Kapitel 18: Ein paar Tage

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Es ist dann soweit und ich muss meinen Teil des Essens bezahlen. Dann kommt mir auch wieder in den Sinn, dass ich die falsche Kontokarte in der Tasche habe.

Du meinst wohl die Richtige", kommentiert Viktor ohne Scham.

Klara steckt sich ihr CI wieder an den Kopf und so kann sie den Kellner verstehen, um zu bezahlen. Normalerweise kann sie auch Lippenlesen, aber nach einer CI Pause geht es bei ihr meist wieder.

Ich starre nun auf meine Kontokarte, auf der „Prof. Dr. Viktor Derfelden" steht, als sei es eine Warnung. Mist, was mache ich, wenn die Bedienung denkt, dass ich die Karte geklaut habe?

Mir fällt dann ein richtiger Stein vom Herzen, als der Kellner einfach nur das EC Gerät hin hält und ich nicht mal einen PIN eingeben muss. Den hätte ich auch nicht gekannt, muss ich zugeben.

Dein und mein Geburtsjahr, also 9625", verrät Viktor mir und ich finde das leider unglaublich süß.

Das wir aus einem anderen Jahrhundert stammen, lasse ich mal außen vor.

„Neue Kontokarte?", fragt Klara dann neugierig nach, als ich die zurück in mein Portemonnaie packe.

Klara kennt meine rote Sparkassen Kontokarte, das hier ist eine weiß-blaue Hamburg Stadtpanorama Volksbank Karte.

Scheiße!

„Ich habe die Bank gewechselt, Zeit für was Neues", behaupte ich, halte grinsend mein Portemonnaie hoch und lasse es dann in meiner Tasche verschwinden.

„Wer weiß, was die dir in der Klinik da für Abnehmzeug geben, lass das doch lieber sein. Am Ende ziehst du noch nach Hamburg, weil dir die Klinik so gefällt", haut Klara prustend raus.

Ich bringe Viktor in meinen Gedanken zum Schweigen, bevor er überhaupt beginnen kann, einen Satz raus zu hauen.

Dann spiele ich mit und steige ins Lachen mit ein. Klara bemerkt es zum Glück nicht, was mich sehr erleichtert.

Schließlich verabschieden wir uns und Klara geht in die andere Richtung, weil sie nicht weit von der Innenstadt entfernt wohnt und diese 25 Minuten gerne zu Fuß geht.

Und ich setze mich für eine Bahnstation schon in die Bahn. Warum ich nur dick bin, ist mir ein völliges Rätsel.

Ich gehe in die andere Richtung und schon schließt Viktor zu mir auf, der mich breit anlächelt.

„So gehe ich gerne essen", meint er und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen.

Dann schiebt er mich aber zum Sportauto, wo wir dann einsteigen und kurz darauf zu mir nach Hause fahren.

Die paar Tage daheim sehen dann ziemlich gleich aus: Viktor versorgt mich, als sei ich das heilige neue Etwas und mein Haushalt ist nun um ein Bügelbrett, ein Bügeleisen, ein Föhn und ein Lockenstab reicher. Letzteres will Viktor unbedingt an mir ausprobieren und ich habe verpasst „Nein" zu sagen. Aber weil er das so freudig macht und dann den ganzen Abend beim Kuscheln und Doku schauen mit meinen gemachten Locken spielt, darf er das tun.

Ganz heimlich bewundere ich immer mein neues Handy, dessen Funktionen ich eifrig ausprobiere und das Gerät dann verliebt in meine Hosentasche stecke. Ich glaube aber, Viktor weiß darüber Bescheid, freut sich aber ebenso heimlich.

Immer wieder schreibe ich mit Klara und versuche das Spiel um den Klinikaufenthalt in Hamburg aufrecht zu erhalten.

Mit Viktor plaudere ich über Alltägliches, versuche aber auch noch immer, so viel Abstand wie möglich zu behalten. Am Ende sehe ich sein Leben in Hamburg und bemerke, dass wir nicht kompatibel sind. Dann ist das Ziehen des Schlussstriches nicht enorm schlimm, wenn ich den Abstand wahren kann.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt