Rans Tod, lebe ich wieder zu Hause. Alleine schaffe ich es im Haus nicht. Zuviel Erinnerungen  schweben dort herum. „Ich komme", drehe ich mich um. In einem schwarzen Kleid gehüllt, steige ich in das Auto und wir fahren los.

Das alles ist nun mittlerweile ein halbes Jahr her. Ich vermisse ihn immer noch, doch er hätte gewollt das ich mein Traum weiterverfolge. Ohne seine Unterstützung hätte ich es niemals soweit geschafft. Ich muss es nicht nur für mich machen, sondern auch für Ran. Rindou und ich treffen uns regelmäßig. Unser gemeinsamer Verlust hat uns näher zusammen gebracht. Mein Debüt nach der Uni, war ein Erfolg und Frau Sato hat mich bei allem weiterhin unterstützt. Manchmal wirkte sie auf mich wie eine Mutter die ihr Kind umsorgt. Vor einem Monat hat in der Nähe des Ateliers ein neues Restaurant aufgemacht. Taka und ich wollten es mal ausprobieren. „Frau Sato? Ich bin dann mal weg. Bis morgen", verabschiede ich mich von meiner Chefin und gehe direkt los.
Während ich so in der Schlange stehe, schaue ich mir die anderen Gäste an. Genauer gesagt deren Kleidung. Immer mal wieder halte ich einen Moment inne und schaue mir die Menschen um mich herum an, um zu sehen was sie so tragen. Das inspiriert mich immer wieder für neues. „Guten Tag. Ich hab einen Tisch für zwei auf den Namen Sano reserviert", trete ich an den Empfang ran. „Natürlich. Wenn Sie mir folgen würden", geht der adrett gekleidete Mann vor und bringt mich zum Tisch. „Wow~", hauche ich bei dem Anblick. Im ganzen Raum sind Aquarien in Form von Wände, die den Raum in Bereiche einteilen. „Ich bringe Ihnen gleich die Karte", verabschiedet sich der Mann. Genau in dem Moment klingelt mein Handy. „Taka?", gehe ich ran. „Mei? Bist du schon da?", fragt er. „Ja. Wann kommst du?", frage ich ihn. „Es tut mir so leid, aber ich kann nicht. Meine Mutter musste kurzfristig eine Schicht übernehmen und ich soll auf Mana und Luna aufpassen und Hausaufgaben machen", entschuldigt er sich. „Alles gut. Viel Spaß. Ich schicke dir Bilder, damit du so richtig neidisch wirst", lege ich lachend auf. „Oh man. Jetzt sieht es so aus, als wenn ich sitzen gelassen wurde. Was ich ja auch wurde", seufze ich. „Ich glaube ich sollte gehen", stehe ich gerade auf, als ich versehentlich mit jemanden zusammen stoße. „Es tut mir leid", drehe ich mich um. Wen ich da vor mir stehen sehe, hätte ich nicht gedacht.

Falling in Love Tokyo Part 2 (a Tokyo Revanger Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt