Kapitel 6: Auf nach Hause

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In diesem Sportauto zu fahren, ist das mit Abstand beste Gefühl, was ich jemals hatte. Ich bin schon in anderen Autos mitgefahren, aber noch nie in seiner so edlen Karre. Und wie der Wagen erst auf der Straße liegt und wie sanft das Fahrgefühl ist!

„Wenn es dir so gefällt, fahre ich dich gerne öfter durch die Gegend", bietet Viktor dann mit einem breiten Grinsen an.

„Keine Umstände", erwidere ich mit Blick auf die Straße.

„Die Diskussion spare ich mir, ich tue es dann einfach", sagt er amüsiert und steuert dann die Autobahnausfahrt an.

Ich habe mich innerlich bereits auf ein paar Argumente eingestellt, die ich ihm an den Kopf werfen will, aber das beendet die Diskussion, bevor sie angefangen hat. Spätestens, wenn er in sein Leben und ich in meins zurückkehre, wird sich das eh in Luft auflösen. Aber ich kann sagen: Ich saß in einem Sportwagen.

Schließlich kommen wir wieder in Kaltenweide an, lässig fährt Viktor dann zurück auf den Parkplatz vom Rewe. Er fährt genau auf den erstbesten Parkplatz nahe der Eingangstür des Supermarkts. Wenn er da jetzt entspannt einkaufen gehen will, klappe ich zusammen. Meine Beine fühlen sich weich an und innerlich spüre ich noch immer ein Zittern. Und weit darf er nicht von mir weg, sonst wird der Schmerz wiederkommen und davor habe ich wirklich Angst. Ich halte nicht noch mehr aus heute.

„Warte hier", sagt Viktor, stellt den Motor aus und greift neben sich in die Mittelkonsole. Dort holt er seine Geldbörse mit den ganz vielen Scheinen hervor. Ich kann mir einen erneuten Blick darauf einfach nicht verkneifen, das sieht aber so ziemlich nach „Bitte überfallen!" aus.

Meine Brust verengt sich, als Viktor aussteigt und sachte die Tür schließt. Ich traue mich aber auch nicht, was zu sagen. Er geht mit schnellen Schritten in den Supermarkt hinein und lässt mich echt hier. Ich frage mich, warum ich nicht alleine schlafen darf, er mich aber nun im Auto sitzen lässt, um entspannt einkaufen zu gehen.

Nach nicht mal einer Minute kommt er aber wieder aus dem Rewe hervor und ich sehe, dass er gar nicht beim Rewe drin war. Er hat eine Tüte des Bäckers in der Hand, der vorne vor den Kassen einen kleinen Laden betreibt. Dann steht er auch schon auf meiner Beifahrerseite und öffnet die Tür.

„Ich habe einen Tiefgaragenstellplatz", platzt es als Angebot aus mir heraus.

Viktor hebt kurz irritiert die Augenbraue, setzt dann aber ein Lächeln auf.

„Und den benutzt du gerade nicht?", will er vorsichtshalber wissen.

„Ich habe nicht mal einen Führerschein. Aber ich kann demnächst mein Fahrrad da parken und dein Auto muss draußen warten", kommt es aus mir heraus.

Ich kann nicht anders, als wirklich herzhaft über meinen Witz zu lachen und Viktors offene Kinnlade zu bewundern. Dieses Mal ist er es, der nicht weiß, was er darauf erwidern soll.

„Weißt du, würde jemand aus meinem Clan so mit mir reden, hätte er ein Problem mit mir", sagt er dann belustigt und schließt die Tür.

Er geht nun um das Auto herum und nimmt wieder auf seinem Fahrersitz seinen Platz ein. Nebenbei packt er sein Portemonnaie und die Brötchentüte zwischen uns. Dann lässt er den Motor an und sieht mich fragend an.

Mir ist klar, dass er den Weg wissen will, aber ich habe eine bessere Idee.

„Welch ein Glück, dass ich nicht aus deinem Clan bin", haue ich nun amüsiert raus.

Das kommt bei Viktor aber nicht so lustig an, er beugt sich ein Stück zur Seite und legt seine Hand auf meine Wange. Mit seinem Daumen dreht er mein Kinn zu sich, so sehe ich in seine nun dunkelroten Augen.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt