„Viktor, das macht mir Angst", beichte ich über die Seelenverbindung.
„Bitte tu mir den Gefallen und sieh nach", meint er dann.
„Ey, meinst du das ernst? Du schickst mich in das Zimmer mit den merkwürdigen Geräuschen?", will ich nun wissen.
Ich kann es nicht zurückhalten, in mir breitet sich diese Furcht aus und ich merke, wie Viktor auf der anderen Seite der Verbindung beinahe umkommt. Aber er bleibt standhaft, was mich schwer verwundert. Verhält sich denn heute echt keiner normal? Was soll das?
„Ja, das will ich. Bitte, Leni. Ich habe eine Vorahnung", bestätigt Viktor.
„Und wenn das ein Einbrecher ist?", frage ich verhalten nach.
„Dann schreist du laut nach Fabrice, der wird dir helfen. Aber bitte geh jetzt da rein und sieh nach", fordert Viktor strikt.
Ich nehme wirklich allen Mut zusammen, den ich finden kann und öffne dann die Tür.
So trete ich in das Zimmer, aus dem diese fürchterlich gruseligen Geräusche kommen.
Es ist Fabrices Zimmer und ich sehe mich nun hier um, damit ich lokalisieren kann, wo das Geräusch her kommt. Ich kann es noch immer nicht fassen, dass Viktor mich in diese Gefahr schickt und mir nicht heftig eindringlich befehlen will, dass ich Fabrice hoch hole. Jetzt ist nicht nur was mit Fabrice nicht in Ordnung, sondern auch mit Viktor ist etwas komisch.
Das Schaben kommt aus der Nähe von Fabrices Kleiderschrank und ich überlege nun die Beine in die Hand zu nehmen. Ich bin auch so schockiert, dass ich rückwärts gegen Fabrices Bürostuhl stoße und halb darüber stolpere. Spätestens jetzt weiß der Einbrecher, dass er nicht mehr alleine im Raum ist.
Passieren tut aber nichts, außer dass mein Herz gleich aussetzt und das Schaben minimal stärker wird.
„Bitte, sieh nach, bitte, mein Schatz. Ich bin auch schon auf dem Heimweg, Kilian auch", betont Viktor verzweifelt.
Ich verstehe nicht, was genau hier abgeht, aber ich bringe es jetzt hinter mir. Ich ergreife einen von den Pokalen, der aus einem goldenen Bodybuilder in Poser Position besteht und wappne mich nun damit. Dann gehe ich mit erhobener Siegerehrung Waffe auf den Schrank zu, um daran vorbei ans Fenster zu sehen.
Dort angekommen merke ich dann, dass das Schaben aus dem Schrank kommt und nicht von daneben. Gleich hört mein Herz noch auf zu schlagen, ich schwöre es!
Jetzt oder nie!
Ich reiße die Tür auf und halte mit rasendem Herzen den Pokal hoch, damit ich angreifen kann, was auch immer sich dort verbirgt. Dann spüre ich richtig, wie mein Herz stolpert und einen schockierten Satz macht, ehe es mir weiter unnormal heftig hoch bis zum Hals schlägt.
„Scheiße! Fabrice?", kommt es dann komplett entsetzt und ungläubig aus mir heraus.
Jemand hat ihn in diesem Schrank abgelegt, ihm seine Hände auf den Rücken gefesselt und einen Knebel aus einem Stofftuch verpasst. Seine Augen sind leer und glasig, was aber garantiert eher von dem kommt, was gerade unaufhaltsam in seinen Kreislauf gelangt. An der Kleiderstange oben ist ein Infusionsbeutel befestigt, der mit einem Zugang an seiner Schulter befestigt ist.
Das sieht unangenehm und schmerzhaft aus, um es noch freundlich auszudrücken.
„Viktor, das da unten auf dem Sofa ist nicht Fabrice!", kommt es im Geiste voller Angst aus mir heraus.
Gerade will ich ihn auch um Rat fragen, ob ich diese Infusion einfach aus seiner Schulter ziehen kann, aber soweit komme ich nicht. Fabrice scheint seinen Kopf unter großer Anstrengung zu bewegen und er will mir wohl was mitteilen. Die Geräusche vom Schaben kommen von seinen Fingerspitzen, die auf dem Boden seines Kleiderschranks leichte Kratzspuren hinterlassen. Zu mehr Ausdruck ist er durch das Zeug, was in ihm kursiert, wohl nicht in der Lage.
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Verbunden mit einem Vampir
FantasyBis zu diesem Augenblick im Einkaufsladen nahm Leni an, Vampire seien nur Erfindungen des menschlichen Einfallsreichtums. An genau diesem Abend wurde sie dann eines Besseren belehrt. Was Leni noch nicht weiß: Der Mann, mit dem sie zusammenstößt, hei...