„Ich nehme alles zurück, die zarte Leni ist alles andere als schüchtern", prustet Lars weiter vor sich hin.
Er nimmt nun ein riesiges Brotmesser in die Hand und schneidet Stücke von den verschiedenen Brotsorten ab.
Ich schaue derweil mit einem vernichtenden Blick in Viktors Richtung, er formt seine Lippen aber nur zu einem Kuss und grinst dann breit.
„Setzt euch", meint Lars und zeigt beiläufig auf eine hölzerne Bank mit Tisch davor.
Ich bin kurz davor zu fragen, aus welchem Jahrhundert die ist. Viktor schiebt mich nun aber dahin und ich beschließe, bewusst nicht in die Ecken zu sehen. Bei Spinnen bin ich raus, wenn ich schon eine sehe, bekomme ich Schweißausbrüche.
Im nächsten Moment wird ein hölzernes Brett vor mir abgestellt, passend dazu noch eine handelsübliche Butter mit Meersalz inklusive eines Messers.
Lars setzt sich auf einem Hocker genau gegenüber hin und mir rutscht vor Respekt vor seiner Statur das Herz in die Hose. Fehlen nur noch ein Bierkrug aus dem Mittelalter und ein Ausruf nach einer Frau, oder sowas. Sein Blick ist direkt voller Spannung auf mich gerichtet.
„Hör auf meiner Gefährtin Angst einzujagen!", betont Viktor nun mit dunkelroten Augen und fern jeglichen Spaßes.
„Entschuldige bitte, war keine Absicht, liebe Leni", sagt Lars, hebt seine Hände in die Höhe und rutscht mit dem Hocker zur Seite.
Sonst habe ich doch auch keine Angst vor irgendwelchen Leuten! Aber vielleicht ist das bei Vampiren auch anders und als Mensch hat man sowas tief im Unterbewusstsein.
Statt zur Fahrschule, sollte er mich in der Vampirschule anmelden. Zumal ich meine eigene Fahrschule auswähle!
Viktor nimmt nun das Messer und verteilt ein wenig Butter auf den kleinen Brotstücken. Dann hält er mir eins vor den Mund, an dem ich abbeißen soll.
Ich nehme ihm das Stück aus der Hand und beiße dann selbstständig hinein, ganz ohne seine Hilfe. Und dann sehe ich sehr deutlich die Verwunderung von Lars, weil ich Viktor die Stirn biete und er nichts dagegen macht.
Beim ersten Biss stöhne ich dann, weil das so gut schmeckt. Und ich ziehe mir direkt den ganzen Happen rein, weil ich noch nie so frisches und schmackhaftes Brot gegessen habe. Schön bissfest, aber auch fluffig und der Rand ist knusprig.
„Das ist normales Vollkornbrot. Dann noch eine Variante mit Nüssen, mit Lavendel, mit Zwiebeln, mit Kartoffeln und mit Karotten", zählt Lars in aller Ruhe auf.
Gelassen zeigt er beim Aufzählen auf das jeweilige Stück.
Es ist mir komplett egal, wie das aussieht, aber ich esse jede einzelne Probe auf. In der Summe hätte ich alle Sorten auch zum Frühstück gegessen, meine Favoriten sind dann aber Zwiebel und Lavendel.
So kleine Stückchen passen rein, aber fünf ganze Scheiben Brot zum Frühstück kriege ich dann doch nicht rein. Zwei Sorten reichen fürs Erste.
„Ich nehme je einen Laib. Und nächsten Mittwoch dasselbe noch einmal", bestellt Viktor dann nach meiner Rückmeldung.
Nächsten Mittwoch sagt er, nicht jeden Mittwoch. In seinem Kompromiss sind wir wohl noch nicht da angelangt, dass ich nicht nach Hamburg ziehen werde.
„Fährt hier ein Bus?", frage ich dann.
„Zwei Dörfer weiter fährt einer durch, das ist aber 8 km entfernt", erklärt Lars nachdenklich.
„Ich komme jede Woche vorbei, Viktor fährt ab nächste Woche scheinbar ja wieder nach Hause, ich nicht. Darum frage ich", haue ich raus.
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Verbunden mit einem Vampir
FantasíaBis zu diesem Augenblick im Einkaufsladen nahm Leni an, Vampire seien nur Erfindungen des menschlichen Einfallsreichtums. An genau diesem Abend wurde sie dann eines Besseren belehrt. Was Leni noch nicht weiß: Der Mann, mit dem sie zusammenstößt, hei...